Während sich Frauke Petry von ihrem Mann trennte, ist sie mit der "Alternative für Deutschland" eng verbunden. Was für eine Person ist die wortgewandte AfD-Vorsitzende, von der sich ihr ehemaliger Lebensgefährte öffentlich distanziert?

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Sie verkörperte bis vor Kurzem die Ideale des konservativen Bürgertums. Verheiratet, vier Kinder, Haus und Garten.

Petry holt fast zehn Prozent für AfD

Mit dem Start ihrer politischen Karriere letzten Jahres begann sich ihr Leben aber zu verändern.

Damals kandidierte Frauke Petry in Sachsen, ihrer Heimat, für die Alternative für Deutschland (AfD) und zog mit fast zehn Prozent in den Landtag ein.

Die 40-Jährige setzt gezielt auf Ausländer- und Familienthemen und trifft den Nerv der Wähler. Öffentlich präsentierte die AfD-Politikerin stolz ihre Bilderbuchfamilie.

Bisweilen empfing sie Reporter in ihrem Heimatdorf Tautenhain in Thüringen, wo Petry mit ihrem Mann, einem evangelischen Pfarrer, und den Kindern zusammenlebte.

Ehemann geht inhaltlich auf Distanz

Doch mittlerweile hat sie die Trennung selbst bekannt gemacht: "Nach über 14 Jahren Ehe werden mein Mann und ich zukünftig getrennt Wege gehen", verkündete Petry im Oktober allen AfD-Mitglieder per Mail.

Die Trennung sei in "gegenseitigem Einvernehmen" erfolgt, hatte AfD-Sprecher Christian Lüth der Deutschen Presse-Agentur bestätigt.

Ihr Mann distanzierte sich öffentlich von seiner Frau und ihrer Politik, als die AfD in der Flüchtlingskrise Stimmung machte.

Während Frauke Petry gegen die deutsche Asylpolitik wettert, spricht der Pfarrer in Zusammenhang mit Flüchtlingen von Willkommenskultur. Von einem Aufnahmestopp hält er im Gegensatz zu seiner Frau wenig.

"Wenn jemand in friedlicher Absicht vor der Haustür steht, dann hat man ihn zunächst einmal hereinzulassen", fordert Sven Petry gegenüber der Wochenzeitung "Die Zeit".

Klug, hart rechts und "extrem intrigant"?

Im Wahlkampf setzt Frauke Petry auf Themen wie innere Sicherheit und Grenzkriminalität. Gleichzeitig wirbt sie für das Leitbild der Drei-Kind-Familie in Deutschland.

Ihre Anhänger nennen sie klug, offen und pragmatisch. Sie selbst bezeichnet sich als konservativ, wenn es um das Thema Familie geht - und liberal beim Stichwort Kinderbetreuung.

Rechts sei sie in keinem Fall, äußert Petry gegen über "Die Zeit". Zumindest nicht förmlich, durch Links-rechts-Zuschreibung, sondern inhaltlich, ergänzt sie.

Als stockkonservativ bis hart rechts bezeichnen sie indes ihre Gegner. Sie gilt als diejenige, unter deren Führung sich die AfD endgültig zu einer rechtspopulistischen Partei entwickelt hat.

Als "extrem intrigant" beschreibt sie der frühere AfD-Parteivize Hans-Olaf Henkel, der die AfD wegen offenkundiger "Rechtsideologie" verlassen hat.

Dass Petry einmal für einen Rechtsruck in ihrer Partei stehen könnte, lässt sich aus ihrem Werdegang kaum erkennen.

Parteikarriere beginnt unspektakulär

Ihre Parteikarriere begann recht unspektakulär. Petry wurde im Osten geboren und wechselte nach der Wende für ihr Abitur in den Westen.

Die promovierte Chemikerin aus Dresden gründete mit knapp 32 Jahren eine Firma, die Reifendichtmittel herstellt. 2013 muss sie Insolvenz melden.

Anders als ihr Kontrahent Bernd Lucke, vermittelt Petry nicht den Eindruck, die Eurokrise und die Welt im Ganzen auf der Agenda zu haben

Der Ökonomieprofessor und Mitgründer der Partei fiel in seiner Amtszeit besonders durch Zahlenkompetenz und unnahbare Präzision auf. Frauke Petry hingegen zeigt sich wortgewandt und schlagfertig.

Spätestens seit Petry die AfD im vergangenen August in Sachsen in den ersten deutschen Landtag führte, ist sie aus Luckes Schatten herausgetreten.

Im TV steht Petry gerne im Rampenlicht

Seither steht sie als TV-Gast gerne im Rampenlicht. Zuletzt beherrschte die Politikerin die gestrige TV-Sendung "Hart aber fair" mit einem verbalen Dauerfeuer.

Dabei überließ sie, wie üblich ungeschminkt und mit Kurzhaarfrisur, ihren vier Talkshow-Kollegen kaum ein Wort. Das Thema der Sendung: "Vom Wutbürger zum Brandstifter – Woher kommt der rechte Hass?".

Eine Mitschuld ihrer Partei an den 65 Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte wies sie zurück, nahm indes mit ausufernden Beiträgen einen Großteil der Sendung in Anspruch.

Besonders auffallend und sicherlich Ergebnis ihrer Talkshow-Erfahrung: Petry wahrt die Contenance, wenn gegen sie argumentiert wird. Auf Kritik reagiert sie zuweilen mit spöttischem Blick oder einem beleidigten Auflachen.

Petry verkörpere die "Opfermythologie der AfD mit jeder Faser", schreibt die Online Nachrichtenseite "Der Spiegel".

Bloß weil sich die besorgten Bürger die ungeregelte Zuwanderung nicht bieten lassen wollen, würden sie "mit der Nazikeule niedergestreckt", so die Argumentation.

Immer geradeaus, immer fair

"Ein kluges Mädchen" nennt sie ein ehemaliger Gymnasiallehrer gegenüber der Online-Seite der "Zeit". Gerne diskutiert habe sie, immer geradeaus, immer fair.

Petry selbst erzählt, sie habe mit Anfang Zwanzig überlegt, der CDU beizutreten. Eine Freundin warnte sie davor, dort gebe es wenige echte Debatten, dafür viel Taktik. Heute nennt Petry die Partei von Kanzlerin Angela Merkel eine "Kartellpartei".

So entschied sich Petry für die AfD, eine Partei, die viele Positionen von liberal bis rechts vertritt und die Grenzen in beide Richtungen großzügig auslegt.

Wo sie in zehn Jahren steht, beantwortet Petry in der "Zeit" ohne zu zögern: "Da sehe ich uns in der Regierung".

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