Die plötzliche Nähe zwischen Nordkorea und den USA stößt im politischen Amerika nicht ungeteilt auf Begeisterung. Dass ausgerechnet ein US-Präsident den nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un seinen "Freund" nennt, wie es nun Donald Trump tat, dürfte das Unbehagen nicht beheben.

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Vor seinem Gipfeltreffen mit Kim Jong Un in Hanoi hat US-Präsident Donald Trump den nordkoreanischen Machthaber als seinen "Freund" bezeichnet.

Trump stellte Nordkorea am Mittwochmorgen wirtschaftliche Entwicklung und Wohlstand in Aussicht, sollte Kim sein Atomwaffen- und Raketenarsenal abrüsten.

Trump: "Großartige Gelegenheit für meinen Freund Kim"

Auf Twitter schrieb der US-Präsident: "Das Potenzial ist FANTASTISCH, eine großartige Gelegenheit für meinen Freund Kim Jong Un, wie kaum eine andere in der Geschichte."

Trump hatte in der Vergangenheit immer wieder über die "wunderschönen Briefe" geschwärmt, die ihm der nordkoreanische Diktator geschrieben habe. "Wir haben uns verliebt", umschrieb Trump im September 2018 sein Verhältnis zum Machthaber in Pjöngjang.

Nach dem ersten gemeinsamen Gipfeltreffen im Sommer 2018 hatte Trump betont, dass von Nordkorea "keine nukleare Bedrohung" mehr ausgehe.

Prompt sahen sich US-Geheimdienstkoordinator Dan Coats sowie Trumps Sicherheitsberater John Bolton und Außenminister Mike Pompeo zum Widerspruch genötigt. Von Nordkorea gehe sehr wohl noch eine nukleare Gefahr aus.

"Die Welt kann kein nuklear bewaffnetes Nordkorea hinnehmen. Das ist nicht nur die Haltung der Vereinigten Staaten, das ist die Haltung der Welt", hatte Pompeo im vergangenen September seine Forderung nach zügigen Maßnahmen seitens des Regimes in Pjöngjang erneuert.

Trump: "Ich bin nicht in Eile"

Am Montag meinte Trump zur Forderung nach einer Denuklearisierung Nordkoreas, solange Kim auf Raketen- und Atomwaffentests verzichte, dränge die Zeit nicht. "Ich bin nicht in Eile", sagte der US-Präsident. "Solange es keine Tests gibt, sind wir glücklich."

Zugleich wies Trump auf Twitter Kritik der oppositionellen US-Demokraten an seinem Umgang mit Pjöngjang zurück. Die Demokraten sollten nicht darüber reden, was er zu tun habe, sondern sich fragen, warum sie es in der Amtszeit von Präsident Barack Obama nicht selbst getan hätten.

Die erste Zusammenkunft von Trump und Kim in der vietnamesischen Hauptstadt ist nach Angaben des Weißen Hauses für Mittwochabend um 18.30 Uhr (Ortszeit/12.30 Uhr MEZ) geplant.

Nach der Begrüßung im Hotel "Metropole" wollen Trump und Kim ein 20-minütiges Gespräch unter vier Augen führen. Dann wollen beide Seiten in kleiner Runde zu einem etwa eineinhalbstündigen Abendessen zusammenkommen.

Massive Sicherheitsvorkehrungen für Gipfel

Am Donnerstag sind weitere Gespräche geplant. Nach Kim war am Dienstagabend auch Trump in Hanoi eingetroffen.

Trump hatte bei einem Treffen mit dem vietnamesischen Präsidenten Nguyen Phu Trong gesagt, er hoffe, dass "großartige Dinge" bei dem "sehr wichtigen Gipfel" mit Kim geschehen würden.

Kim plante nach vietnamesischen Medienberichten den Besuch von Industrieanlagen. Die Umgebung des Hotels "Metropole" war bereits am Mittwochmorgen weiträumig abgeriegelt.

Panzerfahrzeuge und Soldaten waren in der Umgebung postiert. Das Ziel von Trumps Nordkorea-Politik ist die vollständige "Denuklearisierung" des Landes. Kim verlangt Zugeständnisse der USA, etwa eine Lockerung von Sanktionen. (afp/dpa/mwo)

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