Die AfD wollte den deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel vom Bundestag für zwei umstrittene Texte maßregeln lassen. Der Grünen-Abgeordnete Cem Özdemr nutzte die Debatte für einem leidenschaftlichen Gegenschlag.

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In einer wütenden Rede hat der Bundestagsabgeordnete und ehemalige Vorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, mit der AfD abgerechnet.

Die AfD hatte beantragt, den jüngst aus türkischer Haft freigelassenen "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel wegen zweier "taz"-Kolumnen aus den Jahren 2011 und 2012 öffentlich zu maßregeln.

Darin hatte Yücel dem umstrittenen Autor Thilo Sarrazin einen Schlaganfall gewünscht und den Geburtenrückgang in der Bundesrepublik als Beitrag zum "Deutschensterben" bejubelt. Mit großer Mehrheit lehnte der Bundestag die AfD-Forderung ab.

In der knapp fünf Minuten langen Ansprache (am Ende des Textes im Video zu sehen) bezichtigte Özdemir die Abgeordneten der AfD, das demokratische System der Bundesrepublik zu verachten. "Man muss sich vergegenwärtigen, worüber wir heute tatsächlich hier reden", so der frühere Grünen-Chef.

"Wir reden über die Arbeit und den Artikel eines deutschen Journalisten. So etwas kennen wir eigentlich sonst nur aus autoritären Ländern. Der Deutsche Bundestag hingegen benotet nicht die Arbeit von Journalisten und Journalistinnen. Bei uns in der Bundesrepublik Deutschland gibt es keine oberste Zensurbehörde Parlament".

Özdemir zufolge sei die AfD "aus demselben faulen Holz geschnitzt wie diejenigen, die Deniz Yücel verhaften haben lassen."

Özdemir bezeichnet AfD-Abgeordnete als Rassisten

Zudem warf der Grünen-Abgeordnete der AfD Rassismus vor. In dem Jahr, das "Welt"-Korrespondent Yücel in türkischer Haft verbracht habe, hat sich Deutschland seiner Ansicht nach dramatisch verändert. "Davon zeugt diese Debatte. Denn mittlerweile sitzen Abgeordnete in diesem Haus, die kann ich nicht anders bezeichnen als als Rassisten."

Auch einen Vergleich der AfD mit den Nationalsozialisten scheute Özdemir in seiner sichtlich emotionalen Ansprache nicht. So sei er von einer Veranstaltung der AfD zum politischen Aschermittwoch an eine "Sportpalastrede" erinnert worden.

Im Berliner Sportpalast hatte NS-Propagandaminister Joseph Goebbels 1943 seine berüchtigte Rede mit dem Aufruf zum "totalen Krieg" gehalten.

(mit Material der dpa)
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