• Unbekannte haben Drohbriefe an Politiker, Medien und Behörden verschickt.
  • Darin befand sich ein Stück Fleisch und es wurde "blutiger Widerstand" gegen eine Corona-Impfpflicht angedroht.
  • Zu den Empfängern gehört der ARD zufolge auch der Berliner Bürgermeister Michael Müller. Er nannte die Schreiben "unerträglich".

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Ein Stück Fleisch in Alufolie gewickelt und per Brief verschickt, dazu ein Schreiben mit diesem Wortlaut: "Das Fleisch ist mit ausstrahlenden Covid-19-Viren und mit Zyklon B durchseucht. Der Widerstand gegen die Impfung und die Maßnahmen wird blutig und unappetitlich."

Drohbriefe mit diesem Inhalt sind offenbar an verschiedene Politiker, Medien, Polizeibehörden und andere öffentliche Institutionen verschickt worden. Das berichtete der RBB mit Verweis auf das ARD-Hauptstadtbüro und die Redaktion des ARD-Magazins "Kontraste". Wer genau die Empfängerinnen und Empfänger waren, ist den Berichten nicht zu entnehmen. Genannt wurde nur der scheidende Berliner Bürgermeister Michael Müller (SPD).

Michael Müller: "Es ist unerträglich"

Müller bestätigte am Mittwoch, dass er ein solches Schreiben erhalten hat. "Es ist unerträglich, zu welchen Mitteln einige Menschen inzwischen greifen, um andere zu bedrohen, zu hetzen und um ihre abstrusen Thesen zu verbreiten", teilte der Regierende Bürgermeister auf Anfrage mit.

In einer demokratischen Gesellschaft sei Kritik an politischem Handeln erlaubt und legitim, so Müller weiter. Drohschreiben, Hetze und Hass oder Fackelaufzüge vor den Wohnungen von Politikern hätten jedoch nichts mit freier Meinungsäußerung zu tun. "Als Gesellschaft ist jede und jeder einzelne aufgerufen, diese Radikalisierung zu verurteilen und klar zu machen, dass wir uns als Gemeinschaft nicht durch solche widerwärtigen Aktionen spalten lassen", teilte Müller mit.

Staatsschutz in Berlin ermittelt

Wer hinter den Drohbriefen steckt, ist unklar. Das Polizeipräsidium Berlin bestätigte den Sachverhalt auf Anfrage unserer Redaktion. Demnach wurden in der Bundeshauptstadt rund ein Dutzend Fälle registriert. "In Berlin hat der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes die Ermittlungen übernommen", teilte das Polizeipräsidium auf Anfrage mit.

Eine Infektion mit dem Coronavirus wäre über ein verschicktes Stück Fleisch nicht möglich. Das Giftgas Zyklon B, mit dem das Fleisch dem Hinweis zufolge angeblich ebenfalls "durchseucht" gewesen sein soll, wurde von den Nationalsozialisten zur massenhaften Ermordung von Gefangenen in Vernichtungslagern, unter anderem in Auschwitz, eingesetzt.

Das Kriminaltechnische Institut der Berliner Polizei hat die verschickten Fleischstücke inzwischen untersucht – allerdings konnten keine Gefährdungen festgestellt werden. Weitere Auskünfte wollte die Polizei wegen laufender Ermittlungen am Mittwoch nicht erteilen.

Teile der Impfgegner radikalisieren sich

Die Debatte über eine Impfpflicht gegen das Coronavirus hat den Widerstand gegen die Corona-Politik in den vergangenen Wochen noch einmal deutlich verschärft. In mehreren Bundesländern versammelten sich sogenannte Querdenker auch unangemeldet zu Demonstrationen.

In Dresden und Heidenau durchsuchten Spezialkräfte des Landeskriminalamts am Mittwoch Räume von fünf Personen. Zuvor waren im Kommunikationsdienst Telegram laut einem Bericht des ZDF-Magazins "Frontal" Morddrohungen gegen Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer und andere Politiker aufgetaucht – ebenfalls im Zusammenhang mit der Diskussion über eine Corona-Impfpflicht. Ein Sprecher teilte über Twitter mit, dass bei den Durchsuchungen Waffen gefunden wurden.

Verwendete Quellen:

  • RBB24.de: Proteste gegen Corona-Politik – Michael Müller und weitere Politiker erhalten Drohbriefe mit Fleisch
  • Senatskanzlei Berlin, Pressestelle
  • Polizeipräsidium Berlin, Pressestelle
  • Polizei Sachsen auf Twitter
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