Das Haus der Kanzlerin wird 24 Stunden am Tag bewacht. Doch das hielt Anis Amri nicht davon ab, ein Foto von der Örtlichkeit zu schießen. Der Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz kundschaftete offenbar weitere Anschlagsziele aus.

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Der Breitscheidplatz-Attentäter Anis Amri hat im Vorfeld des Anschlags den Wohnsitz der Bundeskanzlerin in Berlin fotografiert.

Auf einem Foto, das auf Amris Handy gefunden wurde, sei im Hintergrund das Wohnhaus der Kanzlerin in Berlin-Mitte zu sehen, erfuhr AFP am Donnerstag aus Kreisen des Amri-Untersuchungsausschusses im Bundestag. Es gebe auch weitere Fotos aus der Umgebung der Museumsinsel, wo Merkel ihre Privatwohnung hat.

Das ARD-Politikmagazin "Kontraste" hatte zuerst über die Fotos berichtet. Es zitierte eine Einschätzung des Bundeskriminalamts (BKA), wonach diese Fotos dazu gedient haben könnten, mögliche Anschlagsziele auszukundschaften.

Ausschuss glaubt nicht an "Ausspähungsabsicht"

Dies wurde im Untersuchungsausschuss allerdings in Zweifel gezogen. Die gefundenen Fotos seien "ohne erkennbare Ausspähungsabsicht", hieß es im Umfeld des Ausschusses gegenüber AFP. Das Wohnhaus der Bundeskanzlerin sei auf dem betreffenden Foto lediglich "weit im Hintergrund zu sehen".

Der Grünen-Innenexperte Konstantin von Notz sieht das anders und glaubt nicht an einen Zufall. "Wenn man die Fotos anschaut, kommt man zu dem Schluss: Er war sicher, einen Anschlag begehen zu wollen, aber er hat noch das genaue Ziel gesucht", erklärte von Notz gegenüber "Kontraste".

Die Fotos entstanden laut ARD-Bericht am 23. Oktober 2016, knapp sieben Wochen vor dem Weihnachtsmarktattentat. Die BKA-Ermittler kamen in ihrem Auswertungsvermerk ein halbes Jahr später laut ARD zu dem Schluss, dass Amri den Bereich um den Berliner Dom zu diesem Zeitpunkt "als potentielles Anschlagsziel in Betracht gezogen haben könnte". (hub/afp)

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