Als RTL-Adelsexperte hat Michael Begasse bereits über viele Hochzeiten und andere royale Großereignisse berichtet. Auch beim dreitägigen Staatsbesuch von Charles und Camilla war er nicht nur live vor Ort, sondern saß am Freitag sogar im selben Zug wie der britische König. Wir haben den 56-Jährigen um ein persönliches Fazit gebeten.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Dennis Ebbecke sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Freitag, 31. März 2023, 10.38 Uhr: Der ICE 804 von München in Richtung Kiel setzt seine Fahrt nach einem besonderen Zwischenstopp am Berliner Hauptbahnhof fort. Niemand Geringeres als der britische König Charles III. und dessen Ehefrau Camilla sind kurz zuvor in der deutschen Hauptstadt zugestiegen, um zur letzten Station ihres dreitägigen Staatsbesuches zu reisen.

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Anstatt zu fliegen, nimmt der "Klima-König" zum Abschluss seiner Deutschland-Reise also den Zug nach Hamburg – und untermauert damit sein jahrzehntelanges Engagement in Sachen Nachhaltigkeit und Ökologie. Mit an Bord sind neben dem Königspaar eine britische Delegation, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ehefrau Elke Büdenbender, Sicherheitspersonal sowie akkreditierte Journalisten. Auch Michael Begasse, der seit Mittwoch als RTL-Adelsexperte bei den meisten Terminen des Königs hautnah dabei ist, sitzt in dem mit schwarz-rot-goldenen Deutschland-Farben verzierten Zug.

Darum ist die Reise mit dem Zug ein wichtiges Zeichen

"Der König ließ während seiner allerersten Auslandsreise keine Gelegenheit aus, nicht nur über seine Herzensthemen Umweltschutz, Ökologie und Nachhaltigkeit zu reden, sondern diese auch zu leben. Die Zugfahrt in die Hansestadt dient als bestes Beispiel", erklärt uns Begasse.

Die knapp zweistündige Reise bis Hamburg-Dammtor nutzt der Adelsexperte, um im Gespräch mit unserer Redaktion sein persönliches Fazit zu ziehen und ein paar Anekdoten der vergangenen royalen Tage auf deutschem Boden preiszugeben.

Roter Teppich auf den letzten Drücker

Während Charles III. im letzten Waggon des Zuges (genauer gesagt in dem von der Polizei abgeschirmten Wagen 14) seine Akten studiert, wie ein Post des offiziellen Instagram-Accounts der Royal Family offenbart, berichtet Begasse von einem kuriosen Moment vor der Abfahrt: "Bei diesem Staatsbesuch wurde so gut wie nichts dem Zufall überlassen. Nur der rote Teppich, der am Bahnsteig in Berlin lag, war ursprünglich gar nicht geplant. Da die britische Botschaft kurzfristig jedoch ihr Veto eingelegt hatte, lag am Ende zumindest ein kleiner Teppich aus."

Charles

"Geschichtsvergessen": Linke kritisiert Rede von König Charles III. im Bundestag

Die Linke hat den geplanten Auftritt des britischen Königs Charles III. im Bundestag als "hochgradig geschichtsvergessen" kritisiert. Ein Abgeordneter kündigte an, der Rede fernbleiben zu wollen. (Bildquelle: picture alliance/dpa | Jens Büttner)

Mann lässt sein Basecap fallen – Der König eilt zu Hilfe

Trotz des königlichen Anspruchs, sich dem deutschen Volk nachhaltig und volksnah zu präsentieren: So ganz ohne royalen Glanz sollte die Zugfahrt des ältesten Sohnes der im vergangenen Jahr verstorbenen Queen dann doch nicht vonstattengehen. Begasse blickt auf einen "rundherum herzlichen Staatsbesuch" und auf ein "Treffen unter Freunden" zurück.

Der hohe Besuch aus London habe sich unwahrscheinlich nahbar gezeigt – und das bereits bei seinem ersten öffentlichen Auftritt an Tag eins am Brandenburger Tor: "Mein schönster Moment war die Situation, als einem älteren Herrn vor lauter Aufregung ein Basecap heruntergefallen war. Der König war sich nicht zu schade, sich zu bücken und die Mütze aufzuheben. Wie cool war das denn bitte?"

Charles' Signal in die Heimat: "Die Deutschen lieben die britische Monarchie"

Ohnehin wird uns das "Bad in der Menge" von Charles und Camilla noch lange in Erinnerung bleiben, weiß der Adelsexperte, der auch am Donnerstag einen König ohne jegliche Berührungsängste erlebt hat: "Bei seinem Besuch eines Wochenmarktes auf dem Wittenbergplatz musste ich ein paar Mal den Atem anhalten. Dort kamen die Menschen dem Königspaar so nahe, dass die Sicherheitskräfte einen wirklich schwierigen Job hatten. Solche Bilder kenne ich aus Großbritannien übrigens nicht." Aus Sicht Begasses habe Charles damit ein schönes Signal in seine Heimat gesendet: "Die Deutschen lieben die britische Monarchie."

Auch bei seiner historischen Rede im Bundestag ist es König Charles gelungen, die richtigen Worte und den Nerv der Menschen zu treffen. Mit einer klaren Haltung zum Ukraine-Krieg ("Wir sind erschüttert von der furchtbaren Zerstörung. Aber wir können Mut schöpfen aus unserer Einigkeit – zur Verteidigung der Ukraine, des Friedens und der Freiheit."). Mit einem Dank an das deutsche Volk für die große Anteilnahme nach dem Tod seiner Mutter. Und mit dem einen oder anderen gelungenen Scherz.

Fußball-Gags und "Dinner for One"-Sprüche

Auf letzteres angesprochen, kann sich der Adelsexperte ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er an den Fußball-Gag des 74-Jährigen im Bundestag zurückdenkt ("Natürlich gibt es auch Rivalität. Ich denke da besonders an die Begegnungen zwischen unseren Fußballmannschaften.").

Begasse ergänzt: "Ich habe wirklich häufig herzhaft gelacht – und damit war ich nicht allein. Beim Staatsbankett am Mittwochabend erzählte er zum Beispiel auf Deutsch: "Ich bin so froh, dass Sie alle gekommen sind. Ich hatte schon Angst vor einem Dinner for One." Welch eine großartige Anspielung auf den englischen Silvester-Sketch, den in Deutschland jeder kennt, der in Großbritannien jedoch gar kein Thema ist."

Hamburger "Schietwetter" für Charles kein Neuland

Neben der haptischen Volksnähe (Charles schüttelte viele Hände, nahm sogar Geschenke an) hat der König auch mit verbaler Volksnähe gepunktet. Er hat deutlich gemacht, dass ihm die deutschen Traditionen und Gepflogenheiten nicht fremd sind. Selbiges trifft auf die aktuellen Witterungsbedingungen zu.

Als er Freitagmittag um 12.30 Uhr – und damit überpünktlich – den Zug verlässt, herrscht typisches Hamburger "Schietwetter", das dem in London häufig nahekommt. Der Regenschirm wird an diesem Abschlusstag des Staatsbesuches zum ständigen Begleiter des Königspaars und dessen Entourage. Und Charles? Der lässt sich die Laune nicht verderben.

Emotionaler Denkmal-Besuch mit gemeinsamer Botschaft

In Hamburg angekommen, suchen Charles und Camilla trotz des Regens erneut die Nähe zu den Menschen – eine relativ spontane Entscheidung unmittelbar nach dem Besuch des Denkmals "Kindertransport – Der letzte Abschied". Den emotionalen Moment vor dem "Bad in der Menge" beschreibt Begasse wie folgt. "Diese Statue erinnert an deportierte Kinder nach den Nürnberger Rassengesetzen, die während der NS-Zeit nach Großbritannien geschickt wurden. Für mich schließt sich mit dieser Geste des Königspaares und der Kranzniederlegung an der Nikolaikirche kurz darauf der Kreis. Die Kernbotschaft nämlich ist: Wir Briten und wir Deutsche blicken auf eine dramatische Vergangenheit zurück, haben aber eine bessere Zukunft vor uns, wenn wir Seite an Seite stehen."

Ein letztes Bier vor dem Rückflug

Nach dem Eintrag ins Gästebuch der Stadt, einem Abstecher auf den Rathausbalkon, dem Besuch einer Grundschule (durch Camilla), einer Hafenrundfahrt (mit Charles) und einem Empfang der britischen Botschaft, bei dem der König höchstpersönlich Bier zapft, geht es für das Paar um kurz nach 17 Uhr in Richtung Flughafen. Gegen 17:30 Uhr hebt die Maschine in Richtung London ab.

Das Fazit des Adelsexperten: "Ein Staatsbesuch der Freundschaft und des Friedens"

RTL-Adelsexperte Michael Begasse sitzt zu dieser Zeit bereits wieder im Zug nach Köln – und teilt uns sein persönliches Fazit mit: "Charles und Camilla hatten wirklich ein Mammutprogramm zu absolvieren. Heute in Hamburg regnete es wie aus Eimern. Doch in dem Moment, als das Paar vor dem Rathaus ausstieg, hörte es auf – als ob Petrus auch in Hamburg ein Royalist wäre. Die Menschen waren völlig begeistert, als die beiden den Rathausbalkon betraten. Wer behauptet, dass die Hamburger unterkühlt seien, wurde heute Lügen gestraft."

Der 56-Jährige hat während der drei Tage einen "Staatsbesuch der Freundschaft und des Friedens" erlebt, bei dem "bis auf ein paar Farbschmierereien am Hamburger Rathaus am Freitagmorgen zum Glück alles reibungslos abgelaufen ist". Das freue nicht nur den Adelsexperten, sondern vor allem den König und die Königin.

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