In der Demokratischen Republik Kongo ist erneut die Krankheit Ebola ausgebrochen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO vom 31. Mai sind bislang 53 Fälle der hoch ansteckenden Ebola-Viruskrankheit, auch Ebolafieber genannt, bekannt. 25 Menschen sind gestorben. Nachdem das Virus mit Mbandaka nun auch eine Großstadt erreicht hat, hat die WHO die Gefahrenstufe im Kongo als "sehr hoch" eingestuft.

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Die Ebola-Viruskrankheit beginnt meist mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Schüttelfrost und Muskelschmerzen. Hinzu kommen Übelkeit und Erbrechen. In der zweiten Phase bekommen die Patienten hohes Fieber und innere Blutungen.

Im Kongo ist die medizinische Versorgung nicht zu vergleichen mit der in Deutschland; es gibt in dem riesigen Land vergleichsweise wenige Krankenhäuser, die oft nur dürftig ausgestattet sind.

Die intensivmedizinische Behandlung, die das Ebolafieber erfordert, kann oft nicht gewährleistet werden. Zwischen 50 und 90 Prozent aller an Ebola Erkrankten sterben.

Es wird vermutet, dass das Ebolavirus von Flughunden auf Menschen und Affen übertragen wird. Zum Beispiel über den Kot oder Speichel der Tiere, aber auch bei der Jagd – Flughundfleisch wird in Teilen Afrikas gegessen.

Die Ansteckung von Mensch zu Mensch geschieht über Körperflüssigkeiten wie Blut, Erbrochenes und in seltenen Fällen Sperma.

Hohe Ansteckungsgefahr durch Verstorbene

René Gottschalk ist Spezialist für hochansteckende Krankheiten. Er ist Leiter des Frankfurter Gesundheitsamts und Sprecher des Arbeitskreises der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger (STAKOB).

Gottschalk war schon oft in Afrika und weiß, dass einer der Gründe, weshalb sich Ebola dort so schnell ausbreitet, der Umgang mit den Toten ist.

"Der Verstorbene wird in der Familie gebettet, gewaschen, er wird umarmt, man verabschiedet sich von dem Toten. Dummerweise haben insbesondere die Leichen die höchste Viruskonzentration. Das ist eine Eigenart dieser Erkrankung, dass der Virusgehalt des Blutes und der Körperflüssigkeiten ständig ansteigt. Wenn die Angehörigen eine Leiche umarmen, zum Abschied küssen oder waschen, dann ist die Gefahr groß, dass sie Körperflüssigkeiten abbekommen und sich anstecken."

Eine wichtige Maßnahme gegen eine Ebola-Epidemie ist die Isolierung der Kranken. Außerdem werden alle Personen, die mit den Erkrankten in den Wochen vor dem Ausbruch in Kontakt waren, engmaschig kontrolliert.

Es wird derzeit auch ein Impfstoff eingesetzt, der sich jedoch noch im experimentellen Stadium befindet.

Der zur Verfügung stehende Impfstoff reicht nicht für eine flächendeckende Impfung im Kongo; bislang werden nur medizinisches Personal sowie diejenigen geimpft, die mit Kranken in Kontakt waren.

Der Impfstoff wurde auch gegen Ende der Ebola-Epidemie in Westafrika eingesetzt, die in den Jahren 2014 bis 2016 mehr als 11.000 Menschenleben kostete. Maximilian Gertler von der Berliner Charité war damals für die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen in Guinea, einem der besonders hart getroffenen Länder.

Ebola Virus erreicht Großsstadt

Dass in der aktuellen Ebola-Epidemie im Kongo erste Fälle in der Millionenstadt Mbandaka bekannt wurden, findet er besorgniserregend. "In einer Großstadt droht natürlich immer eine viel schnellere Ausbreitung, als wenn es eine Übertragung in abgelegenen Dörfern gibt, wo nur wenige Menschen leben, die meist wenig mobil sind und mit einer begrenzten Zahl von Menschen Kontakt haben. In städtischen Räumen ist es eher wahrscheinlich, dass Menschen gemeinsam Transportmittel nutzen, zum Beispiel Minibusse, in denen dann zehn bis 20 Leute dicht gedrängt sitzen. Außerdem wohnen oft größere Gruppen in engen, einfachen Vierteln mit schlechter Hygiene. Deswegen hat man vor einer Ausbreitung in Großstädten so eine Sorge."

Hinzu kommt, das Mbandaka an einer wichtigen Handelsrute liegt und durch den Kongo-Fluss direkt mit der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa verbunden ist, wo rund 10 Millionen Menschen leben.

Dies ist der neunte größere Ebolafieber-Ausbruch im Kongo, seitdem das Virus dort im Jahr 1976 zum ersten Mal entdeckt wurde. Das Land habe also eine gewisse Tradition mit der Krankheit und sei verhältnismäßig gut auf den Ausbruch vorbereitet, meint Infektiologe René Gottschalk.

"Weil sich die Behörden dort der Gefahr bewusst sind, wird sich das auf jeden Fall leichter einkesseln lassen als es zum Beispiel in Guinea oder Sierra Leone der Fall war."

Neue Ebola-Welle möglich

In den vergangenen Tagen gab es nur vereinzelt neue Ebolafieber-Fälle und keine neuen Todesfälle. "Das kann natürlich bedeuten, dass man die Sache sehr gut im Griff hat. Das kann aber auch einfach den üblichen, oft wellenförmigen Verlauf der Ebola-Epidemie bedeuten", sagt Maximilian Gertler.

Diese Schübe, in denen ungefähr alle zwei bis drei Wochen viele neue Ebolafieber-Ausbrüche auftreten, hat der Tropenmediziner auch während seiner Arbeit in Guinea erlebt. Der Grund liegt in der Inkubationszeit, also dem Zeitraum zwischen dem Moment, in dem jemand angesteckt wird, und dem Zeitpunkt, zu dem die Krankheit ausbricht.

Beim Ebolavirus liegt die Inkubationszeit im Durchschnitt bei zehn bis zwölf Tagen. Deshalb werden oft nach zwei Wochen diejenigen krank, die sich bei den zuvor schon Kranken infiziert haben.

"Es kann also sein, dass wir nächste Woche einen ganz fürchterlichen Anstieg von Fällen sehen, es kann aber auch sein, dass die Epidemie eingedämmt wurde", meint Gertler.

Der Westen reagiert zu spät

Die Ebola-Epidemie in Westafrika 2014 bis 2016 hat sich zu einer Pandemie entwickelt; das heißt, dass Ebola-Fälle auch auf anderen Kontinenten auftraten, nämlich in Europa und den USA.

Infektiologe René Gottschalk hält es für unwahrscheinlich, dass sich die aktuelle Epidemie im Kongo nach Europa und vielleicht sogar nach Deutschland ausbreitet.

Eine Infektion in Deutschland "würden wir schnell herausfinden und auch schnell im Griff haben. Da habe ich überhaupt keine Bedenken", so Gottschalk.

Der Infektiologe kritisiert, dass die westliche Welt zu langsam auf Seuchen zum Beispiel in Afrika reagiert. "Es ist eine Schande für uns, dass wir es zulassen, dass Menschen in Afrika so dahinvegetieren müssen. Wir könnten viel mehr machen, wir könnten viel schneller Impfstoffe entwickeln. Der Westen reagiert auch jetzt erst wieder, nachdem die Gefahr besteht, dass aus Kinshasa irgendwer mit dem Flugzeug hierher fliegt. Sonst interessiert Ebola uns einfach nicht."


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