Zeckensaison ist von Frühjahr bis Herbst? Falsch gedacht. Mittlerweile sind die kleinen Tierchen ganzjährig aktiv. Das legt auch eine aktuelle Studie nahe. Die Studienautoren appellieren vor allem an Hundebesitzer, auch im Winter Vorsicht walten zu lassen.

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Der Trend zeichnet sich schon seit ein paar Jahren ab, eine Untersuchung des Instituts für Parasitologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) bestätigt die Annahme einmal mehr: Zecken sind mittlerweile das ganze Jahr über aktiv.

"Die milden Winter sorgen dafür, dass Zecken auch während der kalten Jahreszeit auf Wirtssuche gehen", erklärt Institutsleiterin Christina Strube in einer Mitteilung der Universität. Auch dass immer weniger Schnee fällt, macht es den Zecken im Winter leichter.

Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) war der vergangene Winter (2022/2023) der zwölfte zu warme Winter in Folge. Verglichen mit der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 sei der Winter 2,7 Grad zu warm gewesen. Grund dafür ist laut dem DWD der Klimawandel.

Wiesenzecke konstant aktiv

Die Studienergebnisse hat das Forschungsteam in der Fachzeitschrift "ScienceDirect" publiziert. Mithilfe drei verschiedener Ansätze konnten die Forschenden des Instituts für Parasitologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) herausfinden, wie aktiv Zecken im Winter waren:

  • Sammeln: Die Forschenden werteten rund 20.000 Zecken aus, die Tierärztinnen und Tierärzte schickten.
  • Flaggmethode: Hierfür zieht man ein Baumwolltuch über den Boden. Sind Zecken aktiv, klettern sie auf die Unterseite des Tuchs. Forschende können sie dann absammeln und zählen.
  • Zeckenplots: Sie sind "ein quasi-natürliches Habitat im Freien, in dem Zecken an dünnen Holzstäben emporklettern können". So sehen die Forschenden die Tierchen leicht und können sie zählen.

Die zwei in Deutschland verbreitetsten Arten – der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) und zunehmend die Wiesen- oder Buntzecke (Dermacentor reticulatus) – waren beide im Winter aktiv. Besonders die Wiesenzecke lässt sich selbst in der kalten Jahreszeit nicht bremsen, wie die Untersuchung zeigt. Einzige Ausnahme ist, wenn es schneit. Dass es bedingt durch den Klimawandel immer weniger schneit, könnte bei der Wiesen- und Buntzecke "einer der treibenden Faktoren für die Ausbreitung der Art in Deutschland sein", heißt es in der Studie.

"Vor allem im Februar können wir einen deutlichen Anstieg der Aktivität beider Zeckenarten beobachten."

Institutsleiterin Christina Strube

Auch der Gemeine Holzbock sei inzwischen in milden Wintern von Dezember bis Februar aktiv, sagt Institutsleiterin Christina Strube. "Vor allem im Februar können wir einen deutlichen Anstieg der Aktivität beider Zeckenarten beobachten." Da der Trend zu milderen Winterperioden gehe, sei "eine konstantere und höhere Winteraktivität" zu erwarten, heißt es in der Studie.

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Ganzjährige Gefahr für Hund, Katze und Menschen

Damit einher geht, dass Menschen und Tiere dem Risiko einer Infektion ganzjährig und erhöht ausgesetzt seien. Zecken können Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis auf den Menschen übertragen. Bei Tieren wie Hunden und Katzen können Zeckenbisse Krankheiten wie Babesiose, Anaplasmose und auch Borreliose auslösen.

Die Autoren empfehlen deshalb "eine ganzjährige Zeckenprophylaxe von Hunden und Katzen mit zugelassenen Akariziden". Vor allem für Hunde könne diese in Gebieten mit Wiesen- und Buntzecken lebensrettend sein, "da die Babesiose bei Hunden in einigen Gebieten bereits endemisch ist oder neu eingeschleppt werden kann".

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Verwendete Quellen:

Zecken in Deutschland: Fälle von Hunde-Malaria nehmen zu

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Wegen des Klimawandels treten in Deutschland vermehrt Zeckenarten auf, die vorher nur im Ausland bekannt waren. Die Auwaldzecke und die Braune Hundezecke übertragen Krankheiten, die vor allem für Hunde gefährlich sind.
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