Ganze Buchsbaumhecken sind kahl gefressen. Der Grund: auffällig grün-schwarze Raupen. Der sogenannte Buchsbaumzünsler hat wieder in vielen Berliner Parks sowie Gärten zugeschlagen und verbreitet sich auch in Thüringen. Für historische Schlossparks wird er allmählich zum Problem.

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Vor etwa 15 Jahren wurde der sogenannte Buchsbaumzünsler zum ersten Mal in Deutschland gesichtet. Der Schmetterling stammt ursprünglich aus Asien. Dabei befallen die grün-schwarzen Raupen des Falters Buchsbaumhecken und fressen deren Blätter sowie Zweigrinden.

Raupe des Buchsbaumzünslers
Die Raupe des Buchsbaumzünslers. © imago images/localpic/Rainer Droese

Der Falter wiederum hat weiß-braun geränderte Flügel und legt seine Eier gezielt an Buchsbäumen ab. Dort verpuppen sich die Raupen auch, bevor sich aus den Puppen eine neue Schmetterlingsgeneration entwickelt.

Pro Jahr sind bis zu drei Generationen möglich. Dass sich die Raupen in Buchsbäumen eingenistet haben, ist an feinen Gespinsten im Geäst, winzigen Kotkrümeln und abgestorbenen Ästen erkennbar. Für den Menschen sind die Raupen zwar nicht gefährlich, sie bedrohen allerdings unter anderem historische Bestände.

Historische Anlagen mit wertvollen Beständen in Berlin betroffen

So hat der Buchsbaumzünsler beispielsweise in Berlin auch dieses Jahr wieder deutliche Schäden hinterlassen. An vielen der immergrünen Sträucher in Parks und Gärten ist von Grün keine Spur mehr. Auch historische Anlagen mit wertvollen Beständen sind betroffen.

"Wie in den vergangenen Jahren sind auch aktuell alle SPSG-Gärten vom Buchsbaumzünsler befallen", sagt Frank Kallensee, Sprecher der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG). Schäden seien auch in den Gärten der Welt zu verzeichnen, erklärt eine Sprecherin.

Gut zu wissen

  • Laut Berliner Pflanzenschutzamt prägt der Buchsbaum seit dem Barock Parks und Gärten ebenso wie Friedhöfe und Bauern- oder Hausgärten. "Seine Anspruchslosigkeit, das immergrüne kleine Laub und die Eignung zum Formschnitt machten ihn zum einzigartigen, unersetzlichen Busch oder zur Heckenpflanze", heißt es dort.

Dort sei der Schädling im Italienischen Renaissancegarten und im Englischen Garten aktiv. Vier größere Buchsbaumkugeln seien aus dem Bestand entfernt worden. Nicht nur der Falter macht den Pflanzen zu schaffen, sondern auch Krankheiten.

Freiwachsende Buchsbäume in Gehölzbeständen seien inzwischen ebenfalls bedroht, so SPSG-Sprecher Kallensee weiter. "Buchsbaum kann an diesen Standorten nicht ersetzt werden, weil es keine wirkliche Alternative gibt."

Die bedeutendsten Bestände stehen demnach auf der Pfaueninsel. Dort wachsen mehrere Hundert Buchsbäume, die 150 bis 200 Jahre alt sind. "Auch im Park Sanssouci prägen Buchsbäume, die auf Pflanzungen von Peter Josef Lenné zurückgehen, das Bild", so der Sprecher. Darüber hinaus seien im Park Charlottenburg Buchsbäume befallen.

Gärtner testen Alternativen zu Buchsbäumen

Der Schmetterling wurde 2014 in Berlin entdeckt. 2017 konnte laut Umweltverwaltung ein flächendeckender Befall im gesamten Stadtgebiet festgestellt werden. Mit verschiedenen Mitteln wird hier versucht, den Schädling zu bekämpfen. "In Abstimmung mit dem Pflanzenschutzamt werden hier die betroffenen Buchsbäume und Hecken mit Pflanzenschutzmitteln gespritzt", so die Grün-Berlin Sprecherin.

Geschädigte Pflanzen würden auch durch neue Buchsbäume ersetzt. Es sei zudem geplant, neue, resistente Sorten auszuprobieren, wenn sich diese ausreichend bewährt und am Markt etabliert haben.

Die Gärtner der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten versuchen unter anderem mit regelmäßiger Düngung und starkem Rückschnitt die Schäden einzudämmen. Außerdem haben sie bereits verschiedene Alternativen getestet, unter anderem die Japanische Stechpalme "Stokes". Allerdings mussten die Pflanzen laut Sprecher wegen erheblichen Pilzbefalls wieder entfernt werden.

Getestet wurde zudem die Grüne Polsterberberitze "Nana", auch ohne Erfolg. Neue, resistente Buchsbaum-Züchtungen werden laut Kallensee voraussichtlich im Neuen Garten und in Charlottenburg erprobt.

Seit 2021 frisst sich der Buchsbaumzünsler in Thüringen in Richtung Westen durch

Und auch in Thüringen breitet sich der Buchsbaumzünsler in zunehmend größeren Landstrichen aus. Er sei in der Region entlang der Autobahn 4 inzwischen flächendeckend verbreitet, erklärt Kristin Schüffler, Expertin für Pflanzenschutz im Gartenbau beim Landesamt für Landwirtschaft und ländlichen Raum, der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Im Jahr 2021 wurde der Schädling Schüffler zufolge zum ersten Mal in Thüringen gesichtet, genauer gesagt im Raum Altenburg. "Seitdem hat er sich dann in Richtung Westen durchgefressen." Nachdem Hecken im Raum Weimar und Erfurt schon im vergangenen Jahr massiv betroffen waren, habe der Befall in diesem Jahr nach einem milden Winter schon sehr frühzeitig eingesetzt. "Schon im Februar hat er angefangen zu fressen."

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Probleme bereiten die gefräßigen Raupen auch hier vor allem in historischen Schlossparks, in denen Buchsbäume in Form von Beeteinfassungen oder kunstvoll geschnittenen Kugeln typische Gestaltungselemente sind.

Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten hat einen Befall in den Schlossparks Gotha, Greiz, Sondershausen und Dornburg festgestellt. Nach Angabe von Stiftungssprecher Franz Nagel werden Lockstofffallen eingesetzt, um das Aufkommen des Zünslers zu kontrollieren. Bei Befall werde ein biologisches Spritzmittel auf Bakterienbasis eingesetzt. Damit habe das Schadensausmaß bislang begrenzt werden können.

Hecken werden bereits im Frühjahr zurückgeschnitten

"Wir kommen kaum hinterher, den Befall zu beobachten und sofort zu reagieren", so Katrin Luge, die in der Klassik Stiftung Weimar unter anderem für den Ilm-Park und den Schlosspark Tiefurt zuständig ist. Um dem Zünsler möglichst wenig Raum zu bieten, würden Hecken jetzt bereits im Frühjahr zurückgeschnitten - und nicht wie früher erst im Juni.

Zur Kräftigung würden die Hecken auch gedüngt. Chemische Spritzmittel zur Bekämpfung seien in öffentlichen Parks mit Besucherverkehr nur eingeschränkt einsetzbar, ganz ohne gehe es aber nicht.

Zudem laufe in Zusammenarbeit mit der Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau in Erfurt ein Versuch mit Ersatzpflanzungen, bei denen dem Schädling widerstehende Buchsbaumarten zum Einsatz kommen. (ff/dpa)

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