Sie bauten riesige Tempelanlagen im Dschungel, die sie urplötzlich aufgaben, sie erforschten die Sterne und besaßen ausgefeilte Kalender – die Maya faszinieren auch 1.000 Jahre nach dem Ende ihrer Blütezeit. Aber woher stammte ihr Wissen? Verschwörungstheoretiker glauben: Sie hatten Besuch von Außerirdischen.

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Die Maya waren einmal die am höchsten entwickelte Kultur Amerikas. Sie errichteten prächtige Bauten vor allem auf der Halbinsel Yucatan im Golf von Mexiko. Die ältesten Überreste stammen aus der Zeit etwa 2.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Doch die große Zeit der Maya lag zwischen 400 und 900 nach Christus. In dieser Phase entstanden bekannte Maya-Orte wie Chichén Itzá, Yaxchilán und Palenque. Sie waren für die damalige Zeit gigantisch groß: Zehntausende Menschen lebten dort.

Doch im neunten Jahrhundert nach Christus verließen die Maya diese Stätten urplötzlich, es wurden keine neuen Städte oder Tempel mehr errichtet. Die Ruinen im Dschungel vor allem in Mexiko, aber auch in Guatemala, Belize, Honduras und El Salvador sind gewaltig und werfen viele Fragen auf.

Sicher ist, dass die Maya hochentwickelt waren: Sie betrieben ausgeklügelte Bewässerungssysteme, beschäftigten sich mit Mathematik und Astronomie und bauten Observatorien zur Beobachtung der Sterne. Als einzige altamerikanische Kultur besaßen sie eine eigene Schrift mit 1.500 Zeichen. 15 bis 20 Prozent davnn sind allerdings noch immer nicht entschlüsselt. Aber es gibt noch mehr Rätsel.

Rund sechs Millionen Nachfahren der Maya leben heute noch in Zentralamerika, sie werden Indigenas genannt. Das Volk ist nämlich keineswegs ausgestorben, wie viele meinen. Die Menschen hörten im Jahr 900 nur auf, neue Tempel und Städte zu errichten. Bis zur Eroberung des Kontinents und der Unterwerfung durch die Spanier im 16. Jahrhundert lebten die Maya selbstbestimmt.

Krieg statt friedliebende Kultur

Die Ursprünge der Maya sind ungeklärt. Warum ließen sie sich ausgerechnet auf Yucatan nieder? Das ist ebenso rätselhaft wie ihr plötzliches Verschwinden. Erklärt wurde dies womöglich in schriftlichen Aufzeichnungen, doch fast alle davon wurden von den Spaniern vernichtet. Womöglich fiel die Maya-Kultur einem Krieg oder einer Naturkatastrophe zum Opfer, vielleicht auch einer Kombination aus beidem.

Seit die ersten Tempel im 19. Jahrhundert wiederentdeckt wurden, entwickelten sich romantische Vorstellungen über der Kultur. Bis dahin galt das altamerikanische Volk als friedlich, die Menschen als kultivierte Sternenbeobachter und Bauherren. Doch das war ein Irrtum, wie die Entzifferung der Schriftzeichen zeigte.

Die Bewohner der 50 Stadtstaaten bekriegten sich brutal. Bei Ritualen spielten Blut- und Menschenopfer eine wichtige Rolle. Man schlug gefangenen Feinden die Köpfe ab und sammelte diese als Trophäen. Menschen wurden hingerichtet, indem man sie steinigte, verstümmelte, lebendig begrub oder das Herz herausriss.

Sprechblasen und Astronauten

Geblieben sind von den Maya viele in Stein gehauene Bilder und Zeichen. Sie zeigen oft religiöse Rituale – was genau, weiß man aber nicht. Vieles erscheint auf den ersten Blick mysteriöser, als es ist. So werden manche Personen oder Götter mit einer Art Sprechblase um den Mund herum dargestellt, ähnlich wie in Comics. Doch Archäologen interpretieren das lediglich als Atem oder Seele der gezeigten Figur.

Die Zeremonien der Maya waren eng etwa an astronomischen Zyklen angelehnt. Immer wiederkehrende Vorgänge wurden beobachtet und in Kalendern festgehalten. Die Maya glaubten an viele Götter und gingen davon aus, dass es eine Unterwelt, eine irdische Welt auf der Erde und einen Himmel gab.

Doch woher hatte das Volk seine enormen Kenntnisse, und welche Götter wurden verehrt? Für den Prä-Astronautiker Erich von Däniken ist das eindeutig: Außerirdische besuchten die Maya und brachten ihnen die Sterndeutung bei.

Prä-Astronautiker glauben, dass Aliens die menschliche Zivilisation prägten – woher hätten die Maya sonst von weit entfernten Planeten wissen können? Von Däniken berichtet auch von Schriftzeichen auf einer Jade-Platte, in denen von einem "Herrscher der Himmelsfamilie" die Rede sein soll.

Ein mächtiger Herrscher und ein Außerirdischer?

Die Alien-Gläubigen gehen sogar davon aus, dass einer der mächtigsten Herrscher der Maya selbst ein Außerirdischer war: Pakal wurde im Jahr 603 nach Christus geboren und regierte 68 Jahre lang. Er baute die Stadt Palenque auf, dort ist er auch begraben. Seine riesige Grabplatte ist mit Zeichnungen verziert, die viel Raum für Spekulationen lassen.

Darauf ist der Herrscher selbst zu sehen, neben Sternen, Mond und Sonne sowie Schlangen. Soweit, so unstrittig.

Doch viele Experten interpretieren die Darstellung als Reise des Königs ins Totenreich. Für Ufologen um von Däniken sieht das ganz anders aus: Sie sind sicher, dass Pakal zu sehen ist, wie er zum Himmel reist. Er habe schließlich eine Art Helm auf und bediene Schalthebel.

Die mysteriösen Maya-Kalender und das Ende der Welt

Ein Mysterium sind bis heute die verschiedenen, sich ergänzenden Maya-Kalender, die jeweils Elemente aus Mathematik, Astronomie und Religion enthalten. Ihr genauer Bezug aufeinander ist unklar. Die Zeitrechnung spielt darin eine große Rolle. Der 11. August 3114 vor unserer Zeitrechnung war demnach der erste Tag der gegenwärtigen Welt. Allerdings gab es davor bereits nahezu unendlich viele Welten.

Wenn in den Kalendern ein Zeitabschnitt endete, ließen die Herrscher neue Tempel bauen. Priester sagten mit ihnen den Zeitpunkt von Aussaaten und Ernten voraus.

Der Kalender "Haab" überrascht mit seiner ausgefeilten Zählweise: Er teilt das Jahr in 365 Tage ein. Anders als in unserem Kalender gibt es aber 18 Monate mit je 20 Tagen, fünf Tage bleiben übrig. Doch eben dieser Kalender schreckte vor vier Jahren Verschwörungstheoretiker auf: Sie glaubten, dass er den Weltuntergang für den 21. Dezember 2012 vorhersagte.

Denn an diesem Tag endete angeblich ein Zyklus in dem Kalender. Zugleich weist eine Inschrift auf einem Sarkophag in der Maya-Stadt Tortuguero darauf hin, dass in diesem Jahr eine Gottheit bei einem großen Ereignis auftreten würde. Weil die Maya außerdem glaubten, dass eine große Flut das Ende der gegenwärtigen Welt bringen würde, gingen die Verschwörungstheoretiker davon aus: Es wird eine große Überschwemmung geben. Passiert ist – nichts.

Ein unbekannter Tempel oder ein Maisfeld?

Mögliche neue Entdeckungen über die Maya sorgen immer noch für Schlagzeilen. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass ein kanadischer Teenager angeblich ein bislang unbekanntes Maya-Bauwerk entdeckte. Der 15-jährige William Gadoury glaubt, dass die Maya sich nach Sternbildern richteten, als sie Standorte für ihre Siedlungen suchten.

So prüfte er 117 bekannte Maya-Stätten und verglich sie mit 22 Sternbildern. Zu einer astronomischen Konstellation fehlte aber eine Siedlung. Der Junge sah sich Satellitenbilder der kanadischen Weltraumagentur CSA an und fand geometrische Formen. Zufällig ist auf den Aufnahmen der Boden zu erkennen, weil Waldbrände 2005 viele Bäume vernichteten.

Experten streiten nun darüber, ob es sich tatsächlich um die Reste einer Pyramide handelt, oder ob der Junge lediglich ein verlassenes Maisfeld aus der Neuzeit fand. Um herauszufinden wer recht hat, müssten Archäologen eine teure Expedition starten.

Sicher ist, dass die frühe Hochkultur noch viele Fragen aufwerfen wird. Denn auf der Yucatan-Halbinsel können 16 Tempelstätten besichtigt werden. Aber es gibt noch mehr als 3000 Grabungsstätten – und wahrscheinlich viele bislang unentdeckte Maya-Orte. Damit dürften Archäologen noch einige hundert Jahre beschäftigt sein.

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