Die Moore in Niedersachsen sind in Gefahr. Was nach einem lokalen Problem klingt, hat Auswirkungen auf das ganze Land. Denn Moore spielen eine bislang meist unterschätzte Rolle im Klimaschutz.

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Das Teufelsmoor in Niedersachsen soll für den Klimaschutz wiedervernässt werden - Landwirte verlieren so aber Weide oder Grünland. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) überreicht daher am Mittwoch auf der Grünen Woche in Berlin einen Förderbescheid über knapp elf Millionen Euro. Das Geld soll helfen herauszufinden, wie Landwirte das Land trotzdem noch nutzen können. Denn: Moore sind extrem wichtig für den Klimaschutz.

Wie viel Moor gibt es in Deutschland?

Moore nehmen laut Bundesumweltministerium eine Fläche von 1,8 Millionen Hektar ein. Das sind fünf Prozent der Bundesfläche. Moore gibt es vor allem im norddeutschen Tiefland - wie in Niedersachsen - und im Alpenvorland. Sie seien lange als "lebensfeindlicher Raum betrachtet worden", heißt es in der Moorstrategie der Regierung. 92 Prozent der Moore hierzulande wurden entwässert, vor allem für die landwirtschaftliche Nutzung.

Warum sind Moore so wichtig für den Klimaschutz?

Die Moorböden speichern laut Umweltministerium genauso viel Kohlenstoff wie alle deutschen Wälder zusammen. Werden Moorböden entwässert, kommt der Torf, aus dem sie bestehen, mit Luft in Berührung. Dann beginnt ein Zersetzungsprozess, bei dem große Mengen Kohlenstoffdioxid freigesetzt werden.

Für Deutschland entspricht die Menge der Treibhausgase, die bei diesem Zersetzungsprozess jährlich freigesetzt wird, 53 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente. Das entspricht mehr als einem Drittel aller Treibhausgasemissionen, die der Landwirtschaft zuzuordnen sind und fast 7,5 Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen.

Wie lassen sich die Emissionen reduzieren?

"Stoppen lassen sich die Freisetzungen nur, indem die Wasserstände in den entwässerten Moorböden angehoben werden", erklärt das Umweltministerium. Nur mit der Wiedervernässung als Baustein kann es demnach gelingen, dass Deutschland bis 2045 treibhausgasneutral wird.

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Was sollen die betroffenen Landwirte tun?

Die Bundesregierung beschloss im November 2022 die Nationale Moorstrategie. Demnach soll die landwirtschaftliche Nutzung möglich bleiben - genannt werden der Anbau von Torfmoosen oder Schilf, der nachhaltige Anbau von Futtermitteln oder das Aufstellen von Photovoltaik-Anlagen. Der Torfabbau etwa für Gartenerde soll aber ganz aufhören. Für Ertragseinbußen soll es Entschädigungen geben - für die Moorstrategie wurden bis 2026 insgesamt vier Milliarden Euro eingeplant.

Was sagt der Bauernverband?

"Alle Konzepte zur Wiedervernässung müssen auf Basis von Freiwilligkeit und mit den Menschen vor Ort entwickelt werden", betont der Bauernverband. Eine Wiedervernässung betreffe nicht nur einzelne landwirtschaftliche Flächen, sondern ganze Betriebe, Dörfer und ländliche Regionen. Das könne nur im Einvernehmen mit den Betroffenen erfolgen. Der Landkreis Osterholz in Niedersachsen etwa veranstaltete im November einen "Moorgipfel" zum Thema, wie die Wiedervernässung des Teufelsmoors gelingen könnte. (dpa/ilo/hcy/tar)

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