• Der Philosoph Platon berichtete von Atlantis, seitdem wird darüber gerätselt, ob es dieses Inselreich wirklich gab.
  • An verschiedenen Orten der Erde wurde Atlantis bereits vermutet.
  • Manche von ihnen decken sich dabei mit der antiken Überlieferung.
  • Es muss allerdings auch beachtet werden, mit welchen politischen Absichten Platon über Atlantis geschrieben hat.

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Glänzend an Reichtümern und Luxus soll es gewesen sein, mehrere Inseln und große Teile Nordafrikas beherrscht haben – und an nur einem Tag und einer Nacht im Meer versunken sein. So schilderte der griechische Philosoph Platon im 4. Jahrhundert v. Chr. in seinen Dialogen "Kritias" und "Timaios" die Insel Atlantis (wörtlich: "Insel des Atlas").

Diese soll "jenseits der Säulen des Herakles" gelegen haben – darunter versteht man gemeinhin die Meerenge von Gibraltar. Die Akropolis der Hauptstadt sei von drei Ringen aus Wasser umgeben, die durch einen Kanal mit dem Meer verbunden waren.

Die Insel war laut dem Philosophen nicht nur reich an Pflanzen und Tieren sondern auch an Bodenschätzen, zudem eine expansive Seemacht. 9.000 Jahre vor Platons Zeit soll Athen einen Krieg gegen diese geführt und gewonnen haben.

Außer Platon berichtete niemand über Atlantis. Schon in der Antike wurde jedoch darüber diskutiert, ob es Atlantis wirklich gab oder ob es sich dabei um einen reinen Mythos handelte. Die Mehrheit der Gelehrten neigte zu letzterem. Im Mittelalter geriet Atlantis dann in Vergessenheit und wurde erst im Zuge der Renaissance wiederentdeckt.

Amerika, Atlantik, Mittelmeer - viele Theorien

Aufgrund von Platons Beschreibung wurde meist davon ausgegangen, dass Atlantis eine Insel im Atlantik gewesen sei. Amerika und die Karibik wurden nach Kolumbus' Entdeckung daher als mögliche Überreste des versunkenen Reichs betrachtet, wie der Althistoriker Andreas Hartmann von der Universität Augsburg in seinem 2010 erschienenen Buch „Atlantis“ schreibt. Auch die im Atlantik liegenden Inselgruppen der Azoren und Kanaren sowie die Insel Madeira rückten immer wieder in den Blickpunkt.

Eine Vielzahl weiterer Theorien, die sich seitdem entwickelt hat, fußen darauf, dass sie Platons Bericht als unzuverlässig einstufen oder andere Zuordnungen vornehmen – so wurden etwa die Säulen des Herakles auch in anderen Meerengen gesehen.

Damit war es sogar möglich, Atlantis im Mittelmeerraum zu verorten, etwa auf Kreta oder der durch einen Vulkanausbruch zerstörten Insel Santorin (Thera). Auf letzterer wurden zumindest die Überreste einer minoischen Stadt der Bronzezeit gefunden.

Auch in Südspanien, nördlich der Stadt Cádiz wird Atlantis vermutet. Dort soll nach antiken Berichten auch einst eine bedeutende Stadt namens Tartessos gelegen haben. Hier sieht man Platons Vorgabe, dass Atlantis außerhalb des Mittelmeers lag, erfüllt.

Die Gegend war für ihre reichen Metallvorkommen bekannt, was sich ebenfalls mit Platons Bericht decken würde, der Atlantis als reich an Rohstoffen schilderte. 2018 ging, wie die Daily Mail berichtete, ein privates Unternehmen davon aus, dass das Gebiet des heutigen Doñana-Nationalparks früher einmal ein Binnenmeer mit Inseln darstellte und Atlantis dort gelegen habe.

Liegt Atlantis unter der Sahara?

Im Blick der Atlantis-Forscher ist im Mittelmeerraum auch Nordafrika. In Tunesien gibt es eine Reihe sogenannter Schotts, eine Form von Salzseen, die früher einmal einen großen See gebildet haben müssen.

In den Antike gab es den Tritonsee, den man mit dem heutigen Schott el Dscherid identifiziert. Dass hier aber tatsächlich einmal eine Stadt lag, die ein bedeutendes Machtzentrum darstellte, konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Das entsprechende Gebiet war aber wohl früher tatsächlich mit dem Mittelmeer verbunden.

Im Westen der Sahara liegt in Mauretanien zudem eine geologische Besonderheit, die sogenannte Richat-Struktur. Aus der Luft betrachtet gleicht sie einem Auge oder einer Spirale und erinnert dabei stark an die von Platon beschriebene Ringstruktur von Atlantis. 2008 hatte der griechische Ingenieur George Sarantitis eine revidierte Übersetzung der Platon-Texte als Grundlage für die Gleichsetzung von Atlantis mit der Richat-Struktur vorgestellt und seine Annahmen auf einer eigenen Homepage ausgeführt. Der Ort befindet sich allerdings weit im Landesinneren und erscheint mit einem Durchmesser von 40 Kilometer für eine Stadt zu groß.

Ob es einmal eine Verbindung zum Meer gab und ob in diesem Bereich Überreste einer Stadt liegen, ist bislang noch ungeklärt. Eine natürliche Entstehung durch Vulkanismus oder gar einen Meteoriteneinschlag konnte bislang nicht bestätigt werden, was das Gebiet nach wie vor interessant erscheinen lässt.

Atlantis - nur ein Gleichnis?

Dass Platons Bericht nicht zwingend geschichtlich sein muss, sieht man aber bereits an der Zeitangabe von 9.000 Jahren: Der Kampf zwischen Athen und Atlantis hätte demnach in der Steinzeit stattgefunden. Zu beachten ist auch, dass bei Platon eigentlich nicht Atlantis im Vordergrund seiner Schilderung steht, sondern vielmehr Athen.

Dieses wird von ihm als scheinbar historisches Beispiel für seine Vorstellung vom idealen Staat genannt. Atlantis, das als Gegenspieler dazu auftritt, ist somit vor allem das negative Gegenbild. Viele Aspekte von Atlantis, die uns heute paradiesisch erscheinen, sind nicht zwingend positiv: So war der Reichtum kein Segen für Atlantis, sondern vielmehr eine Bürde, mit der die Bewohner auf Dauer nicht umgehen konnten und einen schlechten Charakter entwickelten.

Atlantis kann somit als Beispiel für eine Gesellschaft gelten, die nicht in der Lage war, mit ihrem Überfluss moralisch Schritt zu halten. Ein Motiv, das bis heute sehr aktuell ist – völlig unabhängig von der Frage, ob es ein solches Inselreich tatsächlich jemals gab oder ob es nur eine literarische Fiktion darstellt.

Verwendete Quellen:

  • Andreas Hartmann: Atlantis. Wissen, was stimmt, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2010.
  • Welt: Hier soll das sagenhafte Atlantis gelegen haben
  • Daily Maily: Could this be Atlantis? Ancient ruins flooded off the Spanish coast are the lost city declare UK satellite experts
  • George Sarantitis: The System of Wheels, in: Plato Project (2008-2014)
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