Zum 15. Mal stieg am Samstag eine "TV total Wok WM" und die lieferte ab, was man von ihr erwartet: Werbung bis an die Grenze des Erträglichen, einen – sollte einen das Ergebnis tatsächlich interessieren – viel zu langen Abend und kaum nachweisbare Spuren von Unterhaltung. Ach ja: Und einen "Wok WM"-Veteranen als Sieger.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

So, die "Wok WM" ist also wieder da. Bevor die Damen und Herren der "Bild" und der ganz normale Wut-Bürger jetzt Schnappatmung bekommen: Es ist die "Wok WM", nicht die "Woke WM". Und so lief der Abend in Winterberg ab.

Was ist die "Wok WM"?

Was ist die "Wok WM"? Mit einem Wort? Eine Dauerwerbesendung. Ist auch stets links oben eingeblendet. Denn die "TV total Wok WM" ist wie immer eine Plattform für Unternehmen, sich und ihre Produkte zu präsentieren. In TV-Spots, als Team-Sponsor, als Namensgeber für Kurven der Wok-Bahn, als Reklame-Maskottchen, in Werbebanden, -tafeln, und -bildschirmen oder auf den Klamotten der Promis. Mit einem anderen Wort? Eine Dauerfernsehsendung. Mehr als viereinhalb Stunden dauerte die Wok-Rutscherei am Samstagabend.

Mit ein paar Worten mehr: Vor knapp 20 Jahren war "TV total"-Moderator und TV-Produzent Stefan Raab zu Gast bei "Wetten, dass..?". Als Wetteinsatz versprach Raab damals, im Fall einer Niederlage eine Bobbahn in einem Wok hinunter zu fahren. Weil er an dieser Idee festhielt, obwohl er seine Wette gewann, polterte Raab tatsächlich die Bob- und Rodelbahn in Winterberg in einem Wok herunter – der Startschuss für die wenig später stattfindende "1. offizielle Wok-Weltmeisterschaft".

Seitdem stürzt sich jedes Jahr, mit einer Lücke zwischen 2016 und 2022, eine Truppe Promis einzeln und zu viert eine Bobbahn hinunter und ProSieben macht daraus ein XXL-TV-Event mit besagter Dauerwerbefunktion.

Das waren die Teilnehmer der "Wok WM 2023"

Vor 20 Jahren waren unter anderem Stefan Raab, Joey Kelly, Elton, Katy Karrenbauer, Sasha, Detlef D! Soost und Axel Schulz dabei. Von denen ist 2023 nur noch Joey Kelly übrig geblieben, Elton hat den Wok mit dem Mikrofon getauscht und moderiert die Show diesmal. Wie vor 20 Jahren besteht das Teilnehmerfeld aus echten Promis und Fast-Promis, im Jahr 2023 gesellen sich zwei Berufsgruppen dazu, die es seinerzeit in dieser Form noch nicht gab: Trash-TV-Teilnehmer und Influencer.

Das ergibt eine illustre Mischung aus allerlei TV-, Sport- und Internet-Bekanntheiten, hier eine kleine Auswahl: Joey Kelly, Jolina Mennen, Kevin Großkreutz, Armin Zöggeler, Lucas Cordalis, Evil Jared, Sebastian Pufpaff, Sophia Thiel, Tim Toupet, Menderes Bağcı und Younes Zarou. Insgesamt 50 Promis aus elf Nationen sind dabei und fahren in den Disziplinen Einer- und Vierer-Wok die Bobbahn in Winterberg hinunter.

Die Moderation

Elton sitzt, wie erwähnt, nicht mehr im Wok, sondern steht an seinem Moderatoren-Pult und ist anfangs nicht ganz bei der Sache. Immer wieder bringt er die Startreihenfolge durcheinander, was die Regie aber mit den Einspielern der Teilnehmer wieder korrigiert. Also halb so wild, denn wenig später schludert auch die Regie und bringt ihrerseits die Einspieler durcheinander.

Licht und Schatten gibt es auch bei den Co-Kommentatoren. Am Start schicken Bastian Bielendorfer und Özcan Coşar die Promis in die Bahn, im Ziel sammelt Sophia Thomalla die Fahrer wieder auf und stellt kurze Spielfeldrandfragen. Auf die könnte man getrost verzichten, ein wenig launiger geht dagegen Bastian Bielendorfer seinen Job an: "Er ist mit Orcas geschwommen, er hat’s ihnen beigebracht", stellt Bielendorfer etwa Joey Kelly vor, ehe der in die Bahn geht.

Für die Kommentare während der Fahrten hat man wieder auf Ron Ringguth zurückgegriffen, der unter anderem auch die "Schlag den Star"-Ausgaben auf Pro7 kommentiert. Wie immer versucht Ringguth, alles aus dem Geschehen heraus zu holen, manchmal sogar mehr, als da ist. Denn erst kommentiert er die Fahrten so, als setzten sie neue Maßstäbe in puncto Geschwindigkeit, dann muss er jedoch kommentieren, was nicht zu übersehen ist: Jolina Mennen ist bei ihrem Lauf so langsam unterwegs, dass sie in die Zuschauerränge winken kann.

So lief die 15. "Wok WM"

Gleich in der allerersten Ausgabe der "Wok WM" brach sich Scooter-Frontmann H. P. Baxxter den Arm. 20 Jahre und 14 Ausgaben später geht die Veranstaltung ohne größere Blessuren über die Bühne. Lediglich der Vierer-Wok mit René Adler, Evi Sachenbacher-Stehle, Felix von Jascheroff und Johannes Ludwig ist in einer Kurve zu schnell unterwegs und legt sich für ein vorzeitiges Ende der Fahrt auf die Seite. Der gleiche Fauxpas passiert auch dem "Mallorca-Wok", doch anders als das Team von René Adler kommen die Malle-Sänger im Ziel an.

Ein ganz schnelles Ende ereilt Jolina Mennen und Kevin Großkreutz, denn die beiden sind in Lauf eins so schlecht, dass sie keinen zweiten Lauf bekommen. Ganz anders die Lage bei Joey Kelly. Der landete beim Qualifiying am Tag zuvor zwar auf dem letzten Platz, musste damit am Samstag als Erster in die Bahn, aber das war kein Nachteil. Am Ende holt der "Wok WM"-Veteran den Gesamt-Sieg vor Armin Zöggeler und Sophia Thiel. Der Titel im Vierer-Wok geht an Pascal Hens, Thore Schölermann, Torsten Legat und Sven Hannawald.

Die Sieger (v.l.): Torsten Legat, Sven Hannawald, Thore Schölermann und Pascal Hens. © Pro7/Willi Weber

So war die "TV total Wok WM" 2023:

Aus Wok-sportlicher Sicht lief der Abend also für Joey Kelly wie fast immer: gut. Der Zuschauer hatte hingegen weniger Glück. Natürlich weiß man, wenn man die "TV total Wok WM" ansieht, was man bekommt. Und auch Kommentator Ringguth muss man attestieren, dass er im Versuch, das Ganze spannend zu reden, bis an die Grenzen ging, manchmal sogar darüber hinaus.

"Eine Nation wird hinschauen, wird ihm die Daumen drücken", kommentiert Ringguth etwa den zweiten Lauf von Younes Zarou, der für Marokko startet, und man ist sich noch während er das sagt sicher, dass man in Marokko Besseres zu tun hat, als einem Influencer bei einer Fahrt in einem Wok zuzugucken.

Wenn doch, dann dürfte man auch in Nordafrika einen sehr, sehr langen und viel zu langatmigen Abend erlebt haben. Aus sportlicher Sicht, denn es dürfte den meisten Menschen herzlich egal sein, ob Lucas Cordalis schneller war als Sophia Thiel oder umgekehrt. Und auch in puncto Unterhaltung, denn hier hatten lediglich ein paar humorige Sprüche von Bastian Bielendorfer diesen Namen verdient. Für eine Show mit einer Dauer von viereinhalb Stunden ein bisschen mager.

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