Klare Punktniederlage für Andreas Wellinger: In der Qualifikation für den Tournee-Showdown landet der Olympiasieger weit hinter Widersacher Ryoyu Kobayashi.

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Andreas Wellinger hat das letzte Kräftemessen vor dem großen Showdown um den Sieg bei der Vierschanzentournee gegen seinen großen Kontrahenten Ryoyu Kobayashi klar verloren und in der Qualifikation von Bischofshofen ungewohnte Schwächen gezeigt. Der Olympiasieger kam mit 128,0 m (144,3 Punkte) nur auf den neunten Platz.

Kobayashi gewinnt Quali in Bischofshofen souverän

Der Tourneeführende Kobayashi (Japan) flog mit 138,0 (162,6) zehn Meter weiter als sein deutscher Verfolger und gewann die Vorausscheidung souverän vor Weltcup-Spitzenreiter Stefan Kraft aus Österreich (154,8). Vor dem letzten Springen am Samstag (16.30 Uhr/ARD und Eurosport) führt der zweimalige Tournee-Champion Kobayashi mit 4,8 Punkten, umgerechnet 2,67 m, vor Wellinger.

Dieser schulterte nach dem Wettkampf mit gequältem Lächeln seine Ski und machte sich sogleich an die Analyse einer unbefriedigenden Qualifikation. "Ich war viel zu spät, bin voll am Schanzentisch vorbeigefahren", sagte der Skisprung-Olympiasieger, "vielleicht muss ich noch schnell zu Ikea und mir einen längeren Tisch kaufen."

Wellinger gibt sich nach neunten Platz kämpferisch

Doch Wellinger hielt sich nur kurz mit Sarkasmus auf, gab sich dann sogleich wieder kämpferisch: "Das war heute etwas hölzern, das hatte ich mir anders vorgenommen", sagte der 28-Jährige in der ARD, "aber das will nix heißen." Und auch Bundestrainer Stefan Horngacher kommentierte knapp: "Das ist nicht tragisch."

Aber auch kein Ergebnis, mit dem sich viel Selbstvertrauen für die Entscheidung am Samstag (16.30 Uhr/ARD und Eurosport) holen ließe. Dort muss Wellinger auf den japanischen Gesamtführenden 4,8 Punkte - umgerechnet 2,67 m - aufholen. Am Freitag lag er mit 128,0 m satte 18,3 Punkte hinter dem zweimaligen Tourneesieger Kobayashi, der zehn Meter weiter flog und wissen ließ: "Ich freue mich sehr auf morgen, will einfach das umsetzen, was ich mir vorgenommen habe. Der Sprung heute war gut, aber heute ist heute und morgen ist morgen."

Tourneesieg noch nicht aus der Welt

Wellinger indes muss über sich hinauswachsen, um den ersten deutschen Tourneesieg seit Sven Hannawald 2001/02 doch noch einzutüten. Druck will er sich aber nicht machen: "Ich will einfach zweimal auf die Hillsize springen, dann gibt es ein Ergebnis, und dann schauen wir, wie das ausfällt."

Während beim Japaner alles sehr leicht wirkte, lief es bei Wellinger am Freitag nicht wirklich leicht auf der Hand. "Der Tag war holprig. Ich habe im Anlauf schon gemerkt, dass ich auf der Suche bin. Es waren drei Sprünge in drei Varianten - das ist kein gutes Zeichen", sagte Wellinger, der in den beiden Trainingsdurchgängen vor der Quali reichlich tüftelte, während Kobayashi nach einem Sprung zufrieden auf weitere Experimente verzichtete.

Wellinger weiß allerdings, wie aussageschwach Training und Qualifikation auf der Paul-Außerleitner-Schanze sein können - aus eigener leidvoller Erfahrung: "Vor sechs Jahren habe ich in Bischofshofen die Quali gewonnen, konnte dann nicht schlafen und bin ausgeschieden."

"Und jetzt geht es eben weiter"

Ausgeschlafen war Wellinger am Freitag allerdings, nach dem aufwühlenden dritten Springen am Mittwoch in Innsbruck hatte er es am Ruhetag ruhig angehen lassen. "Ich bin faul gewesen", sagte Wellinger, "dann in Ruhe hinübergefahren, habe Krafttraining gemacht - und jetzt geht es eben weiter."

Die anderen Deutschen? Spielten in der Quali erneut nur Nebenrollen. Pius Paschke (Kiefersfelden) war mit Platz 14 und 127,5 m bei schlechteren Bedingungen zweitbester Deutscher. Karl Geiger (Oberstdorf) zeigte sich gegenüber dem dritten Springen in Innsbruck leicht verbessert und kam mit 129,5 m auf den 17. Rang.

Der frühere Tourneedritte Stephan Leyhe (Willingen) landete mit 128,5 m auf Platz 18. Philipp Raimund (Oberstdorf) schaffte es trotz eines schwachen Sprungs auf 122,0 m als 40. in den Wettkampf der besten 50. (sid/ms)

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