• In seinen elf Jahren als Bundestrainer hat Werner Schuster das deutsche Skispringen auf ein neues Niveau gehoben und Athleten wie Andreas Wellinger, Karl Geiger und Markus Eisenbichler in die Weltspitze geführt.
  • Inzwischen formt Schuster neue Nachwuchsstars.
  • Er beobachtet die immer extremere Weitenjagd teils mit großer Sorge.
Ein Interview

Im Interview mit unserer Redaktion beschreibt Schuster seine erbliche Vorbelastung in Sachen Skispringen, schildert seine Maxime auf dem Trainerturm und beurteilt die deutschen Chancen auf WM-Medaillen.

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Herr Schuster, was fasziniert Sie am Skispringen?

Ich bin im Kleinwalsertal aufgewachsen, quasi an einem Lift. Ich hatte das Glück, durch meinen Vater, der Springer war, das Skispringen von der Pike auf zu lernen. Schon als Kind bin ich über eine kleine Schanze gesprungen. Bei Kindern auf der Skipiste ist es schön zu beobachten, welche Freude sie haben, wenn sie den Boden unter den Füßen verlieren und dieses Gefühl des Schwebens erleben. Es ist faszinierend, etwas zu beherrschen, was für den Normalbürger komplett verrückt anmutet. Touristen fragen sich beim Anblick von Schanzen wie am Bergisel, am Holmenkollen oder in Oberstdorf immer: 'Was, die springen da runter?' Heute aber sind Flüge bis auf Weiten um die 250 Meter beherrschbar.

Hätten Sie gedacht, mit dem Skispringen wahrscheinlich bis an Ihr Lebensende verbunden zu sein?

Das hat sich so ergeben. Mein Vater war ein Vorbild für mich. Er hat das Skispringen aus reiner Liebe zu der Sportart betrieben. Von seinen Eltern aus durfte er gar nicht Springen bis er volljährig war. Er hat sich seinen Traum verwirklicht und später auch ehrenamtlich als Vereinstrainer gearbeitet. Und ich selbst hatte mit Alois Lipburger und Toni Innauer tolle Trainer. Die Hintergründe des Skispringens haben mich so zu faszinieren begonnen, dass ich den Weg als Trainer selbst eingeschlagen habe. Es ist ein Privileg und nach wie vor eine tolle Geschichte, draußen zu sein und mit jungen Leuten zu arbeiten. Es fasziniert mich, als Trainer dieses Leuchten in den Augen von Athleten zu sehen, wenn sie sich verbessern.

Werner Schuster: "Der Mensch stößt an seine Grenze"

Heutzutage wird nicht nur weiter gesprungen als zu ihrer aktiven Zeit oder der ihres Vaters, sondern auch stilistisch ganz anders. Ist der V-Stil auch der ästhetischste Sprungstil?

Weit zu springen, hat nicht unbedingt nur mit dem V-Stil zu tun. Auch im Parallelstil sind die Springer teilweise schon um die 200 Meter weit geflogen. Das Problem ist, dass die Menschen die Jagd nach Weltrekorden schon immer fasziniert hat. Der V-Stil hat zur Effektivität der Sprünge beigetragen. Dadurch, dass die Springer in der Luft einen Ski rechts vom Körper haben und den anderen links, ist der Flug stabiler und sicherer. Das ist bei den höheren Auftriebskräften auch nötig.

Der Skiflug-Weltrekord von Stefan Kraft von 253,5 Metern aber steht jetzt schon seit 2017. Man merkt, dass man inzwischen brutal an seine Grenzen stößt, was Mensch und Material betrifft. Dem tragen auch die Richtlinien zum Schanzenbau Rechnung. Läge man es darauf an, sind auch noch größere Weiten möglich. Immer wieder wurde spekuliert, ob der Mensch 300 Meter weit fliegen kann. Dann aber geraten Wettbewerbe aus den Fugen.

Da fällt mir Timi Zajcs Wahnsinns-Sprung auf 161,5 Meter beim Mixed-Wettbewerb in Willingen ein.

Es gab in der Geschichte immer wieder sehr weite und gefährliche Sprünge. Aber dieser Sprung war eine Entgleisung und sollte ein Warnschuss für die Fis sein. Das hätte böse enden können. Timi Zajc lag hilflos in der Luft und kam nicht mehr herunter. Er ist einer der jungen Athleten, die von der Beinstellung und Skiführung her hochmodern springen. Seine Ski lagen ganz plan und flach. Und durch seine breite Beinstellung in Verbindung mit Schuhen, Bindung und Anzug nähert er sich dem Wingsuit-Fliegen an. Dann gerät so ein Flug außer Kontrolle, und dann ist die Fis gefordert, es einzudämmen. Das ganze System ist so sensibel geworden, dass kleinste Veränderungen bei den Bedingungen eine Rolle spielen.

Werner Schuster: "Die Flugsysteme sind inzwischen zu effektiv"

Sie sagen, die Fis müsste eingreifen. Aber in einem solchen Moment bleibt doch nur eine Verkürzung des Anlaufs.

Das Problem ist ja, dass wir teilweise schon so weit unten sind, dass man Schanzen schon umbauen müsste. Ein ewiges Thema ist, fundiert an der Material-Schraube zu drehen. Die Top-Verbände aber haben enormen Druck, auch wegen der Sponsoren-Gelder. Also wird in der Innovations-Abteilung sehr viel daran gearbeitet, die Flugkörper effektiver zu machen. Mit wissenschaftlicher Unterstützung aber muss etwas in Richtung Reduktion unternommen werden. Man könnte beispielsweise mit ein, zwei Kilometern pro Stunde mehr in der Anlaufgeschwindigkeit springen, dafür aber nicht mehr so effektiv.

Am Kulm in Bad Mitterndorf hat man es bei den Aufwind-Bedingungen beim Skifliegen gesehen. Da war der Wettbewerb kaum mehr anzuschauen, weil nur noch die Besten Richtung Hillsize geflogen sind. Viele andere Springer aber sind am sogenannten Vorbau, der Hangkante, hängengeblieben. Manche gar haben mit den Skienden den Vorbau gestreift, haben dann Aufwind bekommen und sind nochmal weggeflogen. Das bedeutet: Der Gleitwinkel des Sportlers war flacher als die Neigung des Hanges. Das zeigt, wie unfassbar effektiv die Flugsysteme geworden sind. Das muss mit Maßnahmen wieder eingefangen werden, um die Flüge steuerbarer zu machen.

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Wie bereiten Sie als Trainer Ihre Athleten auf solche Gefahren-Situationen vor?

Als ich noch im Weltcup tätig war und auf dem Trainer-Turm stand, hatte ich manchmal auch Angst. Ich galt als eher vorsichtiger Trainer. Ich habe immer versucht, meinen Sportlern zu vermitteln: 'Passe auf dich auf, auch wenn die Fis die Schanze mit Grünlicht freigibt. Wenn ich den Arm nicht senke, dann musst Du nicht wegfahren.' Bei aller Effektivierung haben wir eine Verantwortung für den Menschen. Das gilt im Kinder- und Jugendbereich noch mehr als bei den Erwachsenen. Wir dürfen die Springer keinen unnötigen Gefahren aussetzen.

Werner Schuster: "Der Sprung von Timi Zajc ist krass entgleist"

Sie sprechen Ihre Vorsicht an. Wie wird dieses Verhalten auf dem Trainer-Turm untereinander diskutiert?

In dem Moment ist jeder Trainer gefordert, sich um die eigene Mannschaft zu kümmern. Es gibt Kollegen, die eher wie ich denken. Andere sehen eine Eigenverantwortung beim Springer. Grundsätzlich aber sind die Schanzen durch die Fis ganz gut überwacht. Und im Gegensatz zu früher besteht immer die Möglichkeit, den Anlauf zu verkürzen. Im Falle von Timi Zajc aber ist es krass entgleist. Er hat alles versucht, um zu landen, aber er konnte nicht. Es waren zu starke Auftriebskräfte und Energiepotenzial in seinem Sprung. Und da hat auch sein Trainer mitgelitten. Man sah, wie er vom Turm gegangen ist.

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Sie haben gerade im Falle von Zajc auch den Anzug angesprochen. Der wird gut kontrolliert. Trotzdem gibt es immer wieder Disqualifikationen. Erinnert sei nur an das Theater im Mixed-Wettbewerb bei Olympia 2022 in Peking. Befürchten Sie Ähnliches bei der WM in Planica?

Ich denke nicht. Man wurde sensibilisiert und versucht im Vorfeld der WM, die Weichen zu stellen. Man hat in Peking gemerkt, wie nachhaltig solche fragwürdigen Disqualifikationen dem Sport schaden. Das ist eine heikle Geschichte. Der Anzug liegt am Körper an, der Körper bewegt sich, er verändert sich. Das ist nicht einfach zu messen. Wir kennen das aus der Formel 1. Wenn der umjubelte Sieger drei Tage nach dem Rennen - meinetwegen wegen des Unterbodens des Wagens - disqualifiziert wird, dann tut das dem Sport nicht gut. Gleichzeitig aber besteht die Verpflichtung zur Fairness. Wenn Teams und einzelne Sportler den Spielraum der Regeln überreizen, ist die Fis zu Maßnahmen gezwungen. Es braucht in der Kontrolle ein sehr gutes Team, das vertrauensvoll und konsequent arbeitet.

In Lake Placid entscheidet 1980 der Wind über Olympia-Gold

Wie geht der Athlet damit um, dass seine Leistung in jeder Sekunde durch ungünstigen Wind zerstört werden kann? Jan Hörl und Lovro Kos beispielsweise mussten zuletzt in Lake Placid diese bittere Erfahrung im zweiten Durchgang machen.

Damit wächst der Springer auf. Aber durch die Einführung der Kompensationspunkte für den Wind und das Gate wird dieses Risiko abgefedert. Das ist nur fair. Aber jeder Springer kann mal eine Niete ziehen. Früher war das noch krasser. 1980 fanden die Olympischen Spiele in Lake Placid statt. Die Schanze dort - ich finde es toll, dass sie jetzt reaktiviert wurde - steht ganz frei. Da haben Winde logischerweise einen Einfluss. Den damaligen Sieger von der Großschanze - Jouko Törmänen aus Finnland - kennt kaum noch jemand. Er ist inzwischen verstorben. Bei den Spielen 1980 dominierte der Schweizer Hansjörg Sumi im Training und sprang sogar Schanzenrekord. Aber dann kam der Wind. Darum hat sich niemand geschert. Törmänen hatte Glück und Sumi Pech. So schieden früher Topleute aus und wussten nicht, wieso. Wenn man heute ausscheidet, dann nur noch selten, wenn man top in Form ist. Das liegt an den Kompensationspunkten.

Ein Springer, der gut drauf ist, trotzt aber den Windverhältnissen.

Genau. Halvor Egner Granerud ist dafür gerade das beste Beispiel. Zu Beginn der Saison war es der Pole Dawid Kubacki. Das gibt es immer wieder, dass die Topspringer soviel Selbstvertrauen haben und eine so kompakte Einheit zwischen Körper und Ski bilden, dass kleinere oder größere Winde ihr System nicht über den Haufen werfen. Nuancen spielen eine Rolle, ob es zu Platz eins, vier oder sieben reicht. Kein Springer hat aber über Wochen nur Rückenwind und der andere nur Aufwind. Meist gleichen sich Glück und Pech schon innerhalb eines Wettkampfs aus.

Schuster: "Sein Olympiasieg verbindet mich auf ewig mit Andi Wellinger"

Ihr ehemaliger Schützling Andreas Wellinger hat in Lake Placid mit den Plätzen eins und zwei überzeugt, obwohl er im zweiten Springen im finalen Durchgang auch ganz schlechten Wind hatte.

Sein Sieg in Lake Placid hat mich enorm gefreut. Das war auch für mich ein Freudentag. Mit Andi Wellinger habe ich eine tolle Zeit erlebt und viel investiert. Sein Olympiasieg 2018 in Pyeongchang wird mich ewig mit ihm verbinden. In den letzten Jahren, als er sich so schwergetan hat, habe ich mit ihm sehr gelitten. Er hat aber das Durchhaltevermögen gezeigt. Im Moment wirkt er sehr gefestigt. Der Weltcupsieg in Lake Placid war nicht sein letzter.

Wellinger kam aus einer Kreuzband-Verletzung zurück.

Die passierte aber schon 2019. Das liegt lange zurück. Und jetzt haben wir 2023. Da gab es auch andere Probleme. Aber er hat sich durchgebissen. Ich glaube nicht, dass noch alle an ihn geglaubt haben. Olympiasieger jedoch werden nur wenige. Also muss er etwas können, und ich weiß, was Andi kann. Bemerkenswert ist seine Beharrlichkeit über einen so langen Zeitraum. Seine gute Form kommt Richtung WM genau zur richtigen Zeit und auch der deutschen Mannschaft sehr gelegen, die in dieser Saison sehr gebeutelt war.

Werner Schuster: "Stefan Horngacher hat nach der Tournee alles richtig gemacht"

Das gilt auch für Karl Geiger, den sie ebenfalls lange betreut haben. Markus Eisenbichler zählt auch dazu. Wie viel Ihrer Arbeit steckt heute noch in diesen Jungs?

Das möchte ich nicht groß bewerten, aber mit unserem tollen Trainerteam haben wir über elf Jahre das deutsche Skispringen doch geprägt. Wir haben Jungs wie Wellinger, Geiger und Eisenbichler in dieser Zeit entwickelt. Es ist extrem schön zu sehen, dass es gelungen ist, sie auf diesem hohen Niveau zu halten. Meinen Nachfolger Stefan Horngacher kenne ich ewig. Wir haben lange zusammengearbeitet. Er ist ein außergewöhnlicher Fachmann. Nach der Vierschanzentournee hat die deutsche Mannschaft alles richtig gemacht und die richtigen Maßnahmen zur richtigen Zeit ergriffen. So hat sie sich aus dem hartnäckigen Tief herausgekämpft. Einiges spricht für ein gutes Saison-Finish.

Besonders an Eisenbichler ist diese Aufwärts-Entwicklung abzulesen. Der machte ja nach dem Auftakt der Tournee in Oberstdorf den Eindruck, er wolle seinen Sport hinschmeißen.

Eisenbichlers Karriere ist eine völlig andere als die von Andi Wellinger. Das darf man nicht vergessen. Eisenbichler musste sich jahrelang über den Continental-Cup hochkämpfen, war ein Pendler zwischen Conti- und Weltcup. Erst mit Mitte 20 hat er sich stabilisiert. So ein Weg kostet Kraft. Und im Weltcup darfst du nicht eine Sekunde nachlassen, sonst wirst du überholt. Eisenbichler ist jetzt auch schon 31 Jahre alt. In der Vorbereitung auf die Saison muss irgendetwas schiefgelaufen sein, dass das Mannschaftskollektiv nicht gut war. Das zehrt enorm an den Nerven. Markus war schon immer für Emotionen bekannt. Das macht ihn authentisch und liebenswürdig.

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Schuster kennt Eisenbichlers Fähigkeiten auf den WM-Schanzen in Planica

In Planica hat die Mannschaft von der Heim-WM in Oberstdorf 2021 einiges zu verteidigen. Damals holte Karl Geiger zwei Medaillen, dazu gab es Siege mit der Mannschaft und im Mixed.

Das zu wiederholen, wird sehr schwierig. Auf den Schanzen in Planica haben die Slowenen einen Heimvorteil. Sie trainieren dort das ganze Jahr über. Aber speziell Markus Eisenbichler kann dort gut springen. Ich erinnere mich an einige Trainingslager in Planica, bei denen er das Tempo vorgegeben hat. Aber Granerud ist derzeit der beste Springer der Welt und Kubacki der zweitbeste. Und dann gibt es auch noch den Slowenen Anze Lanisek. Die deutsche Mannschaft aber ist wieder konkurrenzfähig und kann zuversichtlich zur WM reisen.

Stichwort Granerud. Der Weltcup-Führende springt immer auffällig weit nach rechts. Verschenkt er damit nicht etliche Meter?

Ja, er verschenkt Meter. Diese Asymmetrien bilden sich bereits im Jugendalter aus. Da müssen die Trainer rechtzeitig eingreifen. Es ist allerdings normal. Alle Menschen haben eine bevorzugte Körperseite. Eine Hand oder ein Bein können stärker oder geschickter sein. Bei Granerud ist meines Wissens ein Bein um zwei Zentimeter länger. Und beim Springen hat es auch mit dem Material zu tun. Es wirken enorme Kräfte auf den Körper ein. Es kann sein, dass man dadurch auf eine Seite abdriftet. Die Ursachen sind vielschichtig. Granerud fliegt zwar immer noch nach rechts, hat aber weniger Schwierigkeiten als im Vorjahr, als er oft aus dem Gleichgewicht kam. Er fliegt jetzt gleichmäßig.

Österreichische Trainer setzen Baldur Preimls Pionierarbeit fort

Graneruds erfolgreicher Trainer ist mit Alexander Stöckl ein Österreicher, sie haben elf Jahre lang die deutsche Mannschaft betreut, ihr Nachfolger Stefan Horngacher zuvor sehr erfolgreich über Jahre die Polen. Haben die Österreicher einfach die meiste Ahnung vom Skispringen?

Österreich hat im Skispringen eine lange Tradition und eine tolle Kultur. Die geht weit zurück. Erwähnen muss man den Namen Baldur Preiml. Er war ein Vorreiter in allen Lebenslagen und der erste studierte Skisprung-Trainer. Preiml hat in den 70er-Jahren mit unglaublich innovativen Methoden die Ausbildung junger Sportler abgedeckt. Sie reichte von der Materialentwicklung über mentales Training bis hin zur Ernährung. Von dieser Zeit zehrt Österreich bis heute.

Preimls Schüler waren die bereits erwähnten Innauer und Lipburger. Sie haben ihr Wissen weitergegeben und waren unter anderen meine Trainer. Unser Skigymnasium in Stams, an das ich wieder zurückgekehrt bin, steht für diese tolle Trainerausbildung und Skisprung-Kultur. In Stams entwickelt sich nicht nur der junge Sportler, sondern auch der Trainer. Diese Ausbildung hält, so scheint es, jedem internationalen Vergleich stand. Mit Thomas Thurnbichler ist die Trainer-Aktie schlechthin auch sehr früh in den Weltcup gegangen und führt in seinem jungen Alter eine renommierte Skisprung-Nation wie Polen an.

Ist für Sie das Kapitel Weltcup-Trainer abgehakt?

Im Moment schon, aber man soll ja niemals nie sagen. Durch mein Buch "Abheben", das ich zusammen mit dem Psychologen Oskar Handow verfasst habe, habe ich die Zeit rekapitulieren dürfen. Ich bin dankbarer denn je für die Zeit, die ich erleben durfte, weiß aber auch, wie fordernd und intensiv sie war. Und wenn man auf Mitte 50 zugeht, sind diese Reisen und das ganze Drumherum vielleicht nicht mehr das Richtige. Wenn mein Knowhow aber hinsichtlich des Aufbaus junger Springer bis hin zum Weltcup gefragt ist, kann ich mir vorstellen, noch einmal etwas anderes zu machen. Im Moment bin ich mit einer Gruppe von 16-jährigen Skispringern gut ausgelastet. Da sind tolle Talente dabei. Und die Springen bei Eurosport zu kommentieren, gefällt mir gut. Das ist eine tolle Wertschätzung. Und ich bekomme auch gute Resonanz. Ich bin im Moment also zufrieden und bleibe dem Skispringen erhalten.

Zur Person:
Werner Schuster wurde die Liebe zum Wintersport im Allgemeinen und zum Skispringen im Speziellen in die Wiege gelegt. Vater Willy, als Ersatzmann 1964 und 1968 Olympia-Teilnehmer, beendete im Jahr 1970 seine aktive Laufbahn. Damals war Sohn Werner noch kein Jahr alt war. Geboren am 4. September 1969, wuchs Werner Schuster im Kleinwalsertal auf, begann im Alter von neun Jahren mit dem Skispringen und absolvierte das berühmte Skigymnasium in Stams, an dem er selbst später lehrte.
Ab 1986 gehörte Werner Schuster der österreichischen Nationalmannschaft an, hatte gegen etablierte Spitzenleute wie Andreas Felder oder Ernst Vettori als 16-Jähriger aber einen schweren Stand. Als 18-Jähriger ließ Schuster in Sapporo aufhorchen, als ihn im Weltcup nur der legendäre Matti Nykänen aus Finnland besiegte. Im gleichen Winter belegte Schuster bei der Skiflug-WM in Oberstdorf einen ausgezeichneten siebten Platz. Auf Dauer aber blieb Werner Schuster der Durchbruch in die absolute Weltspitze versagt.
Im Anschluss an sein Studium folgte er wiederum dem Weg seines Vaters und begann Mitte der 90er-Jahre als Trainer. 2007/08 übernahm Schuster die Schweizer Nationalmannschaft. Tiefe Spuren jedoch hinterließ er erst zwischen 2008 und 2019 als erfolgreicher Cheftrainer im Deutschen Skiverband. Schuster, unter dem Martin Schmitt WM-Silber 2009 gewann, führte Springer wie Severin Freund, Richard Freitag, Karl Geiger und Markus Eisenbichler in die Weltspitze. Unter Schuster glänzten die DSV-Adler vor allem als Team. Schuster arbeitet seit 2020 wieder als Trainer an der Skischule in Stams und kommentiert zudem Skisprung-Wettbewerbe bei Eurosport.
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