Darauf musste Tennis-Deutschland ein Vierteljahrhundert warten: Erstmals seit Boris Becker im Jahr 1995 steht mit Alexander Zverev wieder ein Deutscher im Halbfinale der US Open. Dort wartet ein Spanier, der einen Fünf-Satz-Kampf hinter sich hat.

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Nach dem hart erkämpften Halbfinal-Einzug bei den US Open in New York will Alexander Zverev nun auch den Schritt in sein erstes Endspiel bei einem der vier wichtigsten Tennisturniere schaffen. "Ich bin im Halbfinale, aber ich denke, ich kann immer noch ein paar Sachen verbessern, und das gibt mir Selbstvertrauen. Ich will hier definitiv nicht aufhören", sagte der Weltranglisten-Siebte aus Hamburg am Dienstag nach seinem 1:6, 7:6 (7:5), 7:6 (7:1), 6:3-Erfolg gegen den Kroaten Borna Coric.

Im Kampf um den Einzug ins Finale bekommt es der 23-Jährige beim ersten Grand-Slam-Turnier nach der Coronavirus-Pause mit dem Spanier Pablo Carreno-Busta zu tun. Der 29-Jährige setzte sich in seinem Viertelfinale gegen den Kanadier Denis Shapovalov mit 3:6, 7:6 (7:5), 7:6 (7:4), 0:6, 6:3 durch. Das Match endete am Mittwochmorgen kurz nach ein Uhr Ortszeit in New York. Das bislang einzige Duell mit Carreno-Busta hatte Zverev 2018 beim Masters-Series-Turnier in Miami im Halbfinale in zwei Sätzen für sich entschieden.

Zverev ist erster Deutscher seit 1995 im US-Open-Halbfinale

Zverev ist der erste deutsche Tennisspieler seit Boris Becker 1995 in der Vorschlussrunde von Flushing Meadows. Vor sieben Monaten hatte er bei den Australian Open erstmals das Halbfinale eines Grand Slams erreicht. In Melbourne unterlag er dem Österreicher Dominic Thiem.

Nach der Disqualifikation des Weltranglisten-Ersten und Topfavoriten Novak Djokovic bei den US Open biete sich nun "eine riesige Chance", sagte Zverev. "Wir werden einen neuen Grand-Slam-Champion haben. Das ist das einzige, was wir sicher wissen. Es gibt viele Spieler, die hungrig sind", sagte der aktuell beste deutsche Tennisprofi.

Bisher letzter deutscher Finalist in New York war Michael Stich 1994, bisher letzter deutscher Champion Becker 1989. Bei den Damen gewann Angelique Kerber 2016, sie schied in diesem Jahr im Achtelfinale aus.

Im ersten Satz wurde Zverev deklassiert

Nach dem verlorenen ersten Satz lag der erste deutsche US-Open-Viertelfinalist bei den Herren seit Tommy Haas 2007 auch im zweiten Abschnitt mit einem Break zurück. "Wenn es sein muss, dann ist er cool. Er kann wie ein Champion auf dem Platz stehen", schilderte sein älterer Bruder Mischa Zverev kurz zuvor bei Eurosport. Früh aber wackelte der 1,98 Meter große Athlet beim Aufschlag. Mit gleich drei Doppelfehlern in seinem zweiten Servicespiel schenkte er dem Kroaten das Break zum 1:3.

Zverev hatte allen Grund, den Kopf zu schütteln, im klar verlorenen ersten Abschnitt wurde er vom Weltranglisten-32. deklassiert. Coric hatte sich schon einmal als großer Spielverderber für Zverev erwiesen. Vor drei Jahren war für den Norddeutschen in der zweiten Runde der US Open Schluss, als er ebenfalls nach den Absagen zahlreicher Topspieler hoch gehandelt worden war und zu den Mitfavoriten zählte. Diesmal drehte Zverev die Partie, obwohl er sich mehrfach in Diskussionen mit der Schiedsrichterin aufrieb.

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Becker "sprachlos"

Im zweiten Satz beschwerte sich Zverev auch beim Oberschiedsrichter. Ein Ballwechsel wurde wiederholt, obwohl der Ausruf nach dem Schlag kam - und die Challenge den Ball noch gut gezeigt hatte. "Wie kann das sein?", fragte Zverev. Anschließend verlor er nach eigenen Spielbällen wieder sein Aufschlagspiel zum 2:3. Auch TV-Experte Becker fühlte sich zwischenzeitlich "sprachlos" angesichts des schwachen Auftritts des Deutschen. Doch Zverev kämpfte sich in den Tiebreak, schaffte den Satzausgleich. Becker hatte ein schwieriges und langes Duell vorhergesagt - und das wurde es auch.

Erst nachdem er den zweiten Tiebreak des Matches klar für sich entschied, trat Zverev selbstsicherer auf. Bei 2:2 und 0:40 musste er noch mal eine knifflige Phase überstehen. (mss/sap/dpa)

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