• Das elf Tage währende Hickhack um Tennisstar Novak Djokovic hat am Sonntag ein Ende gefunden.
  • Nachdem Australiens Bundesgericht den Einspruch des Serben gegen die Annullierung seines Visums abgelehnt hatte, hat Djokovic das Land verlassen.
  • Wie die Presse auf die Entscheidung blickt, zeigt unsere internationale Presseschau.

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Wohl noch nie hat eine verweigerte Einreise für so viel Wirbel gesorgt wie bei Tennis-Star Novak Djokovic. Am Sonntag fand das elf Tage währende Hickhack ein Ende: Djokovics Einspruch gegen die Annullierung seines Visums hatte vor Australiens höchstem Gericht keinen Erfolg. Der 20-malige Grand-Slam-Sieger muss das Land verlassen – und kann somit nicht an den Australian Open teilnehmen.

Die internationale Presse hat das Geschehen in Down Under die vergangenen Tage aufmerksam verfolgt. Jede Wendung wurde geeilt, jede noch so absurde Einlassung von Djokovics Familie weiterverbreitet. Der französische "Figaro" bezeichnete den Fall als "völlig verrückte Seifenoper" und der britische "Guardian" spricht – wie Rafael Nadal – von einem "Djokovic-Zirkus".

Der Fall des Serben habe sich zu "einer verfahrenstechnischen Farce aus juristischem Durcheinander, medizinischer Vernebelung und politischem Spiel mit der Masse" entwickelt.

Am Ende nur Verlierer?

"The Australian" bezeichnet die Entscheidung des Gerichts als "korrekt", "aber beide Seiten sind Verlierer". Auch die "Bild"-Zeitung sieht nach dem "unwürdigen Schauspiel" nur Verlierer: Neben Djokovic selbst seien das der Tennissport und Australiens Politik. "Für die Australier beginnt nun die politische Aufarbeitung der Farce", bemerkt die "Neue Zürcher Zeitung".

Das wird auch in Australien selbst so gesehen. "Die (australische) Regierung, Novak Djokovic und Tennis Australia haben alle ihre Glaubwürdigkeit in der politischen und rechtlichen Aufregung über die Einreise der Nummer 1 der Welt nach Australien verloren", erklärt "The Financial Review", die führende Wirtschaftszeitung des Landes. Ihr Fazit: "Politisch haben die Fehler der Bundesregierung im Umgang mit Djokovics Visum ihr Management von Grenzsicherheit und Pandemie nur vier Monate vor einer Wahl diskreditiert."

Der "Daily Telegraph" geht sogar noch weiter und fordert Konsequenzen: "Der Chef von Tennis Australia sollte wegen des Djoker-Durcheinanders zurücktreten."

Australier freuen sich über Abschiebung von Novak Djokovic

In Australiens Gesellschaft sei allerdings die Stimmung einhellig, meint der australische Journalist Van Badham. Die Menschen seien wegen der Entscheidung des Bundesgerichts begeistert, schreibt er in einem Gastkommentar in der "New York Times". "Die Australier mögen zwar von zwei Jahren Pandemie erschöpft und von einer aktuellen Corona-Masseninfektion krank und geschwächt sein, aber viele von uns haben noch genug Energie, um sich über diese Nachricht zu freuen."

Der Grund: Die gesellschaftliche Toleranz sei gegenüber denjenigen gesunken, "deren Einstellung zur Gesundheit der Bevölkerung als egoistisch angesehen wird".

"Novak Djokovic kam nach Australien, um der größte Spieler in der Geschichte des Herrentennis zu werden", urteilt der "Sydney Morning Herald". Doch unter "bewaffneter Bewachung" habe er das Land als "toxische Ikone der Anti-Vax-Bewegung" verlassen.

Serbiens Presse schäumt vor Wut

Die heimische Presse des 34-jährigen Serben zeigt sich hingegen empört. "Das Recht hat verloren, die Politik hat gesiegt", schreibt die Boulevardzeitung "Kurir". "Das Gericht hat entschieden: Deportation für Novak! In Melbourne geschah die größte Schande in der Geschichte des Sports! Schäm dich, Australien!", findet die landesweit auflagenstärkste Tageszeitung.

Ganz ähnlich sieht das auch das serbische Boulevardblatt "Alo!": "Eine Schande, wie man sie noch nie gesehen hat! Djokovic wird abgeschoben, bei den Australian Open wird er nicht spielen." Der Weltranglistenerste selbst zeigte sich "äußerst enttäuscht", will sich aber der Entscheidung fügen und hat das Land bereits verlassen.

Serbiens Präsident wirft Australien "Hexenjagd" vor

Djokovic gilt in Serbien als nationale Ikone, die dortige Regierung politisierte den Fall. Nach dem finalen Urteil sprach Präsident Aleksandar gegenüber serbischen Medien erneut von einer "Hexenjagd", die Djokovic in den vergangenen Tagen habe erleiden müssen. Seit seiner Ankunft in Australien sei der Spitzensportler "schikaniert und gequält" worden, sagte Vucic am Sonntag zur britischen BBC. Man habe ihn "wie einen Massenmörder behandelt". Vucic warf den Anwälten der australischen Regierung zudem Lügen vor.

Der Tennisspieler war am 5. Januar ungeimpft und mit einer medizinischen Ausnahmegenehmigung nach Australien gereist. Er wollte sich mit einem Triumph bei den Australian Open zum alleinigen Major-Rekordsieger krönen. Nach der Ankunft war ihm jedoch das Visum annulliert worden. In der Folge entbrannte ein tagelanger Gerichtsstreit. Das Bundesgericht in Melbourne hatte den Visumsentzug am Sonntag und damit einen Tag vor Beginn des Tennisturniers für rechtens erklärt.

Mit Material von dpa und AFP.

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