• Olympiasiegerin Aljona Savchenko kommen angesichts des Falles von Kamila Walijewa die Tränen: "Diese Situation hat mich sowas von mitgenommen."
  • Die Olympiasiegerin von 2018 fordert ein Ende des unmenschlichen Drills.
  • Den erlebte sie selbst.

Mehr Olympia-Themen finden Sie hier

Erst Wunderkind, dann Doping-Fall, jetzt Opfer eines erbarmungslosen Systems: Kamila Waljewas olympisches Schicksal lässt niemanden kalt. Sogar IOC-Präsident Thomas Bach schaltete sich mit Kritik an der offensichtlichen Herzlosigkeit der Trainerin Eteri Tutberidze ein.

Aljona Savchenko, während der Spiele von Peking als Eiskunstlauf-Expertin für den TV-Sender Eurosport tätig, schildert in einem bedrückenden Interview, was ihr auf dem Weg in die Weltspitze im Training widerfahren ist.

Aljona Savchenko holt sich 2018 olympisches Gold im Paarlauf

Savchenko, zwischen 2010 und 2018 jeweils olympische Medaillengewinnerin und 2018 in Pyeongchang mit ihrem damaligen Eis-Partner Bruno Massot gar Olympiasiegerin, sagt: "Der Fall Walijewa hat gezeigt, dass es so nicht weitergehen kann. Ich hatte Trainer, die mich geschlagen haben, mit dem Schoner auf den Kopf. Ich hatte Trainer, die haben mit einer Wasserpistole geschossen in der kalten Eishalle. Man muss die Grenzen wissen. Wie weit gehe ich als Trainer? Man darf diese Grenzen nicht überschreiten."

Lesen Sie auch: Eteri Tutberidse kontert die Vorwürfe Thomas Bachs

Savchenko rührt Walijewas Schicksal. "Diese Situation hat mich sowas von mitgenommen. Mir kommen immer noch die Tränen. Fakt ist, dass sie ein Kind ist. Es war schon ein Fehler und ein wahnsinniger Druck, sie im Teamevent und im Kurzprogramm im Einzel laufen zu lassen."

Aljona Savchenko: "Wir mussten Essen klauen"

Savchenko selbst berichtet zudem von Essensentzug. "Ich hatte auch Trainer, die uns nichts zu essen gegeben haben. Wir mussten schon früh aufstehen und auf die Waage. Mittags bekommst du ein Blatt Salat und abends gar nichts. Wir mussten Essen klauen. Wir haben in der Kantine heimlich nach Essen gefragt. Unsere Trainer durften das nicht sehen."

Als sie nach den Winterspielen 2002, bereits 18 Jahre alt, von ihrer damaligen Trainerin aufgefordert worden sei, abzunehmen, weil sie zu dick sei, habe sie sich geweigert, sich "zwei Finger in den Mund" zu stecken und zu erbrechen: "Wir sind Menschen und keine Maschinen. Ich habe gesagt, ich mache das nicht."

Deshalb sei es laut Savchenko auch überfällig, eine Altersbegrenzung für die teilnehmenden Mädchen einzuführen. "Ab 16, 17, 18 wäre es vertretbar. Mit 15 ist man doch noch zu jung. Kamilas Fall zeigt, dass es gefährlich werden kann. Wenn man älter ist, nimmt man die ganze Geschichte anders wahr und kann selbst entscheiden, was man möchte. Mit 17 oder 18 geht man mit anderen Gedanken an die Sache."

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.