• Hannes Aigner hat im vierten Wettbewerb die vierte deutsche Medaille im Kanuslalom geholt.
  • So erfolgreich waren die Deutschen seit 1972 in München nicht.
  • Der Kajakspezialist sorgte mit Bronze für einen glänzenden Abschluss im Stangen-Labyrinth.

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In einem packenden Finale im Wildwasserkanal hat Slalomkanute Hannes Aigner für das beste deutsche Abschneiden seit 49 Jahren gesorgt. Der 32-jährige Augsburger, der 2018 Weltmeister wurde, paddelte am Freitag im Einer-Kajak zu Olympia-Bronze. Der Olympia-Dritte von London 2012 musste sich mit einem fehlerfreien Lauf nur dem neuen Olympiasieger Jiri Prskavec aus Tschechien und Jakub Grigar aus der Slowakei geschlagen geben.

Für den Deutschen Kanu-Verband (DKV) gehen damit in Japan historische Tage zu Ende. Nach dem Gold von Ricarda Funk sowie den Bronzemedaillen von Sideris Tasiadis und Andrea Herzog war Bronze von Aigner die vierte Medaille im vierten Wettbewerb. So eine olympische Erfolgsbilanz hatten die Slalomkanuten seit München 1972 - als die DDR-Sportler dreimal Gold und einmal Bronze holten - nicht mehr.

"Das ist schon unglaublich, was da gerade passiert ist. Ich kann das noch nicht so ganz begreifen", sagte Cheftrainer Klaus Pohlen: "Es ist zu 100 Prozent gut gelaufen. Das war tolle Teamarbeit, was wir hier hingelegt haben. Wir haben uns hohe Ziele gesetzt, aber wir wussten, dass wir gut vorbereitet sind."

Aigner gewann bereits 2012 in London Bronze

Bei seinen dritten Spielen wollte Aigner unbedingt eine Medaille holen. Nachdem er in London 2012 schon Bronze gewann, war es in Rio 2016 der undankbare vierte Rang. "Das war nicht so schön. Ich habe daran die letzten fünf Jahre jeden Tag im Training gedacht." Er probierte dabei viel, versuchte auch aggressiver zu fahren, "da ich gelernt habe, dass die sichere Linie nicht reicht, um richtig schnell zu sein". Denn im Kajak ist die Konkurrenz stark, breit aufgestellt und jeder kleine Fehler im Stangen-Labyrinth wird bestraft.

Dennoch waren die letzten Monate voller Anspannung. "Es war ein gewisses Gefühl der Hilflosigkeit und Frustration, ob Olympia stattfinden kann und die Pandemie so viele Jahre Training gefährdet", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Der sportliche Stellenwert von dem Ereignis sei aber nicht beeinträchtigt. "Ich denke nicht, dass ein Olympiasieg in Tokio ähnlich negativ behaftet ist, wie ein Corona-Abitur», betonte er und fügte an: "Das Erlebnis an sich wird ein anderes sein."

Aigners Liebe zum Kanusport entwickelte sich früh

Denn geplant war, dass er seine Familie mit nach Tokio nimmt. "Auch mein Sohn Niklas, der im August zwei Jahre alt wird. Es ist schade, doch ich muss auch sagen: dass bis zum Wettkampf mein Fokus voll auf den sportlichen Bereich liegt und dass die Zeit, die wir gemeinsam hätten verbringen können, sehr, sehr begrenzt gewesen wäre. Deswegen ist es kein Weltuntergang."

Die Liebe zum Kanusport bekam Aigner, der 2016 sein Studium der Betriebswirtschaftslehre (BWL) mit dem Master abschloss, schon früh vermittelt. "Ich kann mich nicht mehr erinnern, es gibt aber Fotos, wo ich als ganz kleiner Junge schon im Boot saß, weil meine Eltern auch im Breitensport im Kanu aktiv waren. Da bin ich schon sehr früh mit dem Sport in Berührung gekommen", sagte er.

1996 habe er sich der ehemalige Handballer dann für Kanuslalom entschieden. Gerne stellt er sich auch anderen Herausforderungen mit dem Kajak. So nahm er auch schon beim Dolomitenmann in Österreich teil, probierte sich bei einem Extremkajak-Wettkampf im Ötztal oder nahm beim Stand-up-Paddling teil. Ein Ziel: "Einfach mal das Boot nehmen und in die Berge fahren und auf dem Fluss paddeln. Dafür habe ich viel zu wenig Zeit."  © dpa

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