Trainer-Beben im American Football: Mit Bill Belichick, Pete Carroll und Nick Saban haben in dieser Woche drei Trainerlegenden ihren Posten geräumt oder räumen müssen. Die Hintergründe sind in allen drei Fällen unterschiedlich - aber in allen drei Fällen endet eine Ära.

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Der Montag nach der regulären NFL-Saison heißt nicht umsonst "Black Monday". Trainer, die in der vergangenen Spielzeit nicht überzeugen konnten, müssen ihre Posten räumen; und auch im College-Football endet die Saison Anfang Januar.

Nach 24 Jahren: Belichick und die Patriots gehen getrennte Wege

Schon seit Monaten hatte es sich angedeutet, doch wirklich vorstellen konnte es sich kaum jemand: Nach zahlreichen Titeln und Trophäen sollte es tatsächlich zur Trennung von Erfolgscoach Bill Belichick und den New England Patriots kommen? Eigentlich undenkbar.

Doch eine verkorkste Saison der "Pats" mit nur vier Siegen und wenig offensiven Ideen endete im letzten Platz der AFC East. Wenig hatte das noch mit den glorreichen Zeiten zwischen 2000 und 2022 zu tun, als Belichick mit seinem Zögling Tom Brady die NFL in Angst und Schrecken versetzte. Insgesamt sechsmal krönte das Duo seine Zusammenarbeit mit einem Super Bowl. 266 Mal ging der 71-jährige Belichick in der NFL als Sieger vom Platz, sah 162 andere Trainer in seiner Amtszeit kommen und gehen.

Doch nach reiflicher Überlegung ist nach dieser Saison Schluss: Zwischen Patriots-Eigentümer Robert Kraft und Bill Belichick soll es zu einer einvernehmlichen Trennung gekommen sein. Schnell huldigte Tom Brady seinem Lehrer auf Instagram: "Ohne dich hätte ich nie der Spieler werden können, der ich war".

Wie es für Belichick weitergeht? Experten vermuten, dass er weitermacht. Schließlich braucht er nur noch 15 Siege, um den von Don Shula gehaltenen Rekord der meisten Siege als NFL-Trainer zu knacken.

College-Legende beendet Karriere in Alabama

"Es sind nicht nur die Spiele, die wir gewonnen und verloren haben, es geht um unser Vermächtnis und wie wir uns präsentiert haben." Mit diesen Worten verabschiedete sich Alabamas Coach Nick Saban von den Fans. 2007 hatte der heute 72-Jährige die Crimson Tide übernommen und seitdem fleißig an seinem Denkmal gebaut. Sechs National Championships gewann Saban an der University of Alabama, siebzehn Jahre stand er an der Seitenlinie, begleitete zahlreiche Talente auf ihrem Weg zum Profi.

Als Grund für sein Karriereende nannte der mit Preisen dekorierte Saban sein fortschreitendes Alter. Dieses habe es für ihn immer schwieriger gemacht, den Job-Anforderungen gerecht zu werden. Die Rente hat sich der Hobby-Golfer redlich verdient, seine Freizeit will er nun vor allem dafür nutzen, an seinem Handicap zu schrauben. Der Universität in Alabama will er aber auch weiter mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Nur noch Berater: Pete Carroll muss Headcoach-Posten räumen

Die wohl überraschendste Entscheidung fiel in dieser Woche aber im Nordwesten Amerikas, genauer gesagt in Seattle. Dort hatte seit 14 Jahren Headcoach Pete Carroll fest im Sattel gesessen und 2013 den ersten und einzigen Super Bowl für die Seahawks gewonnen. Alleine dadurch hatte er sich Legendenstatus verdient.

Carroll, von manchen auch "Hippie" genannt, war vor allem durch seine empathische Art bekannt geworden. Anders als bei Bill Belichick in New England war seine Entlassung allerdings nicht unbedingt vorherzusehen gewesen. Zwar konnte Carrolls Team die Playoffs ebenfalls nicht erreichen, in der hart umkämpften NFC West schloss man die Saison trotz mittelmäßigen Kaders aber dennoch mit einer positiven Bilanz ab. Dennoch musste der 72-Jährige seinen Posten räumen, soll den Seahawks zukünftig nur noch als Berater zur Seite stehen.

Die nächste Generation wartet bereits

Nun sind junge Trainer wie Sean McVay, der im Jahr 2021 mit den L.A. Rams im Alter von 36 seinen ersten Super Bowl gewinnen konnte, auf dem Vormarsch. Innovativer, datengetriebener und offensiver ausgerichtet: In Miami, Houston oder Indianapolis will eine frische Generation von Coaches zeigen, was in ihr steckt. Ob sie allerdings den Sport so beeinflussen können, wie es einst die alte Garde tat, das bleibt abzuwarten.

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