Mit Amon-Ra St. Brown sorgt ein Deutsch-Amerikaner nicht erst seit dieser Saison in der NFL für Furore und kämpft mit den Detroit Lions in den Playoffs um die Super-Bowl-Teilnahme. Eine steile Entwicklung, die dem 24-Jährigen kaum jemand zugetraut hat.

Ein Porträt
Dieser Text enthält neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Daniel Kugler sowie ggf. von Expertinnen oder Experten. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Beim Sieg der Detroit Lions über die Los Angeles Rams in der Wild Card Round der NFL-Playoffs schreibt mit Wide Receiver Amon-Ra St. Brown ein Deutsch-Amerikaner ein weiteres Kapitel in seiner ganz persönlichen Erfolgsgeschichte. Der 24-Jährige zeigte mit sieben Catches für 110 Receiving Yards erneut eine bärenstarke Leistung und hatte damit entscheidenden Anteil am Playoff-Erfolg seines Teams – dem ersten der Lions seit über 30 Jahren!

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Der bisherige Höhepunkt eines steilen Aufstiegs in der NFL für den jungen Athleten, dessen Potential grenzenlos scheint; nicht zuletzt auch das Ergebnis eines kontinuierlich verfolgten Karriereplans, den St. Brown und seine Eltern über die Jahre ohne Ablenkung verfolgt haben.

Amon-Ra St. Brown kam am 24. Oktober 1999 in Anaheim Hills, Kalifornien, zur Welt. Bereits von frühesten Kindestagen an stand der Sport im Fokus für Vater John, der als Bodybuilder zweimaliger Mister Universe in der Amateur-Klasse wurde. Mutter Miriam stammt aus Leverkusen und kümmerte sich nicht nur um die sprachliche Erziehung in Englisch, Deutsch und Französisch, sondern legte früh bereits Wert darauf, Amon-Ra und seine Brüder Equanimeous und Osiris im richtigen Umgang mit dem aufkommenden medialen Trubel zu unterweisen.

Die Saison kann für Amon-Ra St. Brown kaum besser laufen - doch es gibt ein Aber

Knapp 25 Jahre später könnte es aktuell für St. Brown eigentlich kaum besser laufen. Sportlich reitet das Team auf der Erfolgswelle und auch der Spieler selbst macht in seinem dritten Jahr in der NFL den nächsten Entwicklungsschritt. Einen kleinen Makel weist die laufende Saison für den neuesten Stern am Receiver-Himmel aber auf.

Anfang Februar, eine Woche vor dem Super Bowl, finden auch in diesem Jahr wieder die Pro Bowl Games statt - das All Star-Wochenende der NFL. Trotz bärenstarker Statistiken aus der Regular Season mit 119 gefangenen Pässen für 1515 Receiving Yards - die drittmeisten aller Receiver in dieser Saison - und zehn Receiving Touchdowns wurde St. Brown nicht in den Pro Bowl gewählt. Dieser ist zugegebenermaßen aber auch eine vorab schwer voraussagbare Abstimmung, in der Fans involviert sind, und spiegelt die sportlichen Leistungen der Berufenen nicht immer wider – aussagekräftiger ist, dass St. Brown von Journalisten als First Team All Pro berufen wurde, eine Auszeichnung für die Besten der Besten einer Saison.

Dennoch traf den jungen Wide Receiver die ausbleibende Pro-Bowl-Nominierung. Er formulierte nach Bekanntwerden der Teilnehmer am Bowl gegenüber US-Medienvertretern, dass er mit der Wahl nicht einverstanden sei. "Die Receiver, die ausgewählt wurden, sind großartige Spieler, aber ich war heiß", betonte St. Brown.

Stattdessen wurden CeeDee Lamb (Dallas Cowboys), Mike Evans (Tampa Bay Buccaneers), A.J. Brown (Philadelphia Eagles) und Puka Nacua (Los Angeles Rams) als die vier Receiver ausgewählt, die die NFC im Pro Bowl vertreten - leistungstechnisch wäre St. Brown zumindest auf Augenhöhe, wenn nicht sogar vor den Genannten anzusiedeln.

Obwohl er bei der Auswahl übergangen wurde, brach für den Deutsch-Amerikaner jedoch keine Welt zusammen. Ganz im Gegenteil: St. Brown konnte der Situation sogar noch etwas Positives abgewinnen und richtete den Blick nach vorne. "Ich schätze, ich war während der Saison nicht gut genug, also muss ich mich noch mehr anstrengen."

16 Receiver wurden im Draft 2021 vor St. Brown ausgewählt

Auch wenn es für St. Brown sportlich kaum besser hätte laufen können für seinen Start in der größten Football-Liga der Welt: Den Auftakt hatte sich der Spieler ganz anders vorgestellt. Dass der Youngster im Draft 2021 erst in der 4. Runde mit dem 112. Pick von den Lions verpflichtet wurde, stößt dem Spieler bis heute immer noch sauer auf.

Insgesamt wurden 16 Receiver vor St. Brown, dessen Bruder Equanimeous ebenfalls als Passempfänger aktuell für die Chicago Bears in der NFL spielt, in der Talenteziehung der besten Collegespieler ausgewählt.

In der Vorbereitung auf die laufende Saison betonte der Shooting-Star in der Sendung "NFL Total Access" mit Mike Yam, dass er diesen Umstand nicht vergessen habe. "Ich denke tatsächlich immer noch darüber nach. Ich habe meine Ziele sogar in meinem Notizbuch aufgeschrieben. Was ich jedes Jahr erreichen will."

Die Zweifel zahlreicher Teams an seinen Qualitäten nutzt St. Brown seither als Motivationsquelle, die ihn Spielzeit für Spielzeit zu Höchstleistungen antreibt. "Alles, was ich dieses Jahr erreichen will, wenn ich in die Saison gehe, sowie meine persönlichen Ziele, habe ich aufgeschrieben. Und direkt darunter die 16 Receiver, wo sie aufs College gegangen sind. Diese ganze Liste lese ich jeden Tag dreimal, bevor ich zum Training gehe. Das ist etwas, das ich nie vergessen werde. Daran muss ich immer denken."

Seit dem Draft straft St. Brown seine Kritiker und Zweifler auf Wochenbasis Lügen, denn die Zahlen stimmen bereits seit seiner Rookie-Saison. Mit 90 Catches für 912 Receiving Yards und fünf Touchdowns übertraf St. Brown, der am College für die University of Southern California auflief, früh die Erwartungen. In der Saison 2022 legte er dann noch eine Schippe drauf und verbuchte 106 gefangene Pässe für 1.161 Yards und sechs Touchdowns, die ihm seine erste und bisher einzige Pro-Bowl-Teilnahme sicherten.

NHL-Star Moritz Seider schwärmt von St. Brown und Lions

Die konstant starken Leistungen von St. Brown fallen mittlerweile weit über die Grenzen der NFL hinaus auf. Der deutsche NHL-Profi Moritz Seider von den Detroit Red Wings etwa kommt angesprochen auf St. Brown ins Schwärmen: "Wir sind uns schon häufiger über den Weg gelaufen. Er macht einen sehr bodenständigen Eindruck. Wir schreiben auch ab und an auf Instagram", sagte der 22-Jährige kürzlich im Interview mit dem "SID". "Die Lions spielen unglaublich. Es ist ein bisschen eine Cinderella-Story."

Nach dem herbeigesehnten Sieg über die Los Angeles Rams zum Playoff-Auftakt können St. Brown und die Franchise aus Detroit nun weiter an ihrer Erfolgsgeschichte schreiben. Bis zum Super Bowl ist es zwar noch ein gutes Stück. In der nächsten Runde der Post Season, der Divisional Round, wartet mit dem Duell mit den Tampa Bay Buccaneers ein weiteres Heimspiel auf die Lions.

Eines ist dabei aber bereits klar: Unterschätzen sollte St. Brown und Co. besser niemand mehr.

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