Mercedes verlässt die DTM und steigt in die Formel E ein. Auch Audi und BMW engagieren sich bald in der rein elektrischen Rennserie. Was steckt dahinter? Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen.

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Am Montag gab es nichts weniger als ein Beben im Motorsport. Im Rahmen einer strategischen Neuausrichtung steigt Mercedes-Benz nach der Saison 2018 aus der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) aus und in die Formel E ein.

Warum macht Mercedes das?

Hersteller engagieren sich im Motorsport, um Rennstrecken als Marketingbühnen zu nutzen. Den Zuschauern, also potentiellen Kunden, wird ein Technologietransfer vom Rundkurs zur Landstraße aufgezeigt.

Mit anderen Worten: Es sollen Autos verkauft werden.

In der DTM ist für Mercedes nichts mehr zu gewinnen. Nach 26 Saisons sind zehn Fahrer- und 13 Konstrukteurstitel notiert - niemand war erfolgreicher.

Die rein elektrische Formel E weist die Stuttgarter in die Zukunft, ohne die Formel 1 zu vernachlässigen.

Stattdessen spricht Mercedes davon, "an beiden Enden des Motorsportspektrums" anzutreten. Hier die Formel 1 als Königsklasse, dort die Formel E, die den "Wandel der Automobilindustrie" verkörpere.

"Wir wollen Benchmark im Premiumsektor sein und innovative Wege bestreiten", sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

"Die Formel E ist eine interessante Plattform, um die Elektrifizierung einem neuen Publikum vorzustellen. Und das in einem ganz anderen Format."

Was bezweckt die Formel E?

Sie ist Vorreiter, Pionier, Versuchslabor. Junge Leute haben ein anderes Verhältnis zu Autos, und die Industrie passt sich den Zuständen mit E-Mobilität an.

"Wir sind Zeugen eines Wandels, der zuerst unsere Städte und dann unsere Straßen transformiert", sagt Alejandro Agag, Gründer und Geschäftsführer der Formel E.

"Gemeinsam mit unseren Teams und Herstellern werden wir weiter nach Technologien streben, um bessere und günstigere Elektroautos zu bekommen."

Wie unterscheiden sich Formel E und Formel 1?

Grundlegend, es gibt fast keine Berührpunkte. "Die Formel E ist mit einem spannenden Start-up-Unternehmen vergleichbar. Sie bietet ein brandneues Format, das Rennen mit einem starken Eventcharakter kombiniert, um aktuelle und zukünftige Technologien zu bewerben", sagt Mercedes-Mann Wolff.

Für Jean Todt, Präsident des Automobilweltverbandes FIA, hat die Formel E eine "eigene Charakteristik".

Dabei verfolgt auch die Formel 1 den grünen Gedanken, mit Energierückgewinnung, Batteriespeicherung und Hybrid-Antrieben, denen das brachiale Kreischen zum Opfer fiel. Seit 2014 summt die Formel 1 eine vielkritisierte Motorenmelodie.

Letztlich können beide Serien nebeneinander leben, wie bei einer Koexistenz. "Es geht nicht darum, die Formel 1 zu verdrängen. Ich bin großer Formel-1-Fan, ich hoffe, sie wird nie verschwinden", sagt Agag.

Seine Formel E trägt ihre ePrix in Metropolen aus, um als Motorsport zu den Menschen zu gelangen - und nicht umgekehrt.

In der Saison 2016/17 wurde in Hongkong, Marrakesch, Buenos Aires, Mexiko-Stadt, Monaco, Paris, Berlin und New York gefahren.

Traditionell müht sich die Formel 1 vergeblich an einem Rennen vor der Skyline Manhattans, die Formel E macht's möglich.

Zuschauerzahlen klaffen indes weit auseinander. Während Formel-E-Läufe weltweit im Schnitt von sechs Millionen Menschen verfolgt werden, sind es bei der Formel 1 rund 80 Millionen.

Noch besetzt die Formel E eine Nische; immer mehr Automobilkonzerne erkennen jedoch ihre Potentiale. Siehe Mercedes.

Welche Hersteller engagieren sich in der Formel E?

Renault, DS (Citroën), Jaguar und Mahindra sind schon vertreten. Audi übernimmt 2017/18 das Team Abt-Schaeffler, BMW ist ab 2018/19 werksseitig am Start.

"Mit dem Engagement tragen wir der Entwicklung zu nachhaltiger und emissionsfreier Mobilität Rechnung", sagt BMW-Vorstand Klaus Fröhlich.

Selbst die empfindlich getroffene DTM "begrüßt" den Mercedes-Einstieg in die Formel E. Es illustriere die "Bedeutung der Rennserie, dass sich nun alle drei deutschen Premium-Hersteller für ein Engagement ausgesprochen haben".

Ralf Schumacher wertet das DTM-Aus von Mercedes allerdings als "herben Schlag für den deutschen Motorsport".

Welche bekannten Fahrer sind in der Formel E?

In der dritten Formel-E-Saison duellieren sich 20 Piloten aus zehn Teams.

Zu den prominentesten Namen zählen Nicolas Prost, Nelson Piquet junior (Formel-E-Meister 2014/15) sowie die Ex-F1-Fahrer Nick Heidfeld, Sebastien Buemi (Formel-E-Meister 2015/16), Lucas Di Grassi und Jean-Eric Vergne.

Vor dem Final-Wochenende 2016/17 kämpfen Buemi (157 Punkte) und Di Grassi (147) um den Titel. In Montreal fällt die Entscheidung - dramaturgisch passend ganz zum Schluss.

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