Mit Dennis Schröder hat das DBB-Team wieder einen echten Superstar im Kader. Doch der leistet sich auf und neben dem Platz auch mal einen Fehltritt. Die Ära nach Nowitzki wird er dennoch prägen. Auch die anstehende Europameisterschaft?

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In der NBA gab es schon jede Menge Enfants terribles. Dass eines davon aus Deutschland kommt, ist hingegen ein Novum. Dessen Namensvetter Dennis "The Menace" (die Bedrohung) Rodman (56) trieb sein Unwesen vor allem in den 90er Jahren.

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Dennis Schröder beerbt Dirk Nowitzki

Deutschlands Dennis heißt Schröder und ist nach Dirk Nowitzki das nächste German Wunderkind in der NBA. Er hat das starke Ego von Rodman und die geniale Anlage von Nowitzki – und ist doch ganz anders.

Schröder ist kein Schlacks wie "Dirkules" mit seinen manchmal etwas behäbigen 111 Kilo und 2,13 Metern Körpergröße, sondern ein eher schmaler, wendiger und pfeilschneller Aufbauspieler mit 78 Kilo, verteilt auf 1,86 Meter.

Seinem Superstar-Vorgänger aus Würzburg hat der gebürtige Braunschweiger mit den gambischen Wurzeln schon beim ersten großen Aufeinandertreffen am 22. Dezember 2014 den Schneid abgekauft: Mit 22 Punkten trug er wesentlich zum 115:112-Sieg der Atlanta Hawks gegen die Dallas Mavericks bei.

Am 13. Februar 2015 mischte Schröder dann schon beim All-Star-Weekend das Spiel der besten amerikanischen Rookies gegen die besten internationalen auf. Er machte 13 Punkte bei 9 Assists und setzte mit einem Dunk kurz Spielende den erfolgreichen Schlusspunkt zum 121:112-Sieg der Weltauswahl.

Wunderkind mit Disziplinproblemen

Dass der 23-Jährige so eine Karriere hinlegen würde, war lange Zeit nicht vorstellbar. Als Bub wollte er lieber Skateboardfahren. Aber sein Jugendtrainer in Braunschweig, Liviu Calin, erkannte Schröders Talent.

In der Zeit als sein Vater starb – Dennis war erst 16 Jahre alt – geriet er auf die schiefe Bahn und kehrte dem Basketball den Rücken. Später bat er Calin, ihm eine zweite Chance zu geben.

Der nahm ihn unter seine Fittiche, trainierte extrem hart mit ihm und versprach ihm eine Karriere in der NBA, sodass er seine Familie versorgen könne.

Dennoch stand sein Verhalten häufig im Widerspruch zu den Leistungsansprüchen: Er galt als egoistisch, undiszipliniert, chaotisch. Als er mal wieder das Training schwänzte, schmiss ihn Sebastian Machowski, Coach der Baskets Braunschweig, aus dem Kader.

Bei der U18 wurde er aussortiert, nachdem er sich abwertend über Teamkameraden geäußert hatte.

Selbstvertrauen durch den B-Kader

Auch bei den Atlanta Hawks, die ihn 2013 verpflichteten, musste er sich gegen Widerstände durchsetzen. Als er im Dezember 2013 nach schlechten Leistungen in den B-Kader degradiert wurde, kam er nach sechs Spielen gestärkt zurück.

Heute sagt er: "Das hat mich weitergebracht, ich habe Spielpraxis sammeln können und an Selbstvertrauen gewonnen." Inzwischen kommt er als Erster zum Training und geht als Letzter, doch Disziplinlosigkeiten leistet er sich noch immer.

Sei es, dass er zu spät aus dem Heimaturlaub zurückkehrt, den Bus zum Spiel verpasst oder auf dem Platz diskutiert anstatt seinen Gegenspieler zu decken. Regelmäßig setzt ihn sein Coach, Mike Budenholzer, deshalb auf die Ersatzbank. Dennoch verlängerten die Hawks seinen Vertrag um weitere vier Jahre – für 70 Millionen Dollar!

Wunsch nach Rückendeckung

Auch in Deutschland ist der Jungstar für viele immer noch eher ein Feindbild als ein Hoffnungsträger. Obwohl man ihn nach Nowitzkis Rückzug aus der Nationalmannschaft dringender denn je braucht.

Das weiß Schröder auch und wünscht sich seitens des Verbands mehr Rückendeckung. Einige Medien warfen ihm nach dem frühen Ausscheiden bei der Heim-EM 2015 vor, sein Spiel sei zu egoistisch.

Schröder ließ nun wissen, dass ihn das verletzt hatte. "Wenn eine Zeitung negativ über einen Spieler berichtet, dann muss der Verband hinter ihm stehen. Wenn das nicht so ist, bin ich eben in Zukunft raus", sagte er Anfang August der "Welt am Sonntag".

Der DBB, einschließlich des Nationaltrainers Chris Fleming, sicherte ihm seine volle Unterstützung zu.

Was bringt Schröder der Nationalmannschaft?

Was kann nun die deutsche Nationalmannschaft bei der anstehenden Basketball-Europameisterschaft (31. August bis 17. September) von Schröder erwarten?

Mit 17,9 Punkten pro Spiel ist er der zweitbeste Scorer der Hawks, vier Mal kam er auf über 30 Punkte. Er hat das Potenzial, eine Mannschaft zu tragen. Seine explosiven Antritte mit anschließendem Korbleger können Spiele entscheiden.

Beim Vorbereitungsturnier Anfang August in Hamburg gelangen Schröder im Schnitt 23,3 Punkte, auch wenn es bei zwei von drei Spielen nicht zum Sieg reichte.

Doch mit Schröder als Antreiber spielte das junge deutsche Team zuletzt so spektakulär wie nie zuvor – und das ist schon mal einiges wert.

Schröder selbst bleibt optimistisch. "Wir haben auf jeden Fall eine Chance, viel zu erreichen", sagte er im Vorfeld der Eurobasket.

Los geht es für das deutsche Team in der Vorrunde in Tel Aviv gegen die Ukraine (31.8., 15:45 Uhr). Danach warten Georgien (2.9., 15:45 Uhr), Israel (3.9., 21:30 Uhr), Italien (5.9., 18:30 Uhr) und Litauen (6.9., 14:45 Uhr). In dieser Gruppe sollte das Weiterkommen machbar sein.

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