Im Halbfinale der Europa League trifft Bayer Leverkusen erneut auf die AS Roma. Gegen die Italiener schied die Werkself 2023 aus. Was hat sich verändert? Und wo liegen die Gefahren für Bayer?

Mehr News zum Thema Fußball

Der Traum vom Triple lebt bei Bayer 04 Leverkusen weiter. Den Meistertitel in der Bundesliga konnte die Werkself bereits feiern, im Pokalendspiel gegen Zweitligist Kaiserslautern liegt die Favoritenrolle auch deutlich bei der Mannschaft von Trainer Xabi Alonso.

Die größte Hürde auf dem Weg zu drei Titeln wartet jetzt in der Europa League. Hier kommt es nämlich zur Neuauflage des Halbfinals der vergangenen Saison gegen die AS Roma. Seinerzeit verlor Leverkusen das Hinspiel mit 0:1, schied mit einem 0:0 zuhause aus. Seitdem hat sich bei beiden Klubs einiges geändert, die Ausgangslage ist eine andere.

AS Rom: Daniele de Rossi hat nach José Mourinho übernommen

Beim Duell in der vergangenen Saison stand zwar der Spanier Alonso schon bei Bayer als Trainer an der Seitenlinie, die Italiener wurden aber von José Mourinho betreut, der es auch gegen Leverkusen formidabel verstand, sein Team zu Ergebnissen zu coachen. Mit Mourinho gingen die Giallorossi auch in die laufende Saison, doch die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit wurde zunehmend größer. Vier Saisonniederlagen gab es alleine bis Ende Oktober, von Konstanz war nichts zu sehen.

Es kristallisierte sich immer deutlicher heraus, dass der im Sommer 2024 auslaufende Vertrag mit Mourinho nicht verlängert wird. Als im Winter auch noch Spitzenspiele wie gegen Bologna, Juventus und Milan verloren wurden, rückte eine vorzeitige Trennung näher. Im Januar wurde diese - die Roma stand zwischenzeitlich auf Platz neun - dann auch vollzogen.

Daniele de Rossi, einst selbst Kapitän und Mittelfeldspieler bei den Italienern, übernahm das Traineramt und sorgte sofort für positive Einflüsse. Fußballerisch wirkte die Roma befreit, wenngleich nicht alles sofort deutlich besser lief. 13 von 20 Spielen unter der Regie de Rossis konnte das Team gewinnen, in der Liga ging es rauf auf Platz fünf, der Europapokal scheint sicher zu sein. Generell würde man die Saison bei der Roma als durchwachsen bezeichnen, aber ein positives Ende, das Einfluss auf die Gesamtbewertung hat, ist noch immer möglich.

Vorsicht vor Pellegrini und Dybala

Der Kader der AS Roma war durchaus schon einmal prominenter besetzt als es derzeit der Fall ist. Dennoch stehen einige hochkarätige Spieler im Aufgebot. Gianluca Mancini und Evan Ndicka bilden eine Innenverteidigung, die auch in Abwesenheit von Chris Smalling noch höchsten Standards entspricht.

Während das defensive Mittelfeld eher konservativ unterwegs ist und durch seine Physis und Laufbereitschaft glänzt, ist Lorenzo Pellegrini der Spieler, der im offensiven Bereich die Fäden zieht. Auf ihn sollte Leverkusen besonders aufpassen. Häufig zieht er aus der Tiefe nach vorne, taucht am Strafraumrand auf, kann von dort mit seiner guten Schusstechnik Abschlüsse suchen. Sieben Tore erzielte er alleine in der Liga, ist damit der drittbeste Schütze seiner Mannschaft. Was eine gute Überleitung ist, denn die beiden Toptorjäger der Giallorossi sind auch die Spieler, die individuell die besten Voraussetzungen mitbringen. Gemeint sind Romelu Lukaku und Paulo Dybala.

Lukaku ist ein physisch starker Stürmer, der Verteidiger binden und mit dem Rücken zum Tor hervorragend agieren kann. Der Belgier fehlte zuletzt angeschlagen, dürfte aber schon im Hinspiel zum Kader gehören.

Fast noch wichtiger für das gesamte Offensivspiel ist Dybala, der eine brillante Technik, clevere Laufwege, kluge Pässe und einen guten Abschluss vereint. Er ist Dreh- und Angelpunkt, macht die Mitspieler besser und kann auch mal per ruhendem Ball für Torgefahr sorgen.

Flexibilität unter de Rossi ein Faktor

Taktisch hat die AS Roma unter de Rossi auch dazugelernt. Die Ballbesitzwerte stiegen etwas, die Abschlusszahlen sind nahezu identisch zu vorher. Das zeigt: Schnelles Umschalten ist seltener ein Thema, vielmehr geht es dem neuen Trainer darum, das Spiel in einigen Phasen zu kontrollieren. Aber eben nur in einigen. Flexibilität ist ein großes Thema. Noch nicht einmal nur in Bezug auf die Systematik, hier bleibt er sich meist im Wechselspiel zwischen 4-3-3 und 3-4-2-1 mit kleinen Ausnahmen treu.

Vielmehr kann die Roma sowohl hoch anlaufen und aggressiv pressen als auch zurückgezogen agieren und den Gegner locken. Mal geht es durch das Zentrum, mal über die Außen. Es gibt nicht den einen klaren Stil, den de Rossi bevorzugt. Er passt sich dem Gegner an, was er auch gegen Leverkusen tun wird. Bayer ist eine Ballbesitzmannschaft, was für zwei Abräumer vor der Abwehr und möglichst viel Freiraum für die Offensivspieler spricht.

Bayer Leverkusen: zielstrebig und eingespielt

Natürlich gibt es Ansatzpunkte für Leverkusen. Neben den Basics, das heißt einer sehr wachsamen Defensive gegen die immerhin drittbeste Offensive der Serie A und sehr viel Laufarbeit, kann Leverkusen auch taktisch dafür sorgen, dass die Italiener Probleme bekommen. Die beiden Wingbacks, sehr wahrscheinlich Jeremie Frimpong und Alejandro Grimaldo, müssen ihre Gegenspieler in der Defensive binden, um der Roma im eigenen Umschalten die Anspielmöglichkeiten zu minimieren.

Im Vergleich zur letzten Saison wird die Werkself vor allem etwas zielstrebiger auftreten müssen, schließlich wurde kein Treffer gegen die Roma erzielt. Der Vorteil ist, dass es in dieser Saison noch keine Niederlage gab, die Mannschaft bedeutend eingespielter ist, dem Spielstil einige Facetten hinzugefügt wurden und der Glaube an ein Tor bis zur letzten Sekunde vorhanden ist.

Kurzum: Für Bayer Leverkusen sieht es sehr gut aus. Auch wenn dieser Gegner abgezockt ist und das Potenzial hat, der Alonso-Elf Probleme zu bereiten, liegt die Favoritenrolle bei Bayer. Erreicht das Team jetzt noch zweimal seine Normalform, dann sollte der Endspieleinzug mehr als nur realistisch sein.

Quellen

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.