Die Psyche kann Fußballer entscheidend beeinflussen. In einem Podcast erzählt Miroslav Klose, wie ihm in schwierigen Phasen die Arbeit mit einem Psychologen geholfen hat, mentale Problematiken in den Griff zu bekommen.

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Nachdem mentale Schwierigkeiten oder psychische Erkrankungen im Fußball lange totgeschwiegen wurden, treten nun immer mehr ehemalige Spieler mit ihren Erfahrungen in die Öffentlichkeit.

Miroslav Klose wirkte zu seiner aktiven Zeit stets wie ein Fels in der Brandung, ein Ruhepol, den so schnell nichts aus der Fassung bringen würde. Doch hinter den Kulissen hatte Klose mit heftiger Anspannung vor Spielen zu kämpfen. "Es gibt ja Spieler wie Toni Kroos oder wie Thomas Müller, die noch aus der Kabine zu Hause angerufen haben, mit ihren Frauen oder Kindern telefoniert haben. Ich war eher einer, der schon drei Tage vorher Durchfall hatte, weil ich mich so reingesteigert habe, mit allem, was ich umsetzen wollte", erklärte der Fußball-Weltmeister von 2014 im Podcast "Spielmacher - der EM-Podcast von 360Media mit Sebastian Hellmann". "Ich konnte das auch nicht ablegen. Ich wollte immer alles aufsaugen, was der Trainer mir mitgegeben hat."

Ähnliches hatte nach seinem Karriereende auch Weltmeister Per Mertesacker berichtet. Sein Körper, erzählte Mertesacker damals im "Spiegel", habe auf die hohe Erwartungshaltung vor jedem Spiel mit Brechreiz und Durchfall reagiert - "als sei das, was dann kommt, symbolisch gesprochen, einfach nur zum Kotzen". Kurz vor Anpfiff drehte sich ihm "der Magen um, als müsse ich mich übergeben. Ich muss dann einmal so heftig würgen, bis mir die Augen tränen."

So half Klose die Arbeit mit einem Psychologen

Miroslav Klose hatte zwischenzeitlich mit dem Psychologen Hans-Dieter Hermann zusammengearbeitet, der damals für die deutsche Nationalmannschaft zuständig war. "Mir persönlich hat er wirklich oft geholfen, auch mit den ganzen Blockaden. Als Stürmer hat man natürlich die eine oder andere Minute, in der man kein Tor geschossen hat, was dann natürlich rauf und runter in den Zeitungen steht. Das macht natürlich was mit einem", gab Klose zu.

Hermann habe ihm einmal auch entscheidend geholfen, aus einem mentalen Loch herauszukommen. "Das war 2005, als meine Kinder geboren worden sind, in Bremen. Damals hatte ich überhaupt keine Lust mehr auf Fußball. Ich war der Letzte, der in der Kabine angekommen ist, und mit der Erste, der wieder weggefahren ist. Weil ich zu Hause sein wollte, und das war alles neu und emotional für mich", erklärte Klose.

Spezielle Übungen brachten wieder Lust auf Fußball

Er habe sich Hermann anvertraut, der ihm daraufhin zu speziellen Übungen geraten habe. "Und dann hat es zwei Wochen gedauert und dann hatte ich wieder Lust auf Fußball. Deswegen gibt es solche Leute, die das alles erklären können. Er hat mir in der Zeit unheimlich geholfen und da bin ich sehr, sehr dankbar."

Klose stürmte einst für den 1. FC Kaiserslautern, Werder Bremen, Bayern München und Lazio Rom, wo er 2016 seine Karriere als Spieler beendete. In der Nationalmannschaft traf er in 137 Länderspielen 71 Mal, so oft wie sonst niemand im DFB-Trikot. (dpa/ska)

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