Er fädelte den Wechsel des begehrtesten Nachwuchsstürmers in Europa ein: Mino Raiola transferierte Erling Haaland kürzlich zum BVB. Der Spielerberater bewirkte 2016 den damaligen Rekordtransfer von Paul Pogba zu Manchester United und hat weitere bekannte Klienten. Dem provokanten Italiener wird ein zweifelhafter Ruf nachgesagt. Das ist der mächtige Mann hinter den Superstars.

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Eine Pizza gebacken hat er noch nie. Das betont Mino Raiola nur zu gern. Der Italiener hat viele Fähigkeiten. Pizzabacken gehört nicht dazu, obwohl Kollegen ihn gern abfällig als "Pizzabäcker" bezeichnen. "Ich koche bis heute nicht, das macht meine Frau", sagte er in einem Interview mit "11 Freunde". Ein wenig herablassend klingt er. Aussagen und Verhaltensweisen festigen den Eindruck.

Raiola ist ein robuster Verhandlungspartner. Er fädelt die größten Deals im Fußball-Business ein, seinem Gegenüber lehrt er das Fürchten. Sir Alex Ferguson nannte ihn "Twat", "Arschloch". Zlatan Ibrahimovic soll er verboten haben, zum Training zu erscheinen.

Mino Raiola: 160 Millionen Euro Transfererlöse – allein durch Ibrahimovic

Sein wohl bekanntester Klient ist Zlatan Ibrahimovic. 2004 fädelte er den Transfer von Ajax Amsterdam zu Juventus Turin ein, 16 Millionen Euro kostete der Schwede. Mino Raiola soll 500.000 Euro eingestrichen haben. Seitdem transferierte Raiola ihn noch sieben Mal, jüngst zu AC Mailand. Über 160 Millionen Euro Transfererlöse generierte der Stürmer.

Nach ersten Deals Anfang der Neunziger Jahre gelang Raiola mit dem Wechsel Pavel Nedveds 1996 von Sparta Prag zu Lazio Rom der große Coup. Beide sind bis heute befreundet. Dem Italiener gehe es stets um das Wohl der Profis. "Ich denke immer an meine Spieler: Wenn es mein Sohn wäre, was würde ich tun?", erklärte er dem "Telegraph".

Organisations- und Sprachtalent Raiola: "Verhandeln und organisieren mein Ding"

Wenn Raiola so empathisch ist, wie kann es sein, dass er Spielern vorschreibt, sie sollen nicht zum Training erscheinen? Dass er Transfers blockiert, weil die Provision nicht hoch genug ist?

Carmine "Mino" Raiola wuchs in Haarlem auf, einer Stadt westlich von Amsterdam. Seine Eltern zogen aus Süditalien um, als er ein Jahr jung war. Sein Vater besaß die Pizzeria "Palladium Restaurant".

Da er Niederländisch einwandfrei beherrscht – im Gegensatz zum Vater – lenkte er bald die Geschicke des Restaurants, außerhalb der Küche. Heute spricht der 52-Jährige sieben Sprachen: Niederländisch, Englisch, Italienisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Deutsch.

Aufgrund seines Fußballinteresses brachte er sich beim HFC Haarlem ein, die ihn zum Sportdirektor machten. "Verhandeln und organisieren, das war mein Ding. Alles was ich kann, habe ich im Restaurant gelernt. Mein Jurastudium war verschenkte Zeit", sagte Raiola dazu.

Raiola weiß, was die Klubs wollen. Wirklich?

Sein Erfolgsgeheimnis? Der Italiener achtet auf Details, liest Verträge ganz genau durch, um eventuelle Schwachstellen zu erkennen. Er beobachtet und analysiert viel. "Ich muss wissen, was die Klubs wollen, bevor sie es selbst wissen."

Spielerberater will er nicht als Schattenmänner hinter geheimen Machenschaften sehen. "Zu einem krummen Deal gehören immer zwei", sagte er. Raiola wird nachgesagt, er würde während des Transfers eines Spielers schon an dessen nächsten Deal denken.

Zu Verhandlungen erscheint der Geschäftsmann in normalen Klamotten, so unterschätze man ihn eher, sagt er. Ihn interessiert nicht, was andere von ihm denken, nimmt kein Blatt vor den Mund. Über Pep Guardiola sagte er einmal, dieser gehöre ins "Irrenhaus".

Raiolas Klienten: Balotelli, Lukaku, Pogba – und BVB-Star Haaland

Keinen der Superstars, die er betreut, fragte er, ob er sie betreuen darf. Sie kamen zu ihm, darunter Paul Pogba, dessen 105-Millionen-Euro-Transfer zu Manchester United er 2016 abwickelte, sowie Holland-Talent Matthjis de Ligt.

Der exzentrische Mario Balotelli ist sein Klient, Romelu Lukaku, der von Manchester United zu Inter Mailand wechselte. Und Erling Braut Haaland.

Borussia Dortmund hat ihn sich geschnappt. Wie die Verhandlungen zwischen dem BVB und Raiola abliefen, ist nicht bekannt. Raiola schwärmte im "Telegraph". Der BVB sei "ein fantastischer Klub" und für Haaland sei es "der beste Wechsel für seine Entwicklung zu diesem Zeitpunkt".

Es geht auch anders: Der Fall Mkhitaryan

Dass der 52-Jährige auch anders kann, wissen die BVB-Verantwortlichen Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc. Sie kennen Raiola, schließlich betreut er Henrikh Mkhitaryan. Dessen Wechsel zu Manchester United 2016 erzeugte mächtig Spannung, Dortmund wollte den Armenier nicht verkaufen.

Der Berater hatte sich auf ein Versprechen des Klubs berufen, bei passendem Angebot könne Mkhitaryan gehen. Der BVB bestritt – für 24 Millionen Euro schon gar nicht. Also drohte der Berater dem Klub. Man werde alles unternehmen, damit der Wechsel stattfinde. "Sport Bild" sagte er damals: "Henrikh ist nicht der Typ, der gerne Konflikte hat. Er überlässt das mir. Wir werden nicht aufgeben."

Mkhitaryan ging für 42 Millionen Euro zu den "Red Devils". Raiola hatte es möglich gemacht. Wie auch immer.


Quellen:

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