• War das wirklich ein Elfmeter-würdiges Foul? Diese Frage stellten sich zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer beim Spiel England gegen Dänemark.
  • Schiedsrichter-Experte Manuel Gräfe hätte den Elfmeter nicht gepfiffen.
  • Doch eine weitere Frage bleibt: Was war eigentlich mit dem zweiten Ball auf dem Spielfeld?

Mehr Themen zur EM 2021 finden Sie hier

Es ist die spielentscheidende Szene im Halbfinal-Match England gegen Dänemark: Stürmer Raheem Sterling geht im Strafraum zu Boden, Joakim Maehle und Mathias Jensen sind in der Nähe des Engländers, der Schiedsrichter entscheidet auf Strafstoß.

Während sich Englands Coach Gareth Southgate bedeckt hält, hadert Dänemarks Kasper Hjulmand offen mit der Entscheidung. Und auch so mancher Schiedsrichter hätte die umstrittene Entscheidung vor dem Elfmeter zum 2:1 anders getroffen.

"Man kann ihn theoretisch geben, er ist jetzt nicht grottenschlecht", sagte Ex-Referee Manuel Gräfe in der Nacht zu Donnerstag als Experte im ZDF über den Strafstoß. "Ich finde ihn hier persönlich nicht richtig. Ich hätte gesagt: Weiterspielen, weil es zum Turnier passt, weil es auch zur Linie des Schiedsrichters gepasst hätte."

Der Videoassistent greift nicht ein

Englands Raheem Sterling war in der ersten Hälfte der Verlängerung im Strafraum zu Fall gekommen. Schiedsrichter Danny Makkelie sah dabei ein Foul und entschied auf Strafstoß.

Videoassistent Pol van Boekel überprüfte die Szene, griff aber nicht ein. Kapitän Harry Kane verwandelte im Nachschuss (104.) zum Siegtreffer.

"Man sieht den Kontakt Knie gegen Wade. Aber Sterling geht mit der Intention schon in den Zweikampf - man sieht, dass er den Körper nach vorne verlegt, den will er ziehen, den will er cheaten, wie man so schön sagt", sagte der 47 Jahre alte Gräfe. "Aufgrund des Fallmusters sieht man eigentlich schon, dass das nicht ausreichend ist."

Lutz Wagner: "Passte nicht zur Regelauslegung im Turnier"

Auch der frühere Unparteiische Lutz Wagner sieht die Entscheidung des Niederländers Makkelie kritisch. "Es wäre besser gewesen, wenn er den Strafstoß nicht pfeift", sagte der 58-Jährige als Experte der ARD-"Sportschau". "Das hat nicht zur sonstigen Regelauslegung im Turnier und auch nicht zu der von Danny Makkelie gepasst, das ist konträr zur allgemeinen Zweikampfbewertung bisher. Es wurde eher viel laufen gelassen."

Im Netz waren sich die meisten Fans einig: Dieser Elfmeter hätte nicht gegeben werden dürfen. Journalist Max-Jacob Ost fasst den allgemein vorherrschenden Eindruck in seinem Tweet wohl am besten zusammen: "It's diving home" - "Der Fußball schwalbt sich nach Hause".

Und was war da mit dem zweiten Ball?

Doch das vermeintliche Foul ist nicht das einzig Problematische an der Situation, die zum Siegtreffer der Engländer führte. Denn unmittelbar vor dem Elfmeterpfiff hatten sich Sterling und Maehle ein Laufduell über die rechte Seite geliefert. Ganz klar dabei im Bild: ein zweiter Ball.

Auch hier ist die Situation Interpretationssache des Schiedsrichters. Gräfe erklärte dazu im ZDF: "Normalerweise ist das schon auch ein störender Faktor für die Spieler, sodass man das Spiel unterbrechen könnte." Allerdings: "Man sieht aber auch, dass beide Spieler weiterspielen. Vielleicht hat das den Schiri auch kurz abgelenkt. Weil er überlegt hat, ob er unterbrechen muss oder nicht."

Auch für Lutz Wagner war der zweite Ball kein zwingender Grund, das Spiel zu stoppen. "Offenbar hat Makkelie keine Beeinflussung des Spielgeschehens und der beteiligten Spieler festgestellt, dann muss er auch nicht unterbrechen", sagte er. (dpa/ska)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.