Ohne ersichtlichen Grund springt er plötzlich auf und jubelt sich schier die Seele aus dem Leib: Ein Fußballfan aus Tschechien ist das Unterhaltsamste, was die Münchner Allianz Arena während des Heimsiegs des FC Bayern über AEK Athen zu bieten hat.

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70.000 Menschen sind erschienen. Die meisten von ihnen halten zum FC Bayern München. Sie erwarten vom Deutschen Meister einen überzeugenden Erfolg im Champions-League-Heimspiel gegen AEK Athen.

Ein langweiliger Kick der Bayern

Den Fans wird aber schnell klar: Die Darbietung hält wieder mal nicht das, was sie sich davon versprochen haben. Nach wenigen Minuten schon maulen die Menschen um mich herum.

Sie bedenken ihre Lieblinge, die sie in diesen Momenten gar nicht mehr so lieb haben, mit Titulierungen, von denen ich froh bin, dass sie niemals bis nach unten auf den Rasen durchdringen.

Er aber dringt durch, mein Nachbar, zwei Sitze weiter rechts. Ich vernehme fremdartiges Vokabular und tue mich schwer, es zuzuordnen. Was nicht nur mit der Menge Bier zu tun hat, die er schon zu sich genommen hat.

Das schreien, was alle schreien

Das hat auch Auswirkungen auf seine Versuche, in den Chor der Fans einzustimmen, wenn sie "Baaayern" brüllen. Irgendwann klingt seine Anfeuerung tatsächlich so ähnlich.

Dann aber sein großer Auftritt: Sein frenetischer Jubelschrei zerreißt die - angesichts des öden Spielverlaufs verständliche - Stille in unserem Block.

Frohe Kunde aus der Fremde

Irritiert drehen die Menschen ihre Köpfe Richtung des Rufers. Ihm entgeht die Verwunderung der Menge offensichtlich nicht. Er tippt mich an. "Sorry", entschuldigt sich der junge Mann für seinen auffallend enthemmten Auftritt, "ich komme aus der tschechischen Republik. Und ich halte zu Sparta Prag." Sparta Prag aber war weder in München im Einsatz, noch ist der Traditionsverein in dieser Saison überhaupt in der Champions League dabei.

Die Erklärung: Sekunden zuvor ist über die Videotafel der Zwischenstand aus Pilsen erschienen. Real Madrid führt bei der Viktoria nach nur 40 Minuten schon mit 4:0.

Hauptsache, Pilsen verliert

Es besteht offensichtlich eine ausgeprägte Rivalität zwischen der Viktoria und Sparta. So ausgeprägt, dass der Mann, der die Tristesse des Bayern-Auftritts in mehreren Bechern Bier ertränkt, Pilsen - salopp gesagt - nicht das Schwarze unter dem Nagel gönnt. Nicht mal dann, wenn der Verein Tschechien in der Champions League vertritt.

Am Ende gewinnt Real mit 5:0. Wenigstens für einen hat sich der Ausflug in die Allianz Arena also gelohnt.

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