Wer alle Spiele im deutschen Profifußball live sehen will, braucht bestenfalls ein halbes Dutzend TV-Abos. Es liegt jetzt an der Bundesliga, den Fans bei der neuen Ausschreibung der Medienrechte eine Lösung zu präsentieren. Man könnte von der NBA und deren Liga-Pass lernen.

Eine Kolumne
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Darf man als bekennender Fußball-Liebhaber Handball schauen? Ja, man darf. Ich möchte mir die deutschen Länderspiele bei der Handball-Europameisterschaft (10. bis 28. Januar) reinziehen und stieß auf das Angebot des Streaming-Dienstes Dyn. Der verspricht die Übertragung von 65 EM-Spielen auf einer einzigen Plattform.

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Auf Dyn gibt es noch viele weitere Sportarten live zu sehen, nur halt nicht Fußball. Das klingt zunächst lukrativ, aber hat einen Nebeneffekt: Ich würde ein weiteres TV-Abo benötigen. Ich habe schon Sky, DAZN, Amazon Prime und manchmal Magenta für die 3. Liga. Will ich einen fünften Streaming-Dienst für meine Leidenschaft?

So oder so, das Chaos geht mit Beginn der Bundesliga-Rückrunde weiter

Am Wochenende verzweifeln Fans an der Fernbedienung, weil man zu oft überlegen muss, was wo läuft. Freitags findet das eine Bundesliga-Spiel auf DAZN statt, aber die 2. Liga bei Sky. Am Samstag steht bei Sky die Bundesliga auf dem Programm, aber das Topspiel der 2. Liga bei Sport1. Und sonntags ist wieder DAZN mit der ersten Liga dran und Sky mit der zweiten.

Unter der Woche gibt's Europapokal bei DAZN, aber das Topspiel dienstags bei Amazon Prime und mittwochs wieder bei DAZN. Donnerstags zeigt dann RTL den Europapokal: manchmal auf dem Hauptsender, gelegentlich auf Nitro und ganz häufig beim hauseigenen Streaming-Dienst RTL+. Es wäre Abo-Nummer sechs.

Wer blickt da noch durch? Und wer kann sich alle Abos leisten, um sein Lieblingsteam live zu sehen?

Kommenden Dienstag trifft sich der Profifußball zum Neujahrsempfang der Deutschen Fußball-Liga (DFL) in Frankfurt am Main. Die Veranstaltung der zwei Bundesliga-Bosse Marc Lenz und Steffen Merkel steht unter dem Eindruck, wie viel Geld die Ausschreibung der Medienrechte im Frühjahr einbringt.

Wichtiger als Millionen erscheint, dass endlich Klarheit im Sendeschema entsteht. Die Leute müssen wissen, was wann wo läuft, um am Geschehen der ersten und zweiten Bundesliga leidenschaftlich teilnehmen zu können. Im Moment gleicht die Liga einem Suchspiel, das ein Vermögen an Abo-Geld abverlangt.

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Das nennt man: Fan-Service

Der Blick zu anderen Sportarten lohnt sich. Ich schaue zum Beispiel gerne Basketball der nordamerikanischen Profiliga NBA. In der NBA-App bekomme ich alle Spiele per Klick geliefert - in einem einzigen (und übrigens günstigen) Monatsabo oder per Einzelabruf. Unabhängig davon, welcher Sender überträgt.

Für die Fußball-Bundesliga würde das bedeuten: Wenn ihr schon den Spieltag für Live-Übertragungen zersplittert, dann bitte auf einer einzigen Plattform. Oder zumindest mit einem Zugang per Liga-Pass. Die Losung der Lösung: einmal zahlen und dann überall schauen können. Das wäre ein Durchbruch. Übrigens: einer im Sinne der Bundesliga.

Über den Autor

  • Pit Gottschalk ist Journalist, Buchautor und Chefredakteur von SPORT1. Seinen kostenlosen Fußball-Newsletter Fever Pit'ch erhalten Sie hier.
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