Der Union-Trainer verlor seine Beherrschung im Bayern-Spiel, attackierte Leroy Sané und verweigerte die überfällige Entschuldigung. So einen braucht die Bundesliga nicht.

Eine Kolumne
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Wir können tage- und wochenlang über Vorbildfunktion und Fairplay sprechen, über Anstand im Sport und Stil am Rasenrand. Aber wenn ein Cheftrainer der Bundesliga mitten im Spiel handgreiflich wird, egal gegen wen, sind alle guten Initiativen zunichte.

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Union-Trainer Nenad Bjelica beging gestern beim 0:1 in München eine Tätlichkeit gegen Leroy Sané und sah Rot. Zweimal griff er dem Nationalspieler ins Gesicht. Nicht heftig, aber wirkungsvoll. Schimpfend suchte er Zuflucht auf der Tribüne.

Die hilflos ausgestoßenen Worte Richtung Leroy Sané verschlimmern den Vorgang noch. Bjelica sagte, als sei das seine Entschuldigung: "Er (Sané) kommt in die Coaching Zone, um mich zu provozieren."

Bedauern wäre das Mindeste gewesen, das man erwarten kann. Ein guter Trainer lässt sich nicht provozieren. Auch nicht in Stress-Situationen. Ob Skandal oder Eklat: Die Bilder vom wütenden Trainer ziehen jetzt Kreise.

Die Auszeit kann nicht lange genug dauern

Er verstößt damit gegen ein ungeschriebenes Gesetz, das der legendäre Bundesliga-Trainer Jörg Berger einmal so ausformuliert hat: "Als Trainer darfst du deinen Kopf verlieren, aber niemals dein Gesicht."

Mit seiner Reaktion auf Sané hat Bjelica sein Gesicht und seine Reputation verloren.

Das DFB-Sportgericht hat am Donnerstagnachmittag das Strafmaß bekannt gegeben. Für drei Spiele wird Bjelica gesperrt. Aber reicht das?

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Bjelica wird am Sonntag fehlen

Union Berlin steckt im Abstiegskampf der Bundesliga und hat am Sonntag das wegweisende Kellerduell mit Darmstadt 98 vor der Brust. Nenad Bjelica darf weder auf der Trainerbank sitzen, noch die entscheidenden Ansprachen in der Umkleidekabine halten. Er fehlt einfach.

Was nützt so ein Trainer in der Krise noch? Die Bild fordert schon: "Union muss den Skandal-Trainer sofort feuern!" Bjelica entlassen? Die Aussicht, dass der volksnahe Steffen Baumgart dessen Platz bei Union Berlin einnehmen könnte, klingt faszinierend.

Aber das ist Tagesgeschäft. Die Frage ist eher: Muss Nenad Bjelica als Führungskraft seine Ausbrüche so im Griff haben, dass er keine Menschen attackiert? Die Antwort ist eindeutig: Ja. Sonst hat er nichts in der Bundesliga zu suchen.

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Über den Autor

  • Pit Gottschalk ist Journalist, Buchautor und Chefredakteur von SPORT1. Seinen kostenlosen Fußball-Newsletter Fever Pit'ch erhalten Sie hier.
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