Mit seinem verweigerten Handschlag für Jupp Heynckes hat Robert Lewandowski am Samstag erneut für Unruhe gesorgt. Der Pole manövriert sich beim FC Bayern immer mehr ins Abseits - was ihm für seine eigenen Zwecke durchaus gelegen kommt.

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Die deutsche Meisterschaft hat der FC Bayern längst eingefahren, im DFB-Pokal-Finale ist der Rekordchampion gegen Eintracht Frankfurt klarer Favorit - und dennoch ist im Gegensatz zum tatsächlichen Wetter längst nicht alles eitel Sonnenschein in München.

Das unnötige Halbfinal-Aus in der Champions League gegen Real Madrid wirkt nach, und zu allem Überfluss sorgt einmal mehr Star-Stürmer Robert Lewandowski für Stunk.

Beim 3:1-Erfolg des FCB in Köln am vergangenen Samstag wurde der Pole in der 77. Minute ausgewechselt. Nachdem er vom Platz getrottet war, verweigerte er Trainer Jupp Heynckes den Handschlag. Ein Affront, der nicht von ungefähr kommen dürfte.

Lewandowskis Traum vom Real Madrid

Es ist mehr als nur ein Gerücht, dass Lewandowski auf der Suche nach einer neuen sportlichen Herausforderung ist, seit Jahren steht ein Transfer zu seinem Wunschverein Real Madrid im Raum.

Im März soll Lewandowski der spanischen "Marca" zufolge den Bayern-Bossen mitgeteilt haben, alles daran zu setzen, im Sommer seinen Traum von Madrid zu realisieren.

Dazu passt: Einen Monat zuvor hatte der 29-jährige Pole mit Pini Zahavi einen neuen Berater angeheuert, der exzellente Kontakte zu den Königlichen besitzt.

Pikant an dieser Personalie: Nach Informationen der "Sport Bild" läuft der Vertrag Zahavis lediglich bis zum 31. August dieses Jahres, also exakt bis zum letzten Tag der Transferperiode. Lewandowski scheint mit dem Israeli also seinen größten Trumpf auszuspielen, um seinen Wechsel zur kommenden Saison zu forcieren.

Ex-Real-Präsident Ramón Calderón sagte vor zwei Wochen in einem Interview mit der "Bild": "Es gibt keinen Zweifel daran, dass Real ihn gerne haben möchte. Lewandowski hätte jeder gerne in seinem Team."

Dazu passt, dass Karim Benzema, seit fast neun Jahren Mittelstürmer der Madrilenen, von einigen Fans und Experten skeptisch gesehen wird.

Abgang wäre für Bayern sportlich gesehen ein Verlust

Ob es im Sommer wirklich zu einem Transfer kommen wird, ist dennoch fraglich. Lewandowskis Vertrag beim FC Bayern läuft noch bis 2021, die Münchner halten also die Zügel in der Hand.

Womöglich könnten die Vereinsbosse bei einem Angebot im dreistelligen Millionenbereich schwach werden, doch ob Real solch eine Summe für einen bald 30-Jährigen auf den Tisch legt, ist unwahrscheinlich.

Sportliche Gründe, Lewandowski abzugeben, gibt es für die Bayern ohnehin kaum. Zwar wurde jüngst die Kritik laut, dass der Pole in den wichtigen Spielen wie zuletzt gegen Real Madrid nicht sein volles Leistungspotenzial abrufe, dennoch wäre es aus Münchner Sicht fahrlässig, den wohl besten Neuner der Welt abzugeben - und das auch noch zu einem der größten Konkurrenten im Kampf um den Champions-League-Gewinn.

In dieser Bundesliga-Saison trifft Lewandowski durchschnittlich alle 72 Minuten. Er wird zum dritten Mal die Torjägerkanone gewinnen und bei einem weiteren Tor am letzten Spieltag gegen den VfB Stuttgart zum dritten Mal in Folge die 30-Tore-Marke knacken. Insgesamt kommt Lewandowski auf 150 Tore in 193 Spielen für den FCB.

Ex-Bayern-Spieler kritisieren Lewandowski

Doch trotz seiner imposanten Torquote ist der Stürmer durchaus umstritten. Im Training wird ihm oftmals Lustlosigkeit vorgeworfen, weshalb Mats Hummels bereits mit ihm aneinandergeraten war.

In den vergangenen Jahren hatte Lewandowski aus seinem Wunsch, einmal für Real Madrid aufzulaufen, keinen Hehl gemacht. Und ausgerechnet jetzt, kurz vor Ende der Saison, sorgt er mit dem verweigerten Handschlag für einen öffentlichkeitswirksamen Eklat, der die Spekulationen um einen vorzeitigen Abschied befeuert.

Heynckes reagierte zwar souverän, maßregelte den Stürmer zunächst auf der Pressekonferenz mit den Worten "Die Auswechslungen beim FC Bayern nimmt immer noch der Trainer vor - und das bin ich. Der Boss bin ich und sonst keiner", um dann später im Sky-Interview zumindest ein wenig Verständnis für Lewandowski zu äußern und zu erklären, dass kaum ein Spieler gerne ausgewechselt werde.

Auf Lewandowski prasselte wegen seines Verhaltens gegenüber Heynckes von ehemaligen Bayern-Spielern umso mehr Kritik ein.

"Er hat nicht gelernt, was Respekt ist, dem Trainer und der Mannschaft gegenüber", schimpfte Paul Breitner im Sport1-"Doppelpass" und hinterfragte nach den schwachen Leistungen des Polen im Champions-League-Halbfinale die Wichtigkeit des Stürmers.

"Wenn es heißt, dass Bayern Lewandowski braucht, um die Champions League zu gewinnen, dann müssen wir konstatieren: Wir waren zuletzt zweimal klar besser als Real Madrid, wir haben zweimal sensationell gespielt - ohne Lewandowski", sagte Breitner ironisch. Zudem attestierte er Lewandowski ein "Riesen-Problem mit der Selbsteinschätzung".

Sky-Experte Dietmar Hamann malte bei "Wontorra - der Fußball-Talk" ein düsteres Bild und sagte, dass er glaube, dass "Lewandowski zum Problem wird", wenn er im Sommer keine Freigabe für einen Transfer zu Real erhalte.

Es wird nicht das letzte Wort in der Lewandowski-Debatte gewesen sein. Eine Debatte, die sich womöglich noch bis in den August ziehen wird.

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