Die Bayern-Spieler Leon Goretzka und Harry Kane fassen die Niederlage bei Eintracht Frankfurt nicht
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Im Sommer 1965 steigt der FC Bayern in die Bundesliga auf. Deren erster Meister heißt im Sommer zuvor 1. FC Köln. Im ersten direkten Duell (hier die beiden Kapitäne Werner Olk, links, und Karl-Heinz Thielen) zeigen die Geißböcke dem Neuling am 11. Dezember 1965 dessen Grenzen auf.
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Die Bayern können an diesem 16. Spieltag von Stadtrivale TSV 1860 München die Tabellenführung übernehmen, gehen beim Vierten in Köln aber mit 1:6 baden. Karl Borutta, hier rechts, leitet das Debakel per Eigentor ein, Franz Beckenbauer, links, trifft zum einzigen Bayern-Tor per Elfmeter. Meister wird 1860, die Bayern als Neuling hervorragender Dritter - zwei Plätze vor dem 1. FC Köln.
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Der 1. FC Nürnberg ist im Dezember 1967 noch die Nummer eins im deutschen Fußball: Acht Meisterschaften hat der Club damals auf dem Briefkopf, die Bayern bis dahin nur eine. Und das machen die Franken im Heimspiel gegen den FCB auch deutlich: Unter anderem durch fünf Tore von Franz Brungs (M.) gewinnt der Club 7:3, nach 62 Minuten hatte es gar 6:0 gestanden.
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12. April 1972, wieder Köln gegen Bayern, diesmal aber im DFB-Pokal. Es ist das Rückspiel des Viertelfinals, in einem Modus, den der DFB schnell wieder aufgibt. Nach einem 0:3 in München dreht der FC daheim den Spieß um. Die Partie geht ob der aufkommenden Härte als "Schlacht von Köln" in die Geschichte ein. Hier trifft Doppeltorschütze Bernd Rupp, rechts, gegen Bayerns dritten Keeper Helmut Schwalb zum 5:1-Endstand.
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Bayern-Trainer Udo Lattek, links, und -Manager Robert Schwan trauen ihren Augen kaum. Besonders aus Schwans Gesicht ist das Entsetzen ablesbar, ein 3:0-Polster zu verspielen. Zudem müssen die Bayern schon zu Spielbeginn auf Sepp-Maier-Vertreter Manfred Seifert zurückgreifen. Maier ist vier Tage zuvor aus dem 6:2 gegen Bremen in der Bundesliga mit aufgeschlitztem Oberschenkel ausgeschieden. Und in Köln verletzt sich Ersatzmann Seifert! Erwähnter Nobody Schwalb kommt zum Zug - und kassiert nur eine Minute nach seiner Einwechslung das 0:4.
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Bereits nach 26 Minuten hat es zudem den damaligen Bayern-Neuzugang Wolfgang Sühnholz schlimm erwischt. Der gebürtige Berliner erreicht mit einem komplizierten Beinbruch unter Schmerzen den Münchner Hauptbahnhof. Er steht noch bis 1973 beim FC Bayern unter Vertrag, kommt aber nie mehr für die Roten zum Einsatz, weil er ein Jahr lang ausfällt.
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Im Sommer 1974, kurz vor Beginn der WM im eigenen Land, scheint für den FC Bayern dann wieder die Sonne. Mit dem frisch errungenen Europapokal der Landesmeister, der seit 1991 Champions League heißt, kreuzt der Meister beim Hauptrivalen in Mönchengladbach auf - und das keine 24 Stunden nach dem Sieg über Atlético Madrid in Brüssel.
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Als Meister - und erster, dem in der Bundesliga zu diesem Zeitpunkt der Titelhattrick gelingt - stehen die Münchner bereits fest. Kapitän Franz Beckenbauer bekommt deshalb auch vor der Partie die Meisterschale ausgehändigt.
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Mit Restalkohol von der Brüsseler Siegesfeier im Blut, zudem von der Busfahrt nach Gladach übernächtigt, kassieren die Bayern am Bökelberg eine Abfuhr. Schon zur Pause steht es 0:4. Jupp Heynckes, später als Trainer zur Legende beim FC Bayern avancierend, trifft doppelt. Lorenz-Günther Köstner, später ebenfalls erfolgreicher Trainer, schraubt mit dem 5:0 den Deckel drauf. So hoch verlieren die Bayern in Gladbach erst 47 Jahre später wieder.
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Was niemand für möglich gehalten hat: Nach dem 0:5 in Gladbach beginnt die nächste Bundesligasaison für die Bayern und deren sechs Weltmeister mit einem 0:6 in Frankfurt gegen Kickers Offenbach. Da hilft auch keine Beschwerde bei Schiedsrichter Klaus Ohmsen, ganz links. Franz Beckenbauer, Sepp Maier, Gerd Müller und Hans-Georg Schwarzenbeck, von links, sind blamiert und vorübergehend Tabellenletzter.
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Winfried Schäfer, Mitte, eröffnet in der 19. Minute den Torreigen der entfesselten Hessen, Erwin Kostedde, Namensgeber für das OFC-Fanzine "Erwin", rechts, steuert später einen Doppelpack (zum 3:0 und 5:0) bei. Meister Bayern erholt sich von den WM-Strapazen und diesem Bundesligastart nicht mehr, wird nur Zehnter in der Liga, vier Punkte hinter dem achtplatzierten OFC. Aber den Europapokal der Landesmeister verteidigen die Stars aus München trotzdem.
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15 Monate nach der Schmach gegen die Kickers setzt es für die Bayern im selben Stadion gegen die wahren Hausherren von der Eintracht erneut ein 0:6. Schon zur Pause sind die Gäste angesichts eines 0:5-Rückstands gedemütigt und praktisch besiegt. Rüdiger Wenzel, Zweiter von links, gelingt in der achten Minute die Führung für Pokalsieger SGE.
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Hilflos hängt Nationaltorwart Sepp Maier im Tornetz, während sein Weltmeister- und DFB-Kollege Bernd Hölzenbein sich über sein Tor zum 4:0 freut. Trotz des 90-minütigen Untergangs bleiben die Bayern Tabellenvierter. Frankfurt verbessert sich von Rang zehn auf neun - und steht dort auch zum Saisonende. Die Bayern werden Dritter.
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Die erste Heimniederlage des FC Bayern in der Saison 1976/77 geht in die Bundesliga-Geschichte ein. Ausgerechnet ein Niederbayer und Ex-Löwe, der gebürtige Zwieseler Klaus Fischer, ragt beim 7:0 des FC Schalke 04 am 9. Oktober 1976, dem neunten Spieltag der Bundesliga, mit vier Toren heraus. Sauber verteilt, trifft Fischer zum 1:0, zum 3:0, zum 5:0 und zum 7:0.
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Auch der spätere Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge bemüht sich in seinem 62. Bundesligaspiel vergebens um das Ehrentor des FC Bayern. "kicker"-Note 4,0. Nationalspieler Hannes Bongartz, links, hingegen kassiert eine glatte Eins.
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Wenn die Bayern kommen, ist die Hütte überall voll - nicht anders am 16. April 1977 im Saarbrücker Ludwigspark. 39.000 Zuschauer drängeln sich, um die Platzherren gegen die beste Mannschaft Europas zu unterstützen. Aufsteiger FCS führt seinen sportlichen Überlebenskampf, hat vor diesem 30. Spieltag dreimal in Folge gewonnen - und die Bayern stehen nur auf Rang sechs.
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Und nach dem 0:5 in Hamburg zwei Wochen zuvor, kassiert das Star-Ensemble von der Isar diesmal sogar sechs Treffer. Hauptverantwortlich für die Demütigung ist Saarbrückens Torjäger Roland Stegmayer, hier rechts gegen Franz Beckenbauer und Sepp Maier. Viermal trifft Stegmayer, ehe die beiden Ludwigs (Denz und Schuster) zum 5:1 und 6:1 zur Stelle sind. Für beide in besonderes Vergnügen: Denz hat mal für Bayerns-Stadtrivalen TSV 1860 gekickt, Schuster ist erst im Sommer 1976 von den Bayern zu Aufsteiger Saarbrücken gewechselt. Der verlässt mit seinem historischen Sieg die Abstiegsränge und schafft den Klassenerhalt. Zehn Monate später "rächen" sich die Bayern mit einem 7:1 daheim - und Saarbrücken muss wieder runter.
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Fast auf den Tag genau ein jahr später, am 29. April 1978, endet die 15. Saison der Bundesliga, die 13. für die Bayern, mit einer neuerlichen Niederlage historischen Ausmaßes. Lauterns Roland Stegmayer heißt Klaus Toppmöller, im Bild, und dieser Toppmöller trifft in seiner Bundesligakarriere gegen keinen anderen Klub öfter als gegen die Bayern: zwölf Mal in elf Partien. Zum 5:0 der Roten Teufel steuert er an diesem Tag drei Tore bei.
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Es sind die Jahre, als der Lauterer Betzenberg für die Bayern zum verfluchten Ort stetigen Grauens und feststehender Punktverluste wird. Dort gelingt zwischen 1972 und 1982 nur ein Auswärtssieg. Paul Breitner schlägt irgendwann vor, die Punkte gleich per Post in die Pfalz zu schicken. Jenes 0:5 am 34. Spieltag 1977/78, das bayerische Jahr eins nach Beckenbauer, besiegelt die bis heute schlechteste Endplatzierung der Bayern in der Bundesligatabelle: Platz zwölf. Und Klaus Toppmöller ahnt noch nicht, dass sein Sohn Dino die Bayern mal vertretungsweise als Cheftrainer betreuen wird.
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Und das Jahr 1978 ist noch nicht rum, als der glorreiche FC Bayern neuerlich unrühmlich ins Rampenlicht rückt. Beim 7:1 der Düsseldorfer Fortuna über den damaligen Tabellenvierten schnüren am 9. Dezember 1978 gleich drei Düsseldorfer einen Doppelpack: Wolfgang Seel, hier auf dem Weg 4:1, Klaus Allofs und Emanuel Günther.
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Mit seinem Kantersieg zieht Düsseldorf dank der um einen Treffer besseren Tordifferenz an den Bayern vorbei auf Rang vier der Tabelle. Und da die Mannschaft von Trainer Gyula Lorant, im Bild, nach dem neunten Spieltag nur noch eine Partie in der Hinrunde gewinnt, stürzt sie von Rang zwei auf sechs ab. Aus einem Punkt Rückstand auf Tabellenführer Lautern werden acht - auf den Herbstmeister Lautern. Lorant muss zwei Tage nach der Abfuhr im Rheinstadion gehen. Sein Assistent und ungarischer Landsmann Pal Csernai übernimmt - und reist drei Monate später aus dem unweit Düsseldorfs liegenden Gladbach mit einem 7:1-Erfolg zurück nach München.
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Zu Saisonbeginn 1994/95 setzt der FC Bayern mit Giovanni Trapattoni wieder auf einen Trainer aus dem Ausland und zudem auf einen der renommiertesten weltweit. Doch der "Maestro" startet mit drei Niederlagen aus den ersten vier Pflichtspielen. Neun Tage nach dem peinlichen Pokal-Aus gegen Vestenbergsgreuth setzt es in der Bundesliga am 23. August 1994 ein 1:5 bei Außenseiter SC Freiburg. Der führt nach nur 18 Minuten schon mit 3:0 und verschont nach dem 5:1 in der 68. Minute den Meister mit weiteren Toren. Der ist nach zwei Spieltagen nur Tabellen-13. und am Saisonende Sechster - drei Plätze hinter Freiburg.
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In den 90er-Jahren beginnt auch Borussia Dortmund damit, dem FC Bayern regelmäßig zuzusetzen und zu einem steten Anwärter auf die Meisterschaft zu werden. 2011 schnappt der BVB den Bayern den Titel weg, und 2012 sogar das Double aus Meisterschaft und Pokal. Das 5:2 der Dortmunder im Berliner Endspiel fällt für die Bayern so demütigend aus, dass es für sie zur Initialzündung wird. Im Jahr darauf, im deutschen Finale um die Champions League, besiegen die Bayern den BVB, und in der Bundesliga werden sie wieder Meister - und seitdem immer.
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Diese Erfolge sind ab 2014 vor allem auch mit dem Namen von Robert Lewandowski verbunden, der aber 2012 noch der umjubelte Torgarant des BVB ist - und sich im Endspiel gegen die Bayern mit drei Treffern so richtig austobt. Hier beim zwischenzeitlichen 4:1 gegen den grätschenden Holger Badstuber.
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Mehr als neun Jahre später ist es wieder die andere Borussia, jene aus Mönchengladbach, die den Weg des FC Bayern auf für den erfolgsverwöhnten Klub unheilvolle Weise kreuzt. In der zweiten Hauptrunde des DFB-Pokals erwischt der Mitaufsteiger von 1965 den perfekten Abend. Es glückt dem VfL, was ihm im sehenswerten Eröffnungsspiel der Saison zweieinhalb Monate zuvor noch verwehrt geblieben ist: ein Sieg. Breel Embolo, hier bei seinem Tor zum 4:0, wird zum Mann des Abends. Der Schweizer trifft doppelt und ist an insgesamt vier der fünf Tore beteiligt.
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Und was für einer: Dieses 5:0 ist der erste Pokalerfolg der Borussia über die Bayern überhaupt und deren historisch höchste Schlappe in diesem Wettbewerb. Zudem bleiben die Bayern erstmals nach 82 Pflichtspielen in Folge ohne eigenes Tor. Schon nach 21 Minuten liegen sie mit 0:3 zurück, und das völlig verdient. Das ist auch der Pausenstand. Zuletzt stand es so im Pokal gegen die Bayern am 20. Dezember 2006 im Achtelfinale im nahe Gladbach gelegenen Aachen. Die Alemannia siegt seinerzeit mit 4:2 und besiegt die Bayern auch zwei Monate später im Vergleich in der Bundesliga mit 1:0.
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Anders aber als damals in Aachen, bäumen sich die Bayern in Gladbach nicht wirklich auf oder verkürzen den Rückstand. Sie haben zwar ein paar Torchancen, kommen jedoch nie in ihren gewohnten Rhythmus. Dieser Nackenschlag kommt nach herausragenden Pflichtspielsiegen in den zwei Monaten zuvor (ein Mal 12:0, ein Mal 7:0, zwei Mal 5:0, ein Mal 5:1, zwei Mal 4:0, ein Mal 4:1 und 3:0) aus dem Nichts. Thomas Müller, links, und Tormaschine Robert Lewandowski fehlen Worte und taugliche Erklärungen.
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Zwar steht mit Dino Toppmöller "nur" der Assistent am Rand, da sich Bayerns Chefcoach Julian Nagelsmann in Corona-Quarantäne befindet. Ihn zu vertreten, aber hat in Lissabon (4:0 gewonnen) und gegen Hoffenheim (nochmal 4:0 gewonnen) zuvor auch bestens hingehauen. Nagelsmann spielt anschließend für seine niedergeschlagenen Spieler den Seelentröster und sagt, sie sollten die Fehler nicht nur bei sich suchen. Auf dem Feld aber stehen an diesem historischen Abend sie - und nicht Toppmöller, und schon gar nicht Nagelsmann. Der Traum vom dritten Triple nach 2013 und 2020 ist früh in der Saison ausgeträumt.
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Etwas mehr als zwei Jahre nach dem Debakel in Mönchengladbach ist es ausgerechnet Dino Toppmöller, der seinem früheren Arbeitgeber eine schwarze Stunde beschert. Toppmöller ist 30 Jahre nach seinem Vater Klaus, einem Bayern-Schrecker der 70er-Jahre, Cheftrainer von Eintracht Frankfurt geworden. Und die Hessen schreiben am 9. Dezember 2023 ein neues Kapitel als Bayern-Demütiger.
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Bereits nach 36 Spielminuten liegen Leon Goretzka, Harry Kane (v.l.) und deren Kollegen mit 0:3 am Main zurück. Zur Pause steht es 1:3. In der 60. Spielminute heißt es 5:1. Ansgar Knauff stellt für die entfesselten Hessen gegen desolate Gäste von der Isar den Endstand her. Der Tabellensiebte der Bundesliga blamiert den Tabellenzweiten am 14. Spieltag bis auf die Knochen. Kane, mit 18 Toren bester Schütze der Bundesliga, bleibt erstmals seit dem siebten Spieltag ohne Treffer.