In den letzten Monaten ist im Leben von Marius Wolf jede Menge passiert. In einem Interview spricht der Dortmunder nun über das Auf und Ab, seine Herz-OP, die große Leere nach der verpassten Meisterschaft und wie der BVB daraus aber auch Kraft schöpfen kann für neue Aufgaben.

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Wollte man so etwas wie einen "Spieler der Saison" bei Borussia Dortmund küren, dann wäre Marius Wolf einer der Kandidaten für diese Auszeichnung. Wolf startete – wie eigentlich immer in seiner Zeit beim BVB – als Wackelkandidat. Als Kaderspieler Nummer 15 oder 16, der Lücken füllen und von dem man solide Leistungen erwarten kann.

Aber dann kam, wie so oft bei der Borussia, alles ganz anders. Weil auf den Außenverteidigerpositionen plötzlich akuter Notstand herrschte, rückte der gelernte Flügelspieler Wolf schnell eine Linie nach hinten. Half auf der linken oder zumeist auf der rechten Seite zunächst aus und wurde dann zu einem festen Bestandteil der Dortmunder Mannschaft.

Mit seinen Leistungen und der Energie, die er einer Mannschaft geben kann, schaffte es Wolf von der Ersatzbank beim BVB sogar in die deutsche Nationalmannschaft. Obwohl im Winter seine Karriere nach schwerwiegenden Herzproblemen sogar in Gefahr schien.

Wolf: "Super-Tage haben sich mit Scheiß-Tagen abgewechselt"

"Es war nicht so, dass ich monatelang etwas gespürt hätte. Das kam plötzlich. Ich habe mich ein, zwei Wochen lang nicht so gut gefühlt, hatte eine innere Unruhe. Als Sportler kennt man seinen Körper gut und merkt schnell, wenn irgendetwas nicht passt. Also bin ich zu den Ärzten gegangen und habe die Diagnose bekommen", erinnert sich der 28-Jährige in einem Interview mit "spox.com" an diese schweren Tage mit der Diagnose Vorhofflimmern.

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"Ich habe mir riesige Sorgen über meine weitere Karriere gemacht. Die Ärzte haben mir aber versichert, dass mich das künftig nicht beeinträchtigen wird", so Wolf weiter. Trotzdem blieb da lange auch die Ungewissheit, wie weit er seinem Körper nach der erfolgreich verlaufenen Operation wieder vertrauen könne.

"Zehn, zwölf Tage nach der OP durfte ich wieder laufen. In der Anfangszeit war ich sehr ängstlich. Ich habe mir oft eingebildet, irgendetwas Komisches zu spüren. Dann bin ich zu den Ärzten gegangen, aber es war nie etwas. Super-Tage haben sich mit Scheiß-Tagen abgewechselt."

Erst mit der schrittweisen Belastungssteigerung sei diese Angst dann nach und nach verflogen. "Je öfter ich mich verausgabt habe und nichts passiert ist, desto mehr Vertrauen habe ich gewonnen. Irgendwann habe ich den Punkt erreicht, an dem ich versucht habe, nicht mehr permanent darüber nachzudenken. Dieser Prozess passiert nicht automatisch, den muss man sich hart erarbeiten. Das war der schwierigste Weg, den ich in meiner Karriere gegangen bin. Es ist ein besonderes Gefühl, das Vertrauen in seinen Körper zurückzubekommen."

Persönliches Highlight und die große Enttäuschung

Im Winter startete die Saison für den Spieler quasi wieder bei null – umso bemerkenswerter ist deshalb auch Wolfs Entwicklung in der Rückserie einzuschätzen. Beim BVB hatte Wolf seinen Stammplatz schnell wieder erkämpft, im März erfolgte dann die Einladungen zu den Testspielen der Nationalmannschaft und auch sein Debüt im DFB-Dress.

Ein "i-Tüpfelchen" sei die Nominierung gewesen, sagt Wolf, der neben diesem sportlichen Highlight auch die vermutlich größte Enttäuschung seiner Laufbahn verarbeiten musste. "Dass wir den Meistertitel so knapp verpasst haben, ist extrem bitter. Beim Abpfiff habe ich nur Leere gefühlt", erinnert er sich an die Momente nach der verpassten Meisterschaft am letzten Spieltag gegen Mainz.

Dieses einschneidende Erlebnis zu verarbeiten und die Erfahrungen daraus nun in eine positive Energie umzuwandeln: das wird die große Kunst sein für die Borussia. "Die Enttäuschung war am Tag danach zu groß, um sich auf die neue Saison einzuschwören", sagt Wolf. Aber: "Nach und nach müssen wir aus der Enttäuschung aber Kraft schöpfen. Wir wollen nächste Saison an diese Rückrunde anknüpfen."

Es könnte die letzte Spielzeit für Wolf bei der Borussia sein, sein Vertrag läuft im Sommer 2024 aus. In der turbulenten letzten Saison sei aus nachvollziehbaren Gründen keine Zeit für Gespräche gewesen. Das dürfte sich aber schon bald ändern. Der Verein weiß, was er an Marius Wolf hat – und umgekehrt. "Ich fühle mich wohl in Dortmund, es war schon immer mein Verein. Ich würde gerne bleiben."

Verwendete Quelle:

  • spox.com: Marius Wolf im Interview: "Ich habe mir oft eingebildet, irgendetwas Komisches zu spüren"
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