Borussia Dortmund verliert unrühmlich beim Abstiegskandidaten FSV Mainz 05. Unserem Kolumnisten Pit Gottschalk stößt die Leidenschaftslosigkeit des einstigen Titelkandidaten sauer auf.
Abendspiel, Flutlicht, dazu eine unübersehbare Personalüberlegenheit: Fast 600 Mio. Euro soll der Kader von Borussia Dortmund wert sein. Wie kann so eine Mannschaft gegen einen Abstiegskandidaten wie Mainz 05 (Marktwert 120 Mio. Euro) so lethargisch untergehen?
Das 0:2 ist eine Frechheit und erinnert an das 3:3 gegen Paderborn in der Hinrunde: Es gibt kein Rezept, wenn der Gegner Leidenschaft auf dem Rasen zeigt. Der BVB hat keine.
Die Luft ist raus beim BVB
Wenn man also in regelmäßigen Abständen eine Sehnsucht nach Ex-Trainer Jürgen Klopp feststellt, dann liegt die Begründung genau in diesem Punkt: Er zeigte und provozierte Leidenschaft, die ein Verein wie Borussia Dortmund zur echten Liebe braucht. Es kann keine Ausrede sein, dass das Publikum im Signal Iduna Park fehlte. Mainz 05 hatte auch keins. Der zweite Tabellenplatz darf kein Trost sein, dass es zur Meisterschaft nicht reichte.
Eher muss man die Frage stellen: Kommen die Worte der Vereinsbosse nicht mehr bei den Spielern an, wenn sie Platz 2 und damit maximale Fokussierung im vorletzten Heimspiel der Saison einfordern? Schon am Wochenende war der Sieg in Düsseldorf das Resultat glücklicher Umstände und nicht die Folge zelebrierter Spielkunst. Die Luft ist raus, seit Bayern die Meisterschaft für sich entschieden hat. Den Borussen fehlt der Charakter zur Trotzreaktion.
Trainerfrage überschattet Rest-Saison
In dieser Saison kommt man bei Borussia Dortmund immer wieder an den Punkt, dass es an der Einstellung zum Beruf mangelt. Mal sind es die scheinbar nebensächlichen Schludrigkeiten, mal die mutlosen Auftritte, sobald ein Spiel an Bedeutung gewinnt. Über beide Schwächen täuscht ihre phasenweise brillante Spielweise nicht hinweg. Irgendetwas stimmt nicht mit der Mannschaft.
Ja, die Diagnose führt zwangsläufig zum Trainer.
Borussia Dortmund hat am Saisonende drei Optionen. Die erste: Ein Weiter-so mit Trainer und Mannschaft - darauf hoffend, dass sich alles aufs höhere Niveau einpendelt. Die zweite: Ein neuer Trainer - und das Bekenntnis einer verlängerten Eingewöhnungszeit. Die dritte: Spielertausch - mehr Stabilität in der Abwehr, mehr Mumm ins Mittelfeld. Jeder einzelne Option birgt ein eigenes Risiko. Am Ende läuft jede auf die Trainerfrage hinaus. Trotz Platz zwei.
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