Frankfurts Kapitän Bernd Hölzenbeim mit dem DFB-Pokal 1981
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Bernd Hölzenbeins (l.) Karriere bei Eintracht Frankfurt startet 1967 und dauert bis 1981. "Holz", wie er liebevoll genannt wird, bildet ab diesem Zeitpunkt mit "Grabi", Jürgen Grabowski (r.), der ab 1965 und bis 1980 für die Hessen aufläuft, in der Offensive ein geniales Duo. Die beiden Legenden des Vereins spielen nicht nur praktisch gleichzeitig für den Klub, sondern werden 1974 in Deutschland auch noch gemeinsam Weltmeister. Und sie sterben fast im gleichen Alter: Grabowski am 10. März 2022 mit 77 Jahren, Hölzenbein am 15. April 2024 im Alter von 78 Jahren. Hölzenbein übertrifft Grabowski bei den Pflichtspieltoren für die SGE (212 zu 147), Grabowski spielt dafür ein bisschen häufiger (545 zu 524).
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In die Nationalmannschaft steigt Hölzenbein (l.) erst in der WM-Saison 1973/74 auf, sieben Jahre nach Grabowski. Trotzdem gleicht sich ihre Bilanz auch im DFB-Trikot: Hölzenbein kommt auf 40 A-Länderspiele und verabschiedet sich nach der WM 1978 und der sogenannten "Schmach von Cordoba" gegen Österreich - mit seinem fünften Länderspieltor. Grabowski tritt nach der siegreichen WM 1974 und 44 Einsätzen ab und hat ebenfalls fünf Länderspieltore aufzuweisen.
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Im heimischen Frankfurter Waldstadion stehen Hölzenbein (r.) und Grabowski in der Startformation, als es gegen die starke Überraschungsmannschaft aus Polen um den Einzug ins Endspiel geht. Die Partie geht wegen der als irregulär zu bezeichnenden Platzverhältnisse als "Wasserschlacht von Frankfurt" in die Fußball-Geschichte ein. Leichtgewicht Hölzenbein wird im Strafraum eine gewisse Fallsucht nachgesagt, weshalb er auch als "Jet von Frankfurt" bezeichnet wird. Gegen Polen holt er einen Foulelfmeter heraus, den beim Stande von 0:0 Uli Hoeneß aber verschießt. Erst Gerd Müllers Tor in der 75. Minute erlöst den Europameister und sichert dessen Final-Teilnahme im eigenen Land.
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Am Ausgang dieses WM-Endspiels gegen eine weitere spielstarke Überraschungsmannschaft, die Niederländer, ist Hölzenbein entscheidend beteiligt. Beim Stand von 1:0 für die Gäste dringt der Frankfurter in der 25. Minute von links mit dem Ball am Fuß und viel Tempo in den Strafraum der Oranjes ein. Wim Jansen (r.) fährt grätschend das rechte Bein aus und trifft Hölzenbeins linken Fuß. Die Niederländer aber unterstellen Hölzenbein für alle Zeiten, er habe abgehoben.
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Diese Szene, die zum Elfmeterpfiff von Schiedsrichter John Taylor und zum 1:1-Ausgleich durch Paul Breitner führt, wird auf ewig die Fan-Gemeinden spalten. Fest steht, dass auch Ruud Krols Klammergriff gegen Gerd Müller (r.) strafstoßwürdig ist.
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Fest steht zudem, dass die Oranjes dem flinken und dribbelstarken Hölzenbein auch an anderer Stelle zusetzen. Hier foult den Frankfurter Johan Neeskens (r.). Der spätere Bundesligatrainer Arie Haan beobachtet die Szene.
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Der spätere Schalker Wim Suurbier (Vierter v. l.) klärt in höchster Not im Strafraum gegen Hölzenbein, trifft aber mit seiner Grätsche fair den Ball.
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Verschwiegen aber wird von niederländischer Seite gerne die 86. Minute, als Deutschland in die drückende Überlegenheit des Gegners hinein einen Konter fährt und Jansen (r.) Hölzenbein (l.) kompromisslos im Strafraum abräumt. Diesmal bleibt die Pfeife des Schiedsrichters stumm und der Spielstand bei 2:1 für Deutschland. Diesen knappen Vorsprung bringt die DFB-Auswahl ins Ziel. Hölzenbein ist Weltmeister. Vergessen aber hat er seine Abmachung mit Jupp Heynckes, oder sie zumindest nicht eingehalten. Er sollte dem späteren Bayern-Trainer ermöglichen, ins Finale eingewechselt zu werden. Die Hektik und Dramatik des Endspiels aber zerstören diesen "blöden Plan", wie ihn Hölzenbein 34 Jahre später im Gespräch mit der Münchner "Abendzeitung" nennt.
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Auch im nächsten Endspiel der deutschen Nationalmannschaft nimmt Hölzenbein eine Hauptrolle ein. Ohne seinen Hinterkopftreffer in der 90. Minute zum 2:2-Ausgleich hätte die Tschechoslowakei im EM-Finale 1976 den Titelverteidiger bereits in der regulären Spielzeit entthront. So aber geht es zunächst in die torlose Verlängerung, ehe ein spontan beschlossenes Elfmeterschießen die Partie in Belgrad entscheidet. Mit 5:3 nach Elfmeterschießen gewinnt der Außenseiter, weil Uli Hoeneß den Ball in den Nachthimmel jagt. Hölzenbein gehört nicht zu den deutschen Elfmeterschützen.
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Während der ebenso erfolglosen wie langweiligen WM-Endrunde 1978 in Argentinien feiert Hölzenbein ein persönliches Highlight: Der damals 32-Jährige wird Vater eines Sohnes. Am Tag nach dem 2:2 gegen die Niederlande, der Neuauflage des WM-Finales von 1974, ist das Torwart Sepp Maier (l.) in geselliger und fröhlicher Runde einen Kuss für seinen Teamkollegen wert.
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Im anschließenden Spiel gegen Österreich, das die damals ausgetragene zweite Finalrunde beschließt, folgt für Hölzenbein noch ein persönliches Erfolgserlebnis auf dem Platz. Dank seines Ausgleichs zum 2:2 in der 67. Minute erhält Weltmeister Deutschland die Chance, nach zuvor vier Unentschieden und einem Sieg im Turnierverlauf wenigstens das Spiel um den dritten Platz zu erreichen. Diese zerstört in einem legendären Match in Cordoba in der 88. Minute Österreichs "Goleador" Hans Krankl mit seinem Treffer zum 3:2. Die bereits ausgeschiedenen Österreicher nehmen Deutschland mit nach Hause. Und Hölzenbein tritt aus der Nationalelf zurück.
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Bei Eintracht Frankfurt geht es für Hölzenbein (r., hier mit Siegtorschütze Fred Schaub, l.) noch weiter - und das überaus erfolgreich. Nach den Siegen im DFB-Pokal 1974 und 1975 feiert "Holz" nach den Endspielen gegen Titelverteidiger und Bundesliga-Konkurrent Borussia Mönchengladbach im Mai 1980 den Gewinn des Uefa-Cups.
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Perfekt gerät für den damaligen Kapitän Hölzenbein mit dem erneuten Gewinn des DFB-Pokals nach einem 3:1 im Finale über den 1. FC Kaiserslautern nach 14 Jahren als Spieler bei der Eintracht der vorübergehende Abschied vom Klub.
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Im Alter von 35 Jahren wagt Hölzenbein als einer von zahlreichen deutschen Kickern den Schritt über den Großen Teich in die NASL, die North American Soccer League. Bei den Fort Lauderdale Strikers trifft Hölzenbein (r.) auf seinen alten Weltmeister-Kollegen Müller (l.). Hölzenbein bleibt bis 1985 in den USA und spielt unterklassig auch für die Memphis Americans und die Baltimore Blasts.
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Nachdem Hölzenbein mit dem FSV Salmrohr im Sommer 1986 sensationeller Weise den Aufstieg in die 2. Bundesliga bewerkstelligt und in der Aufstiegsrunde noch für 25 Minuten für den Oberligisten zum Einsatz kommt, ist im Alter von 40 Jahren Schluss als Aktiver. Auf einen Posten als Co-Trainer bei Viktoria Aschaffenburg folgt ab November 1988 die Rückkehr zur Eintracht. Hölzenbein bekleidet bis November 1994 den Posten des Vizepräsidenten und baut in dieser Zeit an einer legendären Mannschaft mit, die sein früherer Teamkollege Dragoslav Stepanovic 1991/92 beinahe zur Meisterschaft führt.
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Zur Saison 1993/94, in der die Eintracht sich erneut anschickt, den Titel zu holen, verpflichtet Hölzenbein (l.) als Trainer erneut einen alten Kumpel, den er aus der Nationalelf und vom FSV Salmrohr her kennt, Klaus Toppmöller (r.). Der frühere Lauterer Torjäger aber muss noch vor Saisonende 1993/94 wieder gehen, und wieder zerplatzt der Traum der SGE, erstmals seit 1959 deutscher Meister zu werden.
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Von Dezember 1994 bis November 1996 fungiert Hölzenbein (l.) als Sportmanager bei Eintracht Frankfurt und verantwortet so auch den erstmaligen sportlichen Absturz in die 2. Bundesliga nach der Saison 1995/96 mit. Damals geht mit Lautern der Klub mit runter, der 15 Jahre zuvor in Hölzenbeins letztem Pflichtspiel für Frankfurt unterlegener Gegner im Pokalendspiel gewesen ist. Im Pokalendspiel steht die Eintracht, die dort 1988 den VfL Bochum besiegt hat, auch wieder 2017. Borussia Dortmund behält mit 2:1 die Oberhand, aber Hölzenbein trifft die alten Kollegen Grabowski (M.) und Karl-Heinz Körbel (r.) wieder.
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Fit hält sich der passionierte Tischtennisspieler Hölzenbein nach seiner aktiven Karriere - wie so viele ehemalige Fußballprofis - auch auf dem Golfplatz. Der Vater von zwei Kindern gehört seit 2013 auch zu den "zwölf Säulen der Eintracht", die im Frankfurter U-Bahnhof unter dem Willy-Brandt-Platz zu bewundern sind. Es handelt sich um Säulen, die Abbilder von Legenden der Eintracht Frankfurt zeigen.