• Sebastian Vettel verließ in Spielberg die Fahrersitzung vorzeitig und wurde daraufhin hart bestraft und ist nun auf Bewährung.
  • Das Problem liegt aber tiefer, denn Fahrer und Rennleitung geraten immer öfter aneinander.
  • Auch die Rotation zwischen Niels Wittich und Eduardo Freitas ist den Piloten ein Dorn im Auge.

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Sebastian Vettel hat mal wieder ein Zeichen gesetzt. Der Deutsche verließ in Spielberg im Rahmen des elften Saisonrennens die Fahrersitzung – ein Affront und eine Eskalation der seit Wochen schwelenden Unzufriedenheit der Piloten mit der Arbeit der Rennleitung. Vettel wurde zu einer Zahlung von 25.000 Euro verurteilt, ausgesetzt zur Bewährung. Er hatte sich anschließend beim Renndirektor entschuldigt.

Was das grundsätzliche Problem aber nicht aus der Welt schafft. Denn die Fahrer sind in dieser Saison ganz offenkundig frustriert wegen der Arbeit der Rennleitung, konkret geht es um fehlende Konstanz und Transparenz bei der Anwendung der Regeln, vor allem in Zweikämpfen auf der Strecke.

In dem Fahrermeeting sollen sich die Fahrer aber wohl intensiv über unwichtigere Dinge gestritten haben. So ging es zum Beispiel darum, wo die Boxeneinfahrtslinie sein sollte. 20 Minuten lang soll es rund gegangen sein, ohne dass sich etwas bewegte - was Vettel schließlich angeblich so auf die Palme brachte, dass er den Raum aufgebracht verließ. Er selbst wollte anschließend nicht mehr über das Meeting sprechen.

Sexismus auf den Tribünen: "Inakzeptable" Vorfälle in Spielberg

Der Große Preis von Österreich ist von zahlreichen Berichten über Sexismus, sexuelle Belästigung sowie homophobe und rassistische Äußerungen auf den Tribünen überschattet worden. Am Sonntagvormittag reagierte auch die Formel 1 in einem offiziellen Statement.

Schumacher: Rückendeckung für Vettel

Öffentliche Unterstützung erhielt er aber von Mick Schumacher. "Ich hatte den Eindruck, wir drehen uns bei manchen Themen im Kreis. Es zog sich länger hin als notwendig", sagte Schumacher. Er verstehe völlig, wie Vettel reagiert habe, sagte der 23-Jährige: "Und ich glaube, es gab einige Fahrer, die ebenfalls den Drang verspürt haben, die Besprechung zu verlassen."

Gegangen ist aber nur Vettel. Dafür nahmen einige andere Fahrer anschließend kein Blatt vor den Mund. Mercedes-Pilot George Russell forderte "mehr Konstanz bei den Strafen". Man brauche "nur einen Renndirektor, das führt dann zu konstanteren Ergebnissen", so Russell.

Wechsel zwischen Wittich und Freitas

In dieser Saison wechseln sich der Deutsche Niels Wittich und der Portugiese Eduardo Freitas als Nachfolger von Michael Masi ab. Was dann zu Situationen wie in Spielberg führt: Da wollten die Fahrer über verhängte (und auch nicht verhängte) Strafen beim Rennen in Silverstone sprechen. Das Problem: Der in Spielberg verantwortliche Wittich war in Silverstone nicht zuständig.

"Wir kommen zu einer Veranstaltung und oft sind die Regelhüter des vorangegangenen Events nicht da. Sie müssen ihre Entscheidungen nicht rechtfertigen und wenn wir Fragen stellen, ist es schwierig, eine klare Antwort zu bekommen", so Russell. Da werde die Verantwortung jemandem zugeschoben, der nicht dabei gewesen sei, so der Brite: "Das macht das Ganze schwierig." Auch Red-Bull-Pilot Sergio Perez kritisierte "eine gewisse Inkonstanz" und hofft auf einen "Rhythmus" in der Zusammenarbeit.

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Das ewige Schmuckverbot

Ein Problem ist allerdings auch die Priorität der Themen. "Ich höre, dass da über Themen diskutiert wird, die nicht zu den 50 wichtigsten gehören. Meiner Meinung nach ist das größte Problem, dass wir mal festlegen sollten, was die wichtigsten Prioritäten sind, die wir lösen müssen", sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

Schöne Beispiele sind die schier endlosen Diskussionen über feuerfeste Unterwäsche und das Schmuckverbot, die die Formel 1 über Wochen begleitet haben. In Miami lief Vettel mit einer Unterhose über seinem Rennanzug durch die Boxengasse, um humorvoll auf die falschen Prioritäten hinzuweisen. Witzig finden die Fahrer die Probleme inzwischen aber ganz offensichtlich nicht mehr.

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