• Die Gerüchteküche brodelt weiter: Medien in England halten einen Rücktritt von Lewis Hamilton aus der Formel 1 weiter für möglich.
  • Der Knackpunkt: Der Weltverband FIA hatte eine Untersuchung der Ereignisse beim Finale angekündigt, aber noch keine Ergebnisse geliefert.
  • Diese Ergebnisse will Hamilton aber angeblich abwarten, bevor er eine Entscheidung trifft. Denn sein Vertrauen in den Verband ist erschüttert.

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Gelegenheiten hatte Lewis Hamilton einige, darunter auch wirklich gute. Als er zum Ritter geschlagen wurde, zum Beispiel. Oder als Nicholas Latifi der Öffentlichkeit mitteilte, dass er nach dem kontroversen Saisonfinale der Formel 1 Morddrohungen erhält. Ja, selbst der eigene Geburtstag am 7. Januar wäre ein passender Anlass gewesen, das Schweigen zu brechen, sich zu erklären und alle Spekulationen mit einem Schlag zu beenden.

Doch Hamilton sagt nach dem verlorenen Titelkampf gegen Max Verstappen weiterhin nichts, schreibt nichts, postet nichts. Gut vier Wochen brodelt nun schon die Gerüchteküche, ob der Brite möglicherweise zurücktritt. Und Hamilton hält die Temperatur konstant hoch und würzt sogar noch nach, um im Bild zu bleiben.

Hamilton schwer mitgenommen

Medien aus seiner Heimat wie "Sky Sports UK" oder die "BBC" halten einen Rückzug aus der Motorsport-Königsklasse nach den Vorkommnissen beim Finale in Abu Dhabi weiter für möglich. So berichtet Sky-Reporter Craig Slater, dass ihm "hochrangige Quellen", die Hamilton nahestehen, gesagt hätten, dass der 37-Jährige nach dem Ärger um die Safety-Car-Phase immer noch schwer mitgenommen sei.

Der angebliche Knackpunkt: Die angekündigte Untersuchung des Automobil-Weltverbandes FIA zu den Geschehnissen in den letzten Minuten des Rennens, als Rennleiter Michael Masi das Protokoll nicht zu 100 Prozent befolgte und das Chaos letztendlich Verstappen zum Weltmeister machte. Mercedes-Proteste waren unmittelbar nach dem Rennen abgewiesen worden, auf eine Berufung hatte Hamiltons Rennstall im Hinblick auf die FIA-Untersuchung, mögliche Rückschlüsse und anschließende Verbesserungen verzichtet.

"Das ganze System der Entscheidungsfindung muss verbessert werden", hatte Mercedes-Teamchef Toto Wolff gefordert: "Inkonstante Entscheidungen führen zu Kontroversen und zu einer Polarisierung. Und das war der Grund für viele der total unnötigen Kontroversen auf der Strecke." Wolff hatte dabei auch verraten, dass Hamilton und er "desillusioniert" seien "und niemals darüber hinwegkommen" würden.

FIA räumt Imageschaden für die Formel 1 ein

Die FIA hatte in einem Statement im Dezember eingeräumt, dass die Ereignisse von Abu Dhabi dem Image der Formel 1 geschadet hätten, die Verantwortlichen stellten allerdings auch klar, dass sie "zu erheblichen Missverständnissen und Reaktionen bei Teams, Fahrern und Fans" geführt hätten. Die Untersuchung werde rechtzeitig durchgeführt, damit "alle ermittelten sinnvollen Rückmeldungen und Schlussfolgerungen vor Beginn der Saison 2022 vorliegen". Bislang ist aber nichts passiert. Am 23. Februar wird die Vorbereitung auf die neue Saison mit den ersten Testfahrten in Barcelona eingeläutet.

"Je länger sich das hinzieht, je länger wir kein Ergebnis zu dieser Untersuchung und ein paar Erkenntnisse der FIA bekommen, wie sich die F1 in Zukunft verhalten wird, desto schlimmer ist die Lewis-Hamilton-Situation", so Slater. Die BBC nennt ebenfalls die Untersuchung als essenziellen Faktor für Hamilton, der das Vertrauen in den Verband verloren habe. Hamilton, dessen Vertrag bei Mercedes noch bis Ende 2023 läuft, wolle die Ergebnisse der Untersuchungen abwarten, ehe er sich entscheide. Eine Anfrage ließ Mercedes unbeantwortet.

Neuer FIA-Präsident kündigt Regeländerungen an

"Ich bin noch dabei, das Geschehene zu analysieren", sagte der neue FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem, der kurz nach dem Saisonfinale zum Nachfolger von Jean Todt gewählt wurde, zuletzt am Rande der Rallye Dakar. "Die Formel 1 ist ein dynamischer Sport, und das müssen auch wir sein – aktiv und reaktiv. Regeln müssen angepasst werden. Das Sportgesetz sind nicht die Zehn Gebote, sondern ein Reglement, das ständig verbessert werden muss", kündigte er an.

Der neue starke Mann an der Spitze des Weltverbandes will von einem Rücktritt Hamiltons aber noch nichts hören. "Hat Lewis Hamilton einen Rücktritt in den Raum gestellt?", kontert er mit einer Gegenfrage. "Nein. Ich bin sehr zuversichtlich, dass er auch 2022 am Start sein wird. Er ist ein fundamentaler Bestandteil unseres Sports." Er habe Hamilton eine Nachricht geschickt, verriet er. "Ich glaube nicht, dass er schon dazu bereit ist, über die Vorkommnisse zu sprechen, und ich kann ihn verstehen", so Ben Sulayem.

Strafe für das Schwänzen der Gala?

Weiteres Öl ins Feuer gießen will Ben Sulayem allerdings auch nicht. Denn Hamilton hatte die für die Top 3 der WM obligatorische FIA-Gala geschwänzt – was normalerweise eine Strafe nach sich zieht. "Es gibt Regeln, die befolgt werden müssen. Kein Fahrer und kein Team stehen über dem Respekt für die Integrität der FIA. Ich will aber nicht urteilen, bis ich nicht alle Fakten gründlich angeschaut habe", sagte er und zeigt Verständnis: "Am Ende sind wir alle nur Menschen und der Druck war groß. Wir müssen jetzt mehr in Richtung Zukunft als in die Vergangenheit schauen." Das sollte allerdings eher heute als morgen passieren.

Verwendete Quellen:

  • BBC.com: Lewis Hamilton: Mercedes driver to decide on F1 future after Abu Dhabi inquiry
  • skysports.com: Lewis Hamilton's F1 future remains unclear ahead of 2022 season after controversial title finale
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