• Nach dem Sturm auf das US-Kapitol geht Twitter gegen Anhänger der Verschwörungserzählung QAnon auf seiner Plattform vor.
  • Experten sehen in der rechtsextremen Bewegung eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit der Vereinigten Staaten.
  • Auch die bei rechten beliebte Twitter-Alternative Parler ist offline – Amazon entzog dem Dienst seine Server.

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Twitter hat mehr als 70.000 Konten QAnon-Bewegung gelöscht, die auf Verschwörungserzählungen spezialisiert ist und den scheidenden US-Präsidenten Donald Trump unterstützt.

Als Konsequenz aus den Ausschreitungen in Washington durch Trump-Anhänger seien diese Konten dauerhaft entfernt worden, teilte der Onlinedienst am Montag mit. In vielen Fällen seien mehrere der Konten mit QAnon-Inhalten auf einen einzigen Urheber zurückzuführen gewesen.

Das persönliche Konto Trumps hatte Twitter bereits am Wochenende dauerhaft gesperrt. Bei der Erstürmung des Kapitols durch Trump-Anhänger waren nach ersten Erkenntnissen auch etliche QAnon-Anhänger beteiligt. Insgesamt kamen bei den Ausschreitungen fünf Menschen ums leben, darunter ein Polizist.

Kryptische Botschaften lösen Verschwörungstheorie aus

QAnon ist eine Verschwörungstheorie, die ihren Ursprung in Internetforen hat und auf kryptischen Botschaften eines angeblichen Politik-Insiders beruht. Anhänger glauben etwa, dass der noch amtierende US-Präsident Trump einen geheimen Kampf gegen einen "Staat im Staate" ("deep state") führt und angeblichen systematischen Kindesmissbrauch unter anderem durch Politiker der Demokraten aufzudecken versucht.

Auch Trumps Falschbehauptungen über angeblichen Wahlbetrug wurden in der Szene aufgegriffen und weitergesponnen. Das "Q" findet sich bei vielen Kundgebungen des Präsidenten auf Fahnen und Bannern. Trump hat sich bislang nicht von der Bewegung distanziert.

Twitter hatte bereits vor der US-Präsidentenwahl am 3. November, die Trump gegen Joe Biden verlor, zehntausende QAnon-Konten gelöscht. Das FBI und Experten sehen in der rechtsextremen Bewegung eine ernsthafte Bedrohung für die innere Sicherheit in den USA.

Bei Rechten beliebte Twitter-Kopie offline

Quasi zeitgleich musste die Bewegung am Montag einen weiteren schweren Schlag hinnehmen: Der besonders von US-Rechten, Trump-Fans und QAnon-Anhängern genutzte Onlinedienst Parler wurde vorerst abgeschaltet. Das Netzwerk, eine Art Twitter-Kopie, ist seit Montagmorgen europäischer Zeit nicht mehr zu erreichen.

Parler: Was hinter der umstrittenen Plattform für Trump-Fans steckt

Unwahrheiten, Hass, Verschwörungstheorien: Bei der App Parler kann jeder schreiben, was er will - und genau das tun die Mitglieder auch. Das umstrittene US-Netzwerk zieht Rechtsextreme, Rechtskonservative und enttäuschte Trump-Fans an.

Der US-Internetriese Amazon hatte zuvor angekündigt, Parler von seinen Servern zu verbannen. In einem Brief an Parler schrieb Amazon, dass das Netzwerk nicht schnell genug gegen gewalttätige Inhalte auf der Plattform vorgegangen sei.

Der Online-Händler ist auch ein führender Anbieter von Infrastruktur im Netz, auf die viele Start-ups und etablierte Unternehmen zurückgreifen. Die Internetunternehmen Google und Apple verbannten Parler ebenfalls aus ihren App-Stores.

Parler will neuen technischen Anbieter suchen

Parler kündigte an, sich einen neuen technischen Anbieter zu suchen – offenbar ist ihm dies bislang aber nicht gelungen. Zugleich klagte Parler am Montag gegen Amazon, damit es wieder in das Cloud-Hosting-Angebot aufgenommen wird.

Parler hat womöglich noch mit viel weitreichenderen Problemen zu kämpfen, wurde der Dienst doch offenbar kurz vor seiner Abschaltung Ziel einer Cyberattacke, wie unter anderem der US-IT-Blog "Gizmodo" und "Vice News" berichten.

Hacker wollen Dutzende Terabyte Daten heruntergeladen haben, darunter Videos, Fotos, gelöschte Beiträge sowie Kopien von Personalausweisen von Nutzern, die diese bei der Registrierung einreichen mussten. (afp/dpa/mf)

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