In den Vorwahlkämpfen müssen sich der Amtsinhaber und sein Herausforderer erst einmal in der eigenen Partei durchsetzen. Trump wird dabei voraussichtlich mehr Konkurrenz haben als der amtierende Präsident Biden unter den US-Demokraten.

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Am 5. November 2024 geht der Kampf um das Weiße Haus in die nächste Runde. Erwartet wird eine Neuauflage des Duells Joe Biden gegen Donald Trump. Allerdings gibt es auch zahlreiche andere Kandidaten, gegen die sich Biden und Trump bei den parteiinternen Vorwahlen durchsetzen müssen. Wir stellen die Kandidaten im Einzelnen vor:

Demokraten

Joseph R. Biden Jr.

Joe Biden ist bereits jetzt der älteste US-Präsident der Geschichte. Sollte er nochmals wiedergewählt werden, wäre er bei seiner Amtseinführung 82 Jahre alt und damit der älteste der Kandidaten, gefolgt von Herausforderer Trump mit 78 Jahren bei Amtseinführung. Das Alter ist ein wichtiger Faktor für seine Chancen auf eine Wiederwahl; in Umfragen geben viele US-Amerikaner an, dass das Alter des US-Präsidenten ihnen Sorge bereite.

Biden wird sich im Wahlkampf mit den bisherigen Errungenschaften seiner Präsidentschaft rühmen können, so das Infrastruktur-Gesetz, seinen Einsatz für das Abtreibungsrecht und die überparteiliche Zusammenarbeit mit den Republikanern, die er bereits im vergangenen Wahlkampf betonte.

Die Zustimmungswerte für den US-Präsidenten sind seit Beginn seiner Präsidentschaft gekippt, aktuell hält ihn die Mehrheit der US-Amerikaner für einen schlechten Präsidenten. Trotzdem gilt es als sehr wahrscheinlich, dass die Demokraten den Amtsinhaber als Kandidaten für eine zweite Amtszeit nominieren werden. Laut einer Umfrage von CNN aus dem Mai würden 60 Prozent der Wähler der Demokraten wieder für Joe Biden stimmen.

Marianne Williamson

Williamson ist Autorin für Selbsthilfe-Bücher und unter anderem bekannt als ehemalige "spirituelle Beraterin" von Talkshow-Legende und Unternehmerin Oprah Winfrey. Sie wollte 2020 bereits Kandidatin der Demokraten werden, stieg allerdings wegen schlechter Umfragewerte aus dem Rennen aus. Damals setzte sie sich für ein "Friedensministerium" ein und Reparationszahlungen als Wiedergutmachung für die Sklaverei.

Williamsons Chancen auf eine Nominierung gelten als sehr schlecht. Laut einer Umfrage von CNN aus dem Mai würden lediglich acht Prozent der Wähler der Demokraten für Williamson stimmen.

Robert F. Kennedy Jr.

Kennedy ist der Neffe des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy. Allein sein Name dürfte für einige Aufmerksamkeit und Wählerstimmen sorgen. Allerdings sind seine politischen Ansichten alles andere als Konsens innerhalb seiner prominenten Familie.

Kennedy hat sich zuletzt einen Namen gemacht als Aktivist gegen Corona-Impfstoffe. Er vertrat öffentlich die Ansicht, dass Impfungen Autismus auslösen könnten; eine längst widerlegte Behauptung. Zeitweise verglich er laut CNN die Corona-Maßnahmen der US-Regierung mit denen der Nazis und musste sich dafür öffentlich entschuldigen.

Auch Kennedy wird trotz seines Namens wenig Chancen auf eine Nominierung haben. Laut einer Umfrage von CNN aus dem Mai würden lediglich 20 Prozent der Wähler der Demokraten für Kennedy stimmen.

Republikaner

Donald J. Trump

Der Ex-Präsident tritt an, um sich die angeblich "gestohlene Wahl" wiederzuholen. Nach seiner Niederlage 2020 versuchte er auf verschiedenen Wegen, das Ergebnis anzufechten, und heizte im Januar 2021 einen Mob an, der anschließend versucht hat, das Kapitol in Washington zu stürmen. Seit seiner Niederlage hat Trump an Einfluss in seiner Partei eingebüßt, besitzt aber nach wie vor eine große Anzahl Unterstützer, die ihn ins Weiße Haus befördern könnten.

Er ist nach wie vor der Platzhirsch in seiner Partei und derjenige, dem mit weitem Abstand die besten Chancen auf eine erfolgreiche Kandidatur eingeräumt werden. Auch seine Partei sieht das so: Laut Nachrichten-Website und Umfragen-Portal "fivethirtyeight.com" liegen Trumps‘ Zustimmungswerte innerhalb der eigenen Partei bei 53,8 Prozent und damit weit vor allen anderen Kandidaten.

Nikki Haley

Haley ist die ehemalige Gouverneurin von South Carolina und war unter Trump Botschafterin der USA bei den Vereinten Nationen. 2018 trat sie aus Protest gegen Trump aus dem Amt zurück und galt damals als eine der wenigen Vertrauten, die sich öffentlich gegen den US-Präsidenten stellte. Seither unterhält sie ein wechselhaftes Verhältnis zum Ex-Präsident. Sie steht innerhalb der Partei für eine neue Generation, die sich bewusst vom Establishment abgrenzt; sie scheut jedoch den öffentlichen Bruch mit dem Ex-Präsidenten.

Die Chance auf eine Nominierung von Haley durch die Republikanische Partei ist eher gering. Laut "fivethirtyeight.com" liegen Haleys Zustimmungswerte innerhalb der eigenen Partei bei 4,5 Prozent.

Vivek Ramaswamy

Ramaswamy ist mit 39 Jahren der jüngste aller Kandidaten. Er hatte noch nie ein Amt inne und ist einer der unbekannteren Kandidaten. Der Multimillionär und Unternehmer bezeichnet sich selbst als "anti-woke" und hat sich in rechten Kreisen einen Namen gemacht als Gegner von Unternehmen, die sich für eine umweltfreundlichere und sozialere Politik starkmachen und Identitätspolitik bewerben.

Die Chancen auf eine Nominierung für Ramaswamy sind gering. Laut "fivethirtyeight.com" liegen Ramaswamys Zustimmungswerte innerhalb der eigenen Partei bei 3,5 Prozent.

Asa Hutchinson

Der ehemalige Gouverneur von Arkansas ist einer der wenigen bekannten offenen Kritiker von Donald Trump innerhalb der Republikanischen Partei. Er hat dessen Bestrebungen, die Wahl von 2020 rückgängig zu machen, offen kritisiert und erklärt, Trump sollte nicht wieder kandidieren. Politisch ist er trotzdem klar konservativ: Während seiner Amtszeit als Gouverneur hat er ein strenges Abtreibungsverbot unterzeichnet.

Die Chancen auf eine Nominierung für Hutchinson sind äußerst gering. Laut "fivethirtyeight.com" liegen Hutchinsons Zustimmungswerte innerhalb der eigenen Partei bei 0,7 Prozent.

Donald Trump und Mike Pence ziehen in den Präsidentschaftswahlkampf.

US-Präsidentschaftswahlkampf: Mike Pence schießt gegen Donald Trump

Der Republikaner Mike Pence will Präsident werden. Zum Auftakt des Wahlkampfes greift er seinen Konkurrenten und ehemaligen Chef Donald Trump verbal an.

Larry Elder

Elder ist ein prominenter Talkshow-Moderator. In seiner konservativ ausgerichteten Radioshow spricht er sich für eine Abschaffung des Mindestlohns aus und für eine stärkere Verbrechensbekämpfung. Er gilt als Vertreter von Positionen rechts des republikanischen Mainstreams. Im September 2021 trat er erfolglos als republikanischer Kandidat für das Amt des Gouverneurs von Kalifornien an.

Die Chancen auf eine Nominierung für Larry Elder sind äußerst gering. Laut einer Umfrage von "YouGov", die das Umfrage-Portal "fivethirtyeight.com" zitiert, liegen seine Zustimmungswerte innerhalb der eigenen Partei bei ungefähr einem Prozent.

Tim Scott

Scott ist eine der prominentesten Stimmen innerhalb der Republikanischen Partei in Sachen Rechte der Afroamerikaner. Der Sohn einer alleinerziehenden Mutter aus South Carolina wuchs unter schwierigen Bedingungen auf. Nach ersten Erfahrungen als Unternehmer zog es ihn in die Politik. Seit 2013 vertritt er South Carolina im Senat.

Scotts Chancen auf eine Nominierung sind gering. Laut "fivethirtyeight.com" liegen Scotts Zustimmungswerte innerhalb der eigenen Partei bei 2,2 Prozent.

Ron DeSantis

Der Gouverneur von Florida gilt als einer der wenigen Wahlsieger der Republikanischen Partei in der jüngsten Vergangenheit. Während der erwartete Wahlsieg der Republikaner bei den Halbzeitwahlen 2022 ausblieb, konnte DeSantis sein Amt mit großem Vorsprung verteidigen und wurde so bereits am Wahlabend als möglicher Herausforderer von Donald Trump gehandelt.

Als Gouverneur machte er sich durch seine strikte LGBTQI-kritische Haltung einen Namen. DeSantis scheute dabei nicht einmal die gerichtliche Auseinandersetzung mit dem Disney-Konzern, die er jetzt allerdings zu verlieren droht.

DeSantis ist der aussichtsreichste Herausforderer von Donald Trump. Laut "fivethirtyeight.com" liegen DeSantis' Zustimmungswerte innerhalb der eigenen Partei bei 21,3 Prozent. Sollte er weiter aufholen, könnte er Trump gefährlich werden.

Mike Pence

Mike Pence ist der ehemalige Vize-Präsident der USA. Unter Trump wurde er gerne als dessen loyaler Gehilfe gesehen, bis ihn sein Widerstand beim Sturm auf das Kapitol Anfang 2021 in Ungnade fallen ließ. Pence gilt als evangelikaler Christ, den sein Glauben bei politischen Überzeugungen leitet. Er ist entschiedener Gegner des Abtreibungsrechts und fordert ein Abtreibungsverbot in den gesamten USA.

Die Chancen auf eine Nominierung für den Ex-Vize-Präsidenten sind eher gering. Laut "fivethirtyeight.com" liegen seine Zustimmungswerte innerhalb der eigenen Partei bei 5,4 Prozent, er wird als Drittplatzierter hinter DeSantis und Trump gehandelt.

Chris Christie

Christie ist der Gouverneur von New Jersey, einem beschaulichen Bundesstaat an der Grenze zu New York. 2012 war Christie zum ersten Mal als Präsidentschaftskandidat gehandelt worden, entschied sich allerdings gegen eine Kandidatur. 2016 kandidierte er dann erstmalig, unterlag aber dem späteren Präsidenten Trump bei den Vorwahlen und unterstützte anschließend dessen Präsidentschaft.

Seither hat sich das Verhältnis zu Trump verschlechtert und Christie gilt inzwischen als einer der schärfsten Kritiker des Ex-Präsidenten. Dieser wiederum macht sich in alter Trump-Manier gerne über Christies Leibesfülle lustig.

Christie gilt innerhalb seiner Partei als gemäßigter Konservativer und verfolgt einen pragmatischen Kurs. Er ist für ein strengeres Waffenrecht und einen toleranteren Umgang mit illegalen Einwanderern und Homosexuellen. Seine Chancen auf eine Nominierung sind laut "fivethirtyeight.com" sehr schlecht – in keiner einzigen Umfrage erhielt er mehr als drei Prozent Unterstützung.

Doug Burgum

Burgum ist der Gouverneur von North Dakota und bereits in seiner zweiten Amtszeit. Der ehemalige Software-Unternehmer hat seine Firma für eine Milliarde US-Dollar an Microsoft verkauft und gilt damit als einer der wohlhabendsten Kandidaten im Rennen. In der US-Politik spielt Geld eine große Rolle, da die Wahlkämpfe teuer sind und durch Spenden finanziert werden und/oder aus dem Privatvermögen der Kandidaten. Eine staatliche Parteienfinanzierung wie in Deutschland gibt es nicht.

Burgum könnte daher sein Vermögen einsetzen, um durch eine große Kampagne mehr Bekanntheit zu erlangen.

Über Burgums politische Ansichten ist wenig bekannt. Er gilt als moderater Kandidat und sagt über sich selbst, er wolle eine Alternative zu den radikaleren Kandidaten sein. Bei der Verkündung seiner Kandidatur erklärte er, er wolle sich vor allem für die Wirtschaft, bessere Energiepolitik und Nationale Sicherheit einsetzen. Laut "fivethirtyeight.com" könnte Burgum überraschend gut abschneiden bei den Vorwahlen. Damit ist allerdings eine Position als Drittplatzierter hinter Trump und DeSantis gemeint. Eine Nominierung als Präsidentschaftskandidat wäre mehr als überraschend.

Unabhängiger Kandidat ("Third Party")

Cornel West

West ist ein Philosophie-Professor aus Oklahoma. Er hat an den Elite-Universitäten Yale, Harvard und Princeton gelehrt und ist bekannt für seinen progressiven Aktivismus und seine Kritik an Ex-Präsident Barack Obama. Er hält die Ergebnisse der Obama-Präsidentschaft für unzureichend und bezeichnet Republikaner wie auch Demokraten als unaufrichtig. West ist überzeugter Christ und setzt sich für die Rechte von Afroamerikanern ein.

Seine Partei, die "People’s Party" wird von einem ehemaligen Mitarbeiter der Kampagne von Bernie Sanders geleitet. West hat als unabhängiger Kandidat bisher keine Konkurrenz durch andere Kandidaten seiner Partei zu befürchten – allerdings im Zweiparteiensystem der Vereinigten Staaten auch realistisch gesehen keine Chance auf einen Wahlsieg.

Verwendete Quellen:

  • Fivethirtyeight.com: Chris Christie Should Have Run For President In 2012
  • Cnn.com: Biden has a lead over Democratic primary challengers, but faces headwinds overall
  • Fivethirtyeight.com: Umfragen zu republikanischen Präsidentschaftskandidaten
  • Fivethirtyeight.com: Why Doug Burgum Could Surprise In The 2024 Republican Primary
  • CNN.com: Robert F. Kennedy Jr. invokes Nazi Germany in offensive anti-vaccine speech
  • Newsweek.com: Huge Majority of Voters Think Biden Too Old to Serve: Poll
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