Der türkische Präsident profiliert sich nach einem Gegenschlag im Kampf um Idlib. Die neuesten Vergeltungsmaßnahmen reichen Recep Tayyip Erdogan aber noch nicht – er will nachlegen, und die Öffentlichkeit in sein Vorgehen in Syrien miteinbeziehen.

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Nach einer weiteren bewaffneten Auseinandersetzung zwischen türkischem und syrischem Militär im Norden Syriens hat Präsident Recep Tayyip Erdogan neue Vergeltungsmaßnahmen angekündigt. Die Türkei habe es "dem Regime" in Idlib "ernsthaft gezeigt", sagte Erdogan am Dienstag in einer Rede in Ankara.

"Aber das reicht nicht. Das wird so weitergehen. Denn je mehr sie unsere Soldaten angreifen, umso höher wird der Preis, den sie bezahlen", sagte Erdogan weiter. Für eine Fraktionssitzung am Mittwoch kündigte er an, die geplanten Schritte "mit der Öffentlichkeit" zu teilen.

Erdogan macht Ernst: Türkisches Militär setzt syrische Militärs "außer Gefecht"

Am Montag waren durch syrischen Beschuss fünf türkische Soldaten getötet worden, hieß es nach Angaben aus Ankara. Das türkische Militär setzte daraufhin nach eigenen Angaben mehr als hundert syrische Militärs "außer Gefecht". Das kann getötet oder verwundet bedeuten.

Es war bereits das zweite Mal, dass innerhalb einer Woche türkische Soldaten durch syrischen Beschuss getötet wurden. Am vorvergangenen Montag waren bereits sieben Soldaten und ein ziviler Mitarbeiter des Militärs getötet worden.

Die "Bild"-Zeitung berichtete am Dienstag, dass die Türkei Flugabwehr-Raketen an syrische Rebellen weitergegeben habe, um sich gegen die Angriffe der Luftwaffe von Baschar al-Assad zu verteidigen – und diese auch prompt eingesetzt wurden. Demnach schossen die Rebellen einen Hubschrauber des Assad-Regimes über Nayrab ab. Bilder und Videos in den sozialen Netzwerken belegen den Bericht.

Erdogan hatte Damaskus nach dem Tod seiner Soldaten ein Ultimatum gestellt: Die syrische Armee müsse sich bis Ende Februar von den türkischen Beobachtungsposten in Idlib zurückziehen, sonst werde die Türkei die Sache selber in die Hand nehmen.

Seit fast neun Jahren herrscht in Idlib Bürgerkrieg

Idlib ist das letzte große Rebellengebiet in Syrien, wo seit fast neun Jahren ein Bürgerkrieg herrscht. Die Region wird von der al-Kaida-nahen Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS) kontrolliert. Die Türkei unterstützt in dem Konflikt islamistische Milizen.

Mit Russland als Schutzmacht Syriens hatte sie sich auf eine Deeskalationszone in Idlib geeinigt und dort ursprünglich zwölf Beobachtungsposten eingerichtet. Mittlerweile sollen der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge weitere türkische Posten hinzugekommen sein. Vor den syrischen und russischen Angriffen sind Hunderttausende Menschen auf der Flucht.

Syriens Regierung nimmt wichtige Verkehrsachse ein

Syriens Regierungstruppen brachten Aktivisten zufolge erst am Dienstag erstmals seit acht Jahren wieder eine der wichtigsten Verkehrsachsen des Bürgerkriegslandes unter Kontrolle.

Die Regierungsanhänger hätten die Verbindungsstraße M5 zwischen der Hauptstadt Damaskus und der nordsyrischen Großstadt Aleppo vollständig eingenommen, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag. Teile der Straße gehörten bislang zum letzten großen syrischen Rebellengebiet um die Stadt Idlib.

Die Regierungstruppen hatten bereits in den vergangenen Tagen große Geländegewinne im Kampf um das Gebiet um die Stadt Idlib gemeldet. (msc/dpa)

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