• Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat am Freitag erneut Höchstwerte bei den Corona-Fallzahlen gemeldet.
  • Wegen der angespannten Lage forderte der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) schnelle zusätzliche Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie.

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Weltweit werden nirgendwo so viele Corona-Neuinfektionen gemeldet wie in Deutschland. Am Freitag kletterte die Sieben-Tage-Inzidenz am fünften Tag in Folge auf einen Höchstwert. Das Robert-Koch-Institut (RKI) gibt die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche nun mit 263,7 an.

"Die Situation ist ernst", sagte der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit RKI-Präsident Lothar Wieler zur kritischen Corona-Lage. In einigen Landkreisen in Sachsen, Thüringen und Bayern gibt es Spahn zufolge Kliniken, "die sind heute schon über dem Limit". Wieler betonte: "Es ist fünf nach zwölf." Und weiter: "Die vierte Welle trifft uns jetzt mit voller Wucht."

Spahn sagte: "Wir werden alles tun, um diese Dynamik zu brechen, sonst wird es für das ganze Land ein bitterer Dezember."

Jens Spahn: "3G wird nicht mehr reichen"

Wegen der drastisch zunehmenden Ansteckungszahlen und Belastungen in manchen Krankenhäusern rücken nun zusätzliche Schutzmaßnahmen immer stärker in den Blick. Spahn will Zugang zu öffentlichen Veranstaltungen deutlich erschweren: "3G wird nicht mehr reichen", dies sei außerdem zu oft nicht kontrolliert worden. Es solle hier künftig die sogenannte 2G-Plus-Regel greifen, sagte Spahn. Das bedeutet, dass nur noch Geimpfte und Genesene mit einem aktuellen Coronatest Einlass bekommen. "Das ist ein schwerer Schritt, aber ein Schritt, den wir gehen müssen."

RKI-Chef Wieler ging noch weiter. Er forderte, bei Großveranstaltungen über eine Reduzierung der Besucherzahlen oder eine Absage zu sprechen. "Am besten wäre es, wenn man bestimmte Großveranstaltungen absagen würde - ganz klar."

Wieler verwies darauf, "dass insbesondere in Innenräumen sogenannte Superspreader-Events stattfinden." Man solle auch in Erwägung ziehen, in besonders belasteten Regionen Bars oder Clubs zu schließen. Auch vor privaten Zusammenkünften sollten sich die Menschen zudem testen lassen.

Wieler rief die Menschen in Deutschland eindringlich zur Beschränkung ihrer Kontakte auf. Auch bei Zutritt nur für Geimpfte und Genesene (2G) solle man Maske tragen. Bei Verdacht auf Erkältung solle man einen PCR-Test machen. Allerdings reiche 2G in besonders belasteten Regionen nicht mehr aus.

Wiedereinführung von kostenlosen Bürgertests

Der Bundesgesundheitsminister drängte auf mehr Auffrischungsimpfungen und schloss künftige lokale Lockdowns nicht aus. Er kündigte außerdem an, noch am Freitag eine Verordnung für die Wiedereinführung kostenloser Bürgertests zu unterzeichnen. Er gehe davon aus, dass dann ab Montag diese Tests wieder angeboten werden könnten. Außerdem kündigte Spahn an, die Vergütung für Mediziner für Corona-Impfungen deutlich zu erhöhen. Pro Impfung würden künftig 28 Euro statt bislang 20 Euro bezahlt, am Wochenende sogar 36 Euro. Per Verordnung werde er außerdem sicherstellen, dass die Impfzentren der Länder bis Mitte April hälftig vom Bund finanziert seien.

Der Minister verwies darauf, dass Impfungen wieder anziehen. In dieser Woche seien mehr als 4,3 Millionen Dosen bestellt worden, was eine Vervierfachung im Vergleich zu den vergangenen Wochen sei. Neben den Praxen gebe es wieder mehr als 170 Impfstellen und rund 600 mobile Teams.

Große Corona-Runde am kommenden Donnerstag

Spahn betonte, die für kommenden Donnerstag vorgesehene Corona-Runde der geschäftsführenden Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten sei wichtig, um zu gemeinsamem Handeln zu kommen. Aus seiner Sicht hätte es eine solche Bund-Länder-Abstimmung schon vor drei Wochen gebraucht.

Die voraussichtlichen Regierungspartner SPD, Grüne und FDP wollen derweil am Freitag in einem Fachgespräch mit Expertinnenen und Experten über mehr Tempo für die Impfungen beraten. (dpa/afp/mf)

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