• Die Ukraine wirft Russland vor, ein weiteres Atomkraftwerk im Süden des Landes beschossen zu haben.
  • Auf dem Gelände des AKW Piwdennoukrainsk soll es in der Nacht auf Sonntag eine heftige Explosion gegeben haben.
  • Die russische Seite prangert wiederum einen ukrainischen Vergeltungsangriff in der Stadt Donezk an.

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Die Ukraine hat Russland den Beschuss eines weiteren Atomkraftwerks im Süden des Landes vorgeworfen. Die russische Armee habe in der Nacht auf Montag das Gelände des AKW Piwdennoukrainsk rund 100 Kilometer nordwestlich der südukrainischen Stadt Mykolajiw beschossen, schrieb Kraftwerksbetreiber Energoatom am Montag im Online-Dienst Telegram.

Im Gelände um das AKW Piwdennoukrainsk (auf Deutsch: AKW Südukraine) habe es in nur 300 Metern Entfernung von den Reaktoren eine "heftige Explosion" gegeben, schrieb Energoatom weiter. Die drei Reaktoren des Kraftwerks arbeiteten aber "im regulären Betrieb", versicherte Energoatom. Auch seien keine Menschen zu Schaden gekommen.

Selenskyj: Russland gefährdet die gesamte Welt

Piwdennoukrainsk ist das zweitgrößte Atomkraftwerk der Ukraine. In den vergangenen Wochen hatte bereits der wiederholte Beschuss des von russischen Truppen besetzten größten Atomkraftwerks Europas bei Saporischschja im Süden der Ukraine international große Besorgnis ausgelöst. Russland und die Ukraine machten sich gegenseitig für den Beschuss verantwortlich.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj machte für die Explosion in Piwdennoukrainsk ebenfalls Russland verantwortlich. "Russland gefährdet die gesamte Welt. Wir müssen es stoppen, solange es noch nicht zu spät ist", schrieb Selenskyj im Onlinedienst Telegram. Dazu stellte er ein schwarz-weißes Überwachungsvideo von einer schweren Detonation.

13 Tote in Donezk: Russland spricht von Vergeltungsangriff

Die von Russland unterstützten Separatisten in der selbsternannten Volksrepublik Donezk im Osten des Landes warfen der Ukraine indes einen Angriff mit 13 Todesopfern vor. Bei dem "Vergeltungsangriff" im Stadtviertel Kuibyschewskyj im Westen der Stadt Donezk seien "nach anfänglichen Informationen" 13 Zivilisten getötet worden, berichteten russische Nachrichtenagenturen am Montag unter Berufung auf Äußerungen des von Moskau unterstützten Bürgermeisters der Stadt, Alexej Kemsulin.

Die Zahl der Verletzten müsse noch festgestellt werden, erklärte Kemsulin demnach. "Neun Geschosse mit einem Kaliber von 155 Millimetern" seien aus dem rund 15 Kilometer Luftlinie von Donezk entfernten Dorf Netailowe auf die Stadt abgefeuert worden. Kemsulin rief die Bevölkerung auf, "das Haus nur zu verlassen, wenn es absolut notwendig ist".

Gouverneur: Fast alle Toten in Isjum haben Folterspuren

Fast alle der nahe der ukrainischen Stadt Isjum exhumierten Leichen weisen nach Angaben des örtlichen Gouverneurs Anzeichen eines gewaltsamen Todes auf. Der Gouverneur der Region Charkiw, Oleg Synegubow, schrieb im Onlinedienst Telegram, dies sei bei "99 Prozent" der Leichen der Fall

Nach der Anfang September begonnenen ukrainischen Gegenoffensive hatte sich die russische Armee nach eigenen Angaben aus einem Teil der zuvor besetzten ukrainischen Region Charkiw im Nordosten zurückgezogen, um die Verteidigung der von pro-russischen Separatisten kontrollierten Region Donezk zu "verstärken". Dort sind Gefechte an der Tagesordnung.

Die Gegenoffensive verlor indes an Fahrt. Der ukrainische Präsident Selenskyj versicherte aber am Sonntagabend, es handle sich dabei "nicht um eine Pause". Vielmehr gehe es darum, "die nächsten Schritte vorzubereiten".

Diskussion um Gräber von Isjum

Die ukrainischen Vorwürfe zu hunderten Gräbern in der Nähe der von der russischen Armee zurückeroberten Stadt Isjum bezeichnete Moskau unterdessen als "Lügen". "Wir werden natürlich die Wahrheit in dieser Geschichte verteidigen", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.

Nach Angaben ukrainischer Behörden wurden nach der Rückeroberung des lang von russischen Truppen besetzten Gebietes von Isjum durch ukrainische Einheiten mehr als 440 Gräber und ein Massengrab entdeckt. AFP-Journalisten beobachteten, dass die Gräber in Isjum bis 445 nummeriert waren und stellten bei der Exhumierung der dort gefundenen Leichen fest, dass mindestens zwei Tote an den Händen gefesselt waren.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hat Russland mehrfach dementiert, dort Gräueltaten verübt zu haben. "Das ist dasselbe Szenario wie in Butscha", sagte Peskow auch am Montag mit Blick auf die ukrainische Stadt in der Nähe von Kiew, wo den russischen Einheiten nach deren Abzug ebenfalls Gräueltaten vorgeworfen worden waren. In Butscha waren ebenfalls Leichen mit auf dem Rücken gefesselten Händen gefunden worden. (afp/fab)

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