• Ein Mitarbeiter des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB soll den Krieg gegen die Ukraine als schweren Fehler bezeichnet haben.
  • Der Whistleblower geht schon jetzt von 10.000 getöteten russischen Soldaten aus.
  • Das berichtet die britische Zeitung "The Times". Sie stützt sich auf ein Papier, das ein russischer Menschenrechtsaktivist veröffentlicht hat.

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Russlands Krieg gegen die Ukraine stößt offenbar auch innerhalb des russischen Geheimdienstes FSB auf heftige Kritik. Das soll aus einem internen Bericht hervorgehen, über den die britische Zeitung "The Times" berichtet (Bezahlinhalt). Der Autor des Berichts – offenbar ein FSB-Mitarbeiter – geht davon aus, dass schon jetzt 10.000 russische Soldaten in der Ukraine ums Leben gekommen sein könnten.

Die russische Regierung unter Präsident Wladimir Putin hatte in der vergangenen Woche von lediglich 498 getöteten russischen Armeeangehörigen gesprochen. In dem internen Bericht heißt es nun, dass die Opferzahl gar nicht genau beziffert werden könnte - weil man den Kontakt zu wichtigen Offizieren verloren habe.

Investigativ-Netzwerk stuft Bericht als echt ein

Veröffentlicht wurde das Papier vom russischen Menschenrechtsaktivisten Vladimir Osechkin auf Facebook. Christo Grozev vom investigativen Recherche-Netzwerk Bellingcat stuft den Bericht der "Times" zufolge als echt ein: Er habe ihn zwei FSB-Mitarbeitern gezeigt, die bestätigten, dass er "zweifelsfrei" von einem Kollegen komme.

Dem Bericht zufolge wusste der Inlandsgeheimdienst im Vorfeld nichts von Putins Invasionsplänen. Geleitet wird der FSB von Alexander Bortnikov, einem Putin-Vertrauten. Bortnikovs Sohn gehört zu denjenigen Russen, die jetzt von den internationalen Sanktionen betroffen sind. Der Krieg könne aus russischer Sicht höchstens noch bis Juni andauern, schreibt der Geheimdienst-Mitarbeiter – denn dann werde die russische Wirtschaft wegen der Sanktionen kollabieren.

Putin

Putin hat sich verrechnet: Kann die Ukraine doch gewinnen?

Mit ihrer Kampfkraft haben die ukrainischen Streitkräfte überrascht. Doch nun werden bittere Wochen erwartet, weil die russischen Truppen umso härter vorgehen, auch um den Preis ziviler Opfer. Nicht mehr alle meinen, dass die Niederlage nur eine Frage der Zeit sei.

Russland-Ukraine-Krieg: Erste Zweifel an russischem Sieg

Der Autor des Berichts bezeichnet den von Russland begonnenen Krieg laut "Times" als "totalen Fehlschlag". Wenn es bald auch noch zu einer kriegerischen Auseinandersetzung mit dem Westen komme, befinde sich Russland in einer ähnlichen Situation wie Hitler-Deutschland in den Jahren 1943 und 1944, das am Ende den Zweiten Weltkrieg gegen die Alliierten verlor.

Russland gilt der Ukraine eigentlich als militärisch weit überlegen. Allerdings haben sich Europa und die USA auf harte Wirtschaftssanktionen verständigt und unterstützen die Ukraine zudem mit Waffenlieferungen. Immer wieder wird seit Kriegsbeginn gemutmaßt, dass der Überfall auf die Ukraine für Russland nicht so gut verlaufe, wie sich Putin das wahrscheinlich vorgestellt hatte. (fab)

Verwendete Quelle:

  • TheTimes.co.uk: This war will be a total failure, FSB whistleblower says
  • Facebook-Account von Vladimir Osechkin
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