Wahllose Bombardements, Hinrichtungen, Folter, Vergewaltigung und Deportationen: Russland werden zahlreiche Kriegsverbrechen in der Ukraine zur Last gelegt. Vor einem Jahr kam die erste Gräueltat ans Licht, das Massaker von Butscha. Seither wurden viele weitere Vorwürfe erhoben, in weit geringerem Ausmaß auch gegen die ukrainische Seite.

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Leichen in Butscha

Russische Truppen werden beschuldigt, in Butscha ein Massaker an der Zivilbevölkerung verübt zu haben. Moskaus Armee besetzte die Pendlerstadt in der Nähe von Kiew gleich zu Beginn des Krieges. Nach Abzug der Russen entdeckten Reporter der Nachrichtenagentur AFP als erste internationale Medienvertreter zahlreiche Leichen von Zivilisten auf einer Straße, einige mit auf dem Rücken gefesselten Händen. Die ukrainischen Behörden schätzen, dass in Butscha etwa 400 Zivilisten getötet wurden, in der gesamten Region mehr als 1000.

Tote im Theater von Mariupol

Die russische Armee bombardierte am 16. März 2022 ein Theater in der belagerten Hafenstadt Mariupol, in das sich viele Zivilisten geflüchtet hatten. Die Behörden vor Ort sprachen zunächst von 300 Toten. In einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International hieß es dann im Juni, es seien "mindestens ein Dutzend Menschen und wahrscheinlich noch viel mehr" bei dem "eindeutigen Kriegsverbrechen" getötet worden.

Massengrab in Isjum

Nach der Rückeroberung der Stadt Isjum in der Ostukraine wurde im September 2022 nach Angaben Kiews ein Massengrab mit mehr als 440 Leichen entdeckt. 30 von ihnen hätten Folterspuren aufgewiesen.

Angriffe auf Zivilisten

Seit Kriegsbeginn wird Moskau vorgeworfen, wahllos zivile Ziele zu bombardieren. Zu den tödlichsten Attacken gehörten der Beschuss des Bahnhofs von Kramatorsk am 8. April 2022, bei dem nach ukrainischen Angaben etwa 60 Zivilisten getötet wurden, und der Raketenangriff auf ein Wohnhaus in der Stadt Dnipro am 14. Januar 2023, bei dem Behörden zufolge 46 Menschen starben.

Deportation von Kindern

Nach Angaben Kiews wurden mehr als 16.000 ukrainische Kinder nach Russland verschleppt; viele von ihnen seien in Heimen und Pflegefamilien untergebracht worden. Der Internationale Strafgerichtshof betrachtet die Deportation als Kriegsverbrechen und erließ deswegen am 17. März 2023 Haftbefehl gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Angriffe aufs Stromnetz

Immer wieder legten russische Angriffe die Energieversorgung lahm, sodass Millionen Ukrainer während der eisigen Wintermonate im Kalten saßen. Die UN-Untersuchungskommission stuft diese Angriffe auf die Infrastruktur als mutmaßliches Kriegsverbrechen ein.

Vergewaltigungen

Die russische Armee wird beschuldigt, systematisch und in großem Umfang sexuelle Gewalt einzusetzen. In den von der ukrainischen Armee befreiten Dörfern und Städten berichten viele Frauen von Vergewaltigungen durch russische Soldaten. Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe seien Teil einer "bewussten Taktik zur Entmenschlichung der Opfer", sagte die UN-Sonderbeauftragte für sexuelle Gewalt in Konflikten, Pramila Patten.

Hinrichtungen

Die UNO zeigte sich am 24. März "tief besorgt" über Hinrichtungen von Kriegsgefangenen – sowohl durch russische als auch ukrainische Streitkräfte. Anfang März sorgte ein Video einer solchen Hinrichtung für Empörung. Darin ist ein unbewaffneter ukrainischer Kriegsgefangener zu sehen, der in einem Schützengraben eine letzte Zigarette raucht und "Ruhm für die Ukraine" ruft, bevor er von mutmaßlichen russischen Soldaten erschossen wird. (afp/fab)

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