• Mit Klimaaktivistin Luisa Neubauer als Gast ist im Studio eigentlich traditionell für hitzige Debatten gesorgt.
  • Viel Stunk gab es diesmal aber tatsächlich nicht. Ungewöhnlich scharf teilte Neubauer allerdings gegen die Grünen aus.
  • Zum Schluss gehörten ihr sowohl der Moment als auch das Rededuell des Abends.
Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Marie Illner dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die Ampel-Koalition hat sich im Schloss Meseberg zur Krisensitzung getroffen und ein weiteres Entlastungspaket angekündigt. Dabei sprach Scholz von zielgenauen, maßgeschneiderten und effizienten Maßnahmen, Finanzminister Christian Lindner (FDP) versprach ein "wuchtiges" Paket.

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Das ist das Thema bei "maybrit illner"

Rechnungen wie diese hat man schon gehört: Im August 2021 musste ein Single-Haushalt etwa 430 Euro bezahlen, ab Oktober sind es 1.073 Euro. Bei einem Zwei-Personen-Haushalt verdreifacht sich die Gasrechnung auf 2.463 Euro im Jahr. Maybrit Illner wollte am Donnerstagabend (1.) darüber sprechen: "Ampel unter Druck – keine Strategie in der Energiekrise?". Dabei ging es auch um die Themen Übergewinnsteuer, Strompreise, Klimaschutz und zielgenaue Hilfen.

Das sind die Gäste

Luisa Neubauer: "Die meisten Menschen fragen sich gerade: Was kommt da auf uns zu?", sagte die Klimaaktivistin. Sie frage sich in der Diskussion, wann man frage: "Warum sind wir in der Energiekrise? Warum sind denn die Rechnungen so hoch? Warum ist das denn so eskaliert?". Es habe in den letzten Jahren ein massives Missmanagement der Energiepolitik gegeben. "Ich frage mich, wo die Regierung ist, die sagt: Wir versprechen euch, das ist der letzte Winter, der hart wird, weil wir wegkommen von den fossilen Energien". Neubauer schob hinterher: "Wir würden uns einen Gefallen tun, das Ende des Monats nicht gegen das Ende des Jahrzehnts auszuspielen".

Christian Dürr (FDP): Der Fraktionsvorsitzende warb für einen "Inflationsausgleich im Steuersystem". "Bei der Steuer kann man direkt entlasten. Wir können vor allem sicher sein, dass das Geld bei den Menschen wirklich verbleibt". Gleichzeitig müsse der Strommarkt neu designt werden.

Ursula von der Leyen: "Es ist selbstverständlich, dass die Stromerzeuger der fossilen, der schmutzigen Energien ihren Krisenbeitrag leisten müssen", sagte die EU-Kommissionspräsidentin über die Entkoppelung von Gas- und Strompreis. Unverdiente Übergewinne müssten abgeschöpft werden – allerdings nicht in Form einer Steuer, sondern als Notfallinstrument.

Ricarda Lang: "Ich kann verstehen, dass aktuell der Eindruck entsteht: Ihr wolltet doch alles anders machen in dieser Koalition und auch anders miteinander umgehen. Dass wir das nicht so gut hinbekommen haben in den letzten Wochen, das muss man ziemlich ehrlich anerkennen", gab die Grüne Parteivorsitzende zu.

Karl-Josef Laumann: "Ich hätte mir von der Regierung gewünscht, dass man Leute, die fleißig sind, die gerade über die Runden kommen, mehr entlastet", sagte der CDU-Politiker. Man müsse das neue Entlastungspaket daran messen, ob es wirklich bei den Leuten ankomme, die nicht unbedingt in Transferleistungen sind, aber trotzdem jeden Euro umdrehen müssten. Der Plan von Putin dürfe nicht aufgehen, dass die Gesellschaft gespalten werde. "Putin will doch, dass wir Probleme in unserer eigenen Gesellschaft kriegen".

Eva Quadbeck: "Die Koalition kommt zu spät mit dem Entlastungspaket", meinte die Journalistin vom "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Es hätte schon zum Monatsanfang vorliegen müsse. "Es ruckelt ordentlich in der Ampel", attestierte sie. In der Finanzkrise seien Merkel und Steinbrück vor die Kameras getreten und hätten verkündet, dass die Einlagen sicher seien. "Das war eine Botschaft, die die Gesellschaft beruhigt hat. Ich sehe aktuell noch nicht, dass die Ampel in der Lage ist, so eine Botschaft zu senden", so Quadbeck.

Das ist der Moment des Abends bei "maybrit illner"

Es kommt vermutlich selten vor, dass Aktivistin Luisa Neubauer einem so großen Teil der Zuschauer aus dem Herzen spricht. Als es darum ging, dass Deutschland resilienter werden muss, sagte sie: "Es geht darum, dass wir rauskommen aus dieser Zeit, in der eine Krise die andere überschwemmt. In der Menschen überall das Gefühl haben, man hat gar keine Luft mehr zum Atmen, es kommt von allen Seiten". Es brauche eine Transformation, eine Regierung, die loslege und einen Plan habe, der heute hilft – aber auch morgen und übermorgen.

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Das ist das Rede-Duell des Abends

Christian Dürr schüttelte schon während ihres Redebeitrags den Kopf. Luisa Neubauer sagte: "Das Verkehrsministerium weigert sich, Klimaschutzziele vorzulegen und -pläne einzuhalten. Das ist so gravierend, was Volker Wissing produziert. Das wäre in jedem anderen Berufsfeld ein Kündigungsgrund." Die Grünen müssten sich fragen, ob sie das Koalitionsklima oder das Weltklima schützen wollten.

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Auch nach der Kabinettsklausur in Meseberg ist noch nicht klar, wie die Bundesregierung die Bürger wegen der hohen Energiepreise entlasten wird. Eine Studie zeigt nun, wie sich die hohen Kosten abfedern lassen, ohne die Umwelt zu belasten.

Dürr nahm den Verkehrsminister in Schutz: "Der hat ja gerade im Rahmen von Klimaschutz einiges vorgelegt. Übrigens müssen wir ein bisschen kreativer werden an der Stelle. Wie wäre es denn, wenn unsere vier Millionen PKW in Deutschland CO2-neutral auch als Verbrennungsmotoren fahren können? Sollten wir uns in Europa für einsetzen. Stichwort klimaneutrale Kraftstoffe".

So hat sich Maybrit Illner geschlagen

Illner stellte keine schlechten Fragen, aber der große Wurf gelang nicht. Die Überschrift der Sendung "Ampel unter Druck – keine Strategie in Sicht?" bediente sie mit Fragen wie: "Ist der Zauber der Regierung verloren"? und: "Haben die Liberalen rechtzeitig ihr mitfühlendes Herz entdeckt?". Man merkte allerdings, dass das von einer ziemlich bequemen Position aus geschah: Nämlich einer, von der man selbst keine Strategie braucht und Vorschlag für Vorschlag einzeln abfragen kann.

Das ist das Ergebnis bei "maybrit illner"

Es ging um zwei wichtige Themen am Donnerstagabend: Um Sozialpolitik und Klimapolitik. Leider gelang es zu selten, beide Problemfelder übereinander zu legen. Sie kreuzten sich nur kurz beim Neun-Euro-Ticket. Außerdem kamen die Themen, über die Neubauer und Lang mit Dürr und Laumann wohl besser hätten streiten können, erst kurz vor knapp auf den Tisch: Der Weiterbetrieb von Atom- und Kohlekraftwerken. Doch da musste Illner schon weiter zu Kollege Markus Lanz geben.

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