Laut eines TiktTok-Videos sollen Geflüchtete ab September einmalig 10.000 Euro erhalten, wenn sie in Deutschland ein Kind bekommen. Das ist frei erfunden.

Gegen Geflüchtete wird in sozialen Netzwerken immer wieder Stimmung gemacht. Oft wird behauptet, sie bekämen Leistungen aus dem Sozialsystem, die Deutsche nicht erhalten würden. Aktuell macht auf TikTok und Twitter die Behauptung die Runde, Geflüchtete erhielten ab September 10.000 Euro für jedes in Deutschland geborene Kind. Das stimmt nicht. Ein TikTok-Account, der immer wieder Beiträge verbreitet, die nur schwer oder, wie in diesem Fall, gar nicht als Satire erkennbar sind, brachte das Märchen Anfang Mai in Umlauf.

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Beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales weiß man von solchen Plänen nichts, antwortete eine Sprecherin des Ministeriums CORRECTIV.Faktencheck auf Nachfrage. Das wäre auch überraschend gewesen, denn bei einer so hohen Sonderzahlung an Geflüchtete wäre davon auszugehen, dass Medien darüber berichten. Aber Suchmaschinen liefern keine Ergebnisse zu der angeblichen Einmalzahlung ab September.

Ursprung könnte eine Äußerung des CDU-Generalsekretärs sein

Worüber es jedoch Medienberichte gab, war ein ähnlicher Vorschlag der CDU: In einem Interview mit der Rheinischen Post sagte CDU-Generalsekretär Mario Czaja Ende April, aus den Reihen seiner Partei käme die Idee, für jedes neugeborene Kind in Deutschland ein Startkapital von 10.000 Euro vom Staat einzuführen. Das Geld solle nicht direkt ausbezahlt werden, sondern sei "ab dem 18. Lebensjahr für ein Studium oder eine Gründung gedacht". Laut Czaja sollten damit die Zukunftschancen von Kindern aus armen Haushalten verbessert werden. Dass es dabei nur um Kinder von Geflüchteten gehen soll, sagte er nicht.

Czaja hat eine Anfrage dazu per E-Mail bis zur Veröffentlichung nicht beantwortet. Konkrete Pläne, diese Idee tatsächlich umzusetzen, gibt es jedoch nicht, geschweige denn einen fixen Starttermin im September.

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