Der mutmaßliche Straßburger Attentäter Chérif Chekatt ist zwei Tage nach dem Terroranschlag getötet worden. Das bestätigten Polizeikreise am Donnerstagabend in Paris.

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Der mutmaßliche Straßburger Attentäter Chérif Chekatt ist tot. Chérif Chekatt wurde demnach am Donnerstagabend bei einer Razzia im Viertel Neudorf südöstlich des Straßburger Zentrums getötet. Dorthin war Chekatt am Dienstag nach dem Anschlag auf den Straßburger Weihnachtsmarkt geflohen, bei dem insgesamt vier Menschen getötet worden waren.

Indes kündigte der französische Innenminister Christophe Castaner an, dass der traditionelle Weihnachtsmarkt im Herzen Straßburgs an diesem Freitag wieder für Besucher geöffnet werden soll.

700 Polizisten im Einsatz

Die Bundespolizei fahndete im deutsch-französischen Grenzgebiet, auch Spezialkräfte waren im Einsatz.

Die Zahl der Todesopfer stieg nach dem Terroranschlag von zwei auf drei. Ein viertes Opfer sei hirntot, bestätigte die Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur in Paris. Von dem polizeibekannten mutmaßlichen Attentäter Chérif Chekatt fehlte zunächst weiter jede Spur.

Die französische Polizei war mit 700 Polizisten im Einsatz, um Chekatt zu fassen. Außerdem hatte die Regierung die Soldaten im Anti-Terror-Einsatz verstärkt - die Armeeangehörigen der Operation Sentinelle (Wache) sollen die Sicherheit auf öffentlichen Plätzen und Weihnachtsmärkten im Land gewährleisten.

Die Bundespolizei kontrollierte insbesondere in der deutschen Grenzstadt Kehl, aber auch im Hinterland, wie eine Sprecherin der Bundespolizei der dpa sagte. Überwacht würden Fahrzeuge, der Personenverkehr über einer Fußgängerbrücke über dem Rhein sowie Züge und Straßenbahnen.

Der Attentäter hatte am Dienstagabend mitten in der Weihnachtssaison das Feuer in der Straßburger Innenstadt eröffnet. Zeugen haben ihn nach Angaben des Chefermittlers Rémy Heitz "Allahu Akbar" ("Gott ist groß" auf Arabisch) rufen hören. Anschließend war er auf der Flucht vor der Polizei von Soldaten verletzt worden und schließlich spurlos verschwunden. Unklar war, ob er sich noch in der Elsass-Metropole nahe der deutschen Grenze aufhält.

Polizeieinsatz im Straßburger Stadtteil Neudorf

Am Donnerstagnachmittag gab es einen größeren Polizeieinsatz im Straßburger Stadtteil Neudorf. Auf Fernsehbildern waren zahlreiche Einsatzfahrzeuge zu sehen. Der Anlass für die Aktion war zunächst unklar. In Neudorf unweit des Stadtzentrums hatte sich der mutmaßliche Täter unmittelbar nach dem Anschlag mit einem Taxi absetzen lassen und war danach verschwunden. In der Nähe befindet sich seine Wohnung, die zuvor durchsucht worden war.

Außerdem nahmen Ermittler einen weiteren Verdächtigen aus dem Umfeld des mutmaßlichen Attentäters in Gewahrsam. Er gehört nicht zur Familie Chekatts, bestätigte die Staatsanwaltschaft der dpa in Paris. Damit sind insgesamt fünf Verdächtige im Gewahrsam.

Die französische Polizei veröffentlichte am Mittwochabend ein Fahndungsfoto des radikalisierten Gefährders Chekatt samt Täterbeschreibung. Auch süddeutsche Bundespolizei-Stationen, das Bundeskriminalamt und die Schweizer Bundespolizei verbreiteten auf Twitter den Aufruf der Police Nationale. Die Polizei sucht Zeugen.

In dem Aufruf heißt es: "Der Mann ist gefährlich, bitte nicht selbst eingreifen." Der Gesuchte sei 29 Jahre alt, 1,80 Meter groß, habe kurze Haare, sei vielleicht Bartträger und habe eine Narbe auf der Stirn. Der mehrfach vorbestrafte mutmaßliche Angreifer soll sich im Gefängnis radikalisiert haben. Der gebürtige Straßburger mit nordafrikanischen Wurzeln saß wegen schweren Diebstahls auch in Deutschland in Haft.

Vor der Tat kam Anruf aus Deutschland

Das RBB-Inforadio berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, Chekatt sei unmittelbar vor der Tat aus Deutschland angerufen worden. Er habe den Anruf jedoch nicht angenommen. Unklar sei, wer ihn angerufen habe und warum. Dieser Frage gehen deutsche Ermittler nun intensiv nach, wie der Sender weiter berichtete.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach den Opfern und Familien am Donnerstag in Brüssel erneut die Solidarität der gesamten Nation aus. "Es war nicht nur Frankreich, das getroffen wurde - eine französische Stadt, unsere Bürger -, sondern es war genauso eine große europäische Stadt, die vor einigen Tagen tödlich getroffen wurde."

Macron war nach Brüssel zum Gipfeltreffen der 28 Staats- und Regierungschefs der EU-Länder gereist. Auch dort wurde der Opfer gedacht. "Zuerst eine Schweigeminute zu Ehren der Opfer der Straßburg-Anschläge", schrieb der Sprecher von EU-Ratspräsident Donald Tusk am Donnerstag im Kurznachrichtendienst Twitter.

Unter den Todesopfern ist ein 45 Jahre alter Tourist aus Thailand, wie das Außenministerium in Bangkok bestätigte. Nach französischen Medienberichten wurde außerdem ein Franzose getötet, der gerade vor einem Restaurant auf seine Familie wartete.

Unter den Opfern ist außerdem ein Straßburger mit afghanischen Wurzeln. Die Moschee Eyyûb Sultan de Strasbourg bestätigte der dpa, dass er in den kommenden Tagen beerdigt werde. Ein viertes Opfer ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft hirntot. Das bedeutet, dass die Funktionen des Gehirns unwiederbringlich ausgefallen sind. Die Atmung und der Herzschlag können künstlich aufrecht erhalten werden. (dpa / afp / mg)

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