Ivanka Trump wollte eigentlich gar keinen offiziellen Job im Weißen Haus. Dann wurde sie doch Beraterin ihres Vaters - und erreicht als solche, was Donald Trump selbst gut gebrauchen könnte: positive Schlagzeilen.

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US-Präsident Donald Trump absolviert seine erste Auslandsreise als Präsident. An seiner Seite: Ivanka Trump, seine älteste Tochter.

Beim Staatsbesuch ihrer Vaters in Saudi-Arabien saß sie in einem eleganten schwarz-weißen Kleid neben Mukrin bin Abdelasis und unterhielt sich angeregt mit dem früheren Kronprinzen.

Vor saudischen Frauen warb sie später für die Verbesserungen von Frauenrechten - und wagte sich damit an ein heikles Thema in dem streng religiösen Königreich.

In Israel, der nächsten Station, punktete Ivanka Trump, als sie - die für ihren Ehemann Jared Kushner zum Judentum konvertierte - an der Klagemauer Tränen der Rührung vergoss.

Einen guten Eindruck hinterlassen hat die 35-Jährige vor kurzem auch bei ihrem Auftritt auf einer internationalen Frauenkonferenz in Berlin, wo sie unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel und Christine Lagarde, der Präsidentin des Internationalen Währungsfonds, traf.

Seine Tochter ist aus Donald Trumps Außenpolitik immer schwerer wegzudenken.

Trumps Tochter wurde zum Top-Hashtag

Ivanka Trump ist offiziell als Beraterin des Präsidenten tätig. Allerdings unentgeltlich, weil es offiziell verboten ist, Familienangehörige im Weiße Haus zu beschäftigen.

Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sieht sie in der Förderung von Frauen in der Arbeitswelt und in Familienfragen.

Diesem Anspruch wurde die dreifache Mutter und erfolgreiche Unternehmerin auch beim Staatsbesuch in Saudi-Arabien gerecht.

Für Schlagzeilen sorgten neben ihrem fehlenden Kopftuch und ihrem selbstbewussten Auftreten vor allem ihre kritischen Mahnungen, die Rechte von Frauen zu achten.

"Freiheiten und Chancen müssen weiter erkämpft werden", sagte das zweitälteste Trump-Kind in einer Rede vor Vertreterinnen der saudischen Elite.

In der streng religiösen Monarchie stellen diese Worte für manche Konservative eine Provokation dar.

Im Volk kam Ivanka offenbar gut an: Auf Twitter wurde das Hashtag "Bint Trump" (Trumps Tochter) zwischenzeitlich zum weltweit am meisten gesuchten Begriff.

"Wir sollten unsere Beziehungen mit Trump verbessern und seiner Tochter viele Investitionen garantieren, damit sie unser Land häufiger besucht", schrieb ein Nutzer namens Rakan al-Atibi auf Arabisch. Vor allem viele Männer meldeten sich im Kurznachrichtendienst zu Wort.

Mit ihrem stilsicheren Auftreten und ihren klaren, aber nie aggressiven Tönen, gibt Ivanka Trump der US-Regierung ein freundliches Gesicht.

"Ivanka Trump übernimmt in ihrer öffentlichen Rolle den Teil, den ihr Vater nicht glaubwürdig vermitteln kann", sagte Prof. Thomas Jäger von der Universität Köln kürzlich im Gespräch mit unserer Redaktion.

Kult um die First Daughter

Die Washington Post spricht aufgrund ihrer wachsenden Bedeutung und Machtfülle gar von einem "Cult of the First Daughter", einem Kult um die First Daughter, wie die älteste Tochter des ersten Mannes im Staat genannt wird.

Schon in der Vergangenheit gab es einflussreiche und politisch aktive Präsidentenkinder.

"Die Tochter von Franklin D. Roosevelt hat ihren Vater in den 1930-Jahren sehr tatkräftig als Beraterin unterstützt. Der Sohn von Dwight Eisenhower war auch ein Angestellter im Weißen Haus", erklärt Prof. Boris Vormann von der Freien Universität Berlin im Gespräch mit unserer Redaktion. "Es gibt in dieser Hinsicht tatsächlich eine Tradition."

In der jüngsten Vergangenheit allerdings lagen die Dinge anders: Malia und Sasha Obama waren noch sehr jung, genau wie Chelsea Clinton.

Und Jenna und Barbara Bush machten eher durch aufmüpfiges Verhalten denn durch politische Ambitionen Schlagzeilen. Da wurde schon mal auf dem Dach des Weißen Hauses geknutscht oder auf einer Party mit dem Schauspieler Ashton Kutcher Marihuana geraucht.

Ivanka Trump wollte ursprünglich keinen offiziellen Beraterjob. Doch sie scheint sich wohl zu fühlen in ihrer Haut, ist dabei, der Rolle der First Daughter ihren eigenen Stempel aufzudrücken.

Ihr Vater hat positive Schlagzeilen nötig

Die Familienbande sorgt aber auch für Kritik.

Nachdem Trump Senior im Wahlkampf zugab, eine weichere Position zur Kinderbetreuung nur auf Ivankas Bitten eingenommen zu haben, verurteilte die Washington Post die Vater-Tochter-Verflechtungen: "Dieser Stil reduziert wichtige Themen auf mädchenhafte Launen. Der Erhalt oder die Abkehr (von politischen Sachverhalten - Anm. d. Red.) wird mehr zu einer Angelegenheit väterlichen Großmuts als zu einem Ausdruck nationaler Bedeutung."

Weiter schrieb die Zeitung, Ivanka Trumps Rolle in der Regierung sei "möglicherweise, aber nicht eindeutig, legal nach den Gesetzen gegen die Vetternwirtschaft. Aber sie ist falsch unter ethischen Gesichtspunkten und verletzt die Lehren der guten Regierungsführung."

Auch Nordamerika-Kenner Vormann hat Bedenken. "Die Vermengung von wirtschaftlichen und politischen Interessen der Trumps ist ein Problem und nimmt ein Ausmaß an, das selten zuvor der Fall gewesen ist in den USA", sagt er.

Das alles ficht Donald Trump offenbar nicht an: Er wird weiter auf seine Tochter setzten.

Zum einen, weil er sich ihrer Loyalität sicher sein kann - anders als der manches anderen Mitarbeiters. Zum anderen, weil sie trotz ihrer Unerfahrenheit auf dem politischen Parkett dort bislang eine gute Figur abgibt - und positive Schlagzeilen wie seine Tochter sie zuletzt produziert hat, kann Trump mehr als nur gut gebrauchen.

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