Nach monatelanger Unterbrechung soll es in Hamburg wieder regelmäßige Kundgebungen eines "Merkel muss weg"-Bündnisses geben. Zum Auftakt folgen nur 125 Anhänger dem Aufruf der laut Verfassungsschutz rechtsextremen Organisatoren. Der Gegenprotest ist ungleich größer.

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Rund 10.000 Menschen haben nach Polizeiangaben am Mittwoch in Hamburg gegen Fremdenhass und rechte Hetze demonstriert. Anlass war eine Kundgebung eines "Merkel muss weg"-Bündnisses, die nach monatelanger Unterbrechung nun wieder regelmäßig in der Hansestadt stattfinden soll.

Bei den Organisatoren handelt es sich nach Angaben des Hamburger Verfassungsschutzes um Rechtsextremisten, die auch Verbindungen zur AfD unterhalten sollen. Vor dem Hintergrund der Ereignisse in Chemnitz war die Polizei mit knapp 1.000 Beamten vor Ort.

AfD-Mann als Redner

Die Gegendemonstranten zogen in zwei getrennten Aufzügen durch die Innenstadt in Richtung Gänsemarkt, wo sich laut Polizei am Abend knapp 180 Menschen zur "Merkel muss weg"-Kundgebung einfanden. Unter den Teilnehmern war auch die Nummer zwei der fremdenfeindlichen Pegida aus Dresden, Siegried Daebritz.

Als Redner trat Dennis Augustin auf, laut AfD-Homepage Kreisvorsitzender in Südwestmecklenburg. Die Kundgebung wurde von lauten Protestrufen der Gegendemonstranten deutlich übertönt.

Die Polizei hatte den Kundgebungsort mit Gittern abgeriegelt, auch Wasserwerfer und die Reiterstaffel standen bereit. Die Hamburger Beamten wurden von Kollegen aus Berlin, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und von der Bundespolizei unterstützt.

AfD distanziert sich

Nach Abschluss der "Merkel muss weg"-Kundgebung kam es zu einem kurzen Wasserwerfer-Einsatz, als abziehende Teilnehmer und sie begleitende Polizisten aus der Menge der Gegendemonstranten heraus mit Gegenständen beworfen wurden, wie ein Polizeisprecher sagte. Ansonsten seien die Proteste laut, aber friedlich verlaufen.

Die "Merkel muss weg"-Kundgebung war am Nachmittag bereits Thema in der Hamburgischen Bürgerschaft. In der Aktuellen Stunde verurteilten fast alle Fraktionen den Missbrauch des Todesfalls in Chemnitz, wo ein Mann mutmaßlich von Flüchtlingen erstochen worden war, durch Populisten und Rechtsextreme.

Die AfD wies die angeblichen Verbindungen zu Extremisten zurück, relativierte aber die in Hamburg geplante Veranstaltung. "Das ist keine AfD-Demo, sondern eine Veranstaltung freier Bürger", sagte Fraktionschef Alexander Wolf.

Gegenprotest: "Wir kommen wieder"

Anmelder der Gegendemonstrationen waren die Bündnisse "Hamburger Stimmen für Vielfalt" und "Mittwochs gemeinsam gegen rechte Hetze". Der Verfassungsschutz hatte in diesem Zusammenhang auch vor Mobilisierungen gewaltbereiter Linksextremisten gewarnt. Die Teilnehmer bildeten eine bunte Mischung größtenteils aus offenkundig studentischem und bürgerlichem Lager. Nur vereinzelt waren Anhänger der linksextremen autonomen Szene auszumachen.

Zwischen Februar und April hatte es bereits zehn "Merkel muss weg"-Kundgebungen in Hamburg gegeben - ebenfalls mit geringer Teilnehmerzahl und immer deutlich stärkerem Gegenprotest. "Wir kommen wieder", riefen die Teilnehmer am Mittwochabend den Gegendemonstranten zu, als sie von der Polizei gesichert den Gänsemarkt verließen. (br/dpa)

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