Der SPD-Politiker Manfred Stolpe ist tot. Er starb im Alter von 83 Jahren in der Nacht zum Sonntag. Das teilte die Staatskanzlei am Montag mit. Stolpe war vor allem wegen seiner früheren Kontakte zur Stasi immer umstritten.

Mehr Panoramathemen finden Sie hier

Der Der erste Brandenburger Ministerpräsident nach der Wiedervereinigung, Manfred Stolpe, ist tot. Er starb in der Nacht zum Sonntag im Alter von 83 Jahren. Das teilte die Staatskanzlei Brandenburg in Potsdam am Montag im Namen der Familie mit. Der langjährige Ministerpräsident des Landes Brandenburg sei nach langer Krankheit "friedlich eingeschlafen".

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sprach am Montag von einem "Tag tiefer Trauer". "Wir nehmen Abschied von einem großen Mann, der unser junges Land geprägt hat wie niemand sonst. Manfred Stolpe war der Vater des modernen Brandenburgs", erklärte Woidke.

SPD-Chef Norbert Walter-Borjans schrieb am Montag im Kurzbotschaftendienst Twitter, Stolpes Tod mache ihn "sehr traurig". "Mit ihm verlieren Deutschland, Brandenburg und die Sozialdemokratie eine prägende Persönlichkeit", fügte Walter-Borjans hinzu.

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) äußerte sich "tief betroffen" über den Tod des früheren Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg. "Er war eine der großen Persönlichkeiten unseres Landes in Zeiten der Teilung und auch später, als der Kirchenmann zum Politiker wurde. Der überzeugte und engagierte Christ und Demokrat hat aus seiner religiösen Überzeugung heraus in der DDR vieles an Humanitärem für die Menschen bewerkstelligt", erklärte Müller.

Manfred Stolpe: Vergangenheit immer wieder kritisch thematisiert

Stolpe wurde 1936 bei Stettin geboren und studierte nach dem Abitur in Greifswald ab 1955 an der Uni Jena Rechtswissenschaften. Danach zog es ihn in den Kirchendienst. In der DDR galt er als Vordenker einer Kirchenpolitik, die sich als "Kirche im Sozialismus" verstand. In den 1980er Jahren war er als Konsistorialpräsident der Ostregion der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg auch im Westen bekannt.

1990 wurde Stolpe SPD-Mitglied, trat als Spitzenkandidat an und wurde im November von einer Ampelkoalition aus SPD, FDP und Bündnis 90 zum ersten Ministerpräsidenten Brandenburgs gewählt. Einen Namen machte sich Stolpe dabei als Vertreter der Interessen Ostdeutschlands.

Er forderte staatliche Programme zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und eine Kurskorrektur bei der Treuhandanstalt, die Volkseigene Betriebe fit machen und privatisieren sollte.

Seine Vergangenheit wurde immer wieder kritisch thematisiert. Stolpe hatte als Kirchenfunktionär Kontakte mit der Stasi, die Behörde führte ihn gar als Inoffiziellen Mitarbeiter.

Die Leitung der evangelischen Kirche erklärte Mitte der 1990er Jahre nach einer Untersuchung, Stolpe sei ein "Mann der Kirche und nicht der Stasi gewesen". 2005 - Stolpe sprach von später Genugtuung - entschied das Bundesverfassungsgericht zudem, dass Stolpe nicht als Stasi-Mitarbeiter zu bezeichnen sei.

Stolpe erklärt 2002 überraschend seinen Rücktritt

In den 1990er Jahren war Stolpe in Brandenburg sehr beliebt - doch Vorzeigeprojekte wie der Lausitzring, der Cargolifter oder die Chipfabrik in Frankfurt/Oder scheiterten oder liefen nicht wie erhofft. Überraschend erklärte Stolpe 2002, als Regierungschef zurücktreten zu wollen, um einen Generationenwechsel zu ermöglichen.

Ähnlich überraschend wurde Stolpe wenige Monate später im zweiten Kabinett von SPD-Kanzler Gerhard Schröder als "Gesicht des Ostens" Verkehrsminister. Nach der vorgezogenen Bundestagswahl 2005 trat Stolpe dann von der politischen Bühne ab. Im Hintergrund kümmerte sich der Ruheständler verstärkt um den Erhalt historischer Baukultur.

Trotz einer Krebserkrankung nahm Stolpe zunächst noch viele Termine wahr und meldete sich auch immer wieder zu Wort. So sagte er in einem Interview der Zeitungen "Bild" und "B.Z." im Februar 2019: "Einige Regionen Ostdeutschlands fühlen sich vergessen." Er zog sich dann aber zunehmend zurück. (ff/dpa/afp)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.